Gasstreit Russland dreht den Gashahn zu

Der russische Energieversorger Gazprom macht Ernst: Am Neujahrsmorgen begann der russische Staatskonzern damit, seine Gaslieferungen Richtung Westen zu drosseln. Getroffen werden soll damit die Ukraine. Doch auch ein großer Teil des Gases für die Länder der EU kommt aus der Pipeline.

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Gas-Pumpstation in der Nähe des Dorfes Pisarevskaya nahe der russisch-ukrainischen Grenze: Gazprom d

HB MOSKAU. Die Ukraine hatte zuvor zwar ein Kompromissangebot von Russlands Präsident Putin akzeptiert, jedoch keinen neuen Liefervertrag unterschrieben. Die Ukraine habe sich geweigert, den angebotenen Liefervertrag zu unterschreiben, teilte Gazprom kurz nach Mitternacht Moskauer Zeit mit. Heute Morgen setzte Gazprom die Drohung in die Tat um: Nach Berichten mehrerer Nachrichtenagenturen begann das Unternehmen um 10.00 Uhr Moskauer Zeit damit, die Gaslieferung um die für die Ukraine vorgesehene Menge zu reduzieren. „Wir sind gezwungen, die Lieferungen zu stoppen“, sagte der Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow in Moskau. Über die Gasleitung durch die Ukraine werden auch Deutschland und viele andere europäische Staaten mit Gas beliefert. Die Europäische Union (EU) bezieht 25 Prozent ihres Gases von Gazprom. Theoretisch könnte die Ukraine dieses Gas nun abzweigen, Kiew hat dies aber bereits ausgeschlossen. Und Russlands Energiekonzern versicherte: "Gazprom garantiert seinen europäischen Kunden, dass sie im kommenden Jahr nicht frieren müssen." Der italienische Energiekonzern Eni erklärte jedoch, er sei von Gazprom gewarnt worden, dass Lieferunterbrechungen nicht ausgeschlossen werden könnten. In dem Streit zwischen Russland und der Ukraine geht es um die Pläne von Gazprom, die Preise auf 230 Dollar je 1000 Kubikmeter Erdgas von derzeit 50 Dollar zu erhöhen. Der bisherige Preis geht auf Sowjetzeiten zurück. Die Ukraine ist zwar grundsätzlich mit einer Angleichung an das Weltniveau einverstanden, will aber eine Übergangsphase. In der Ukraine wird hinter der Vorgehensweise Russlands auch ein Sanktionsmechanismus für die pro-westliche Haltung der Regierung vermutet. Die Ukraine strebt nach der Orangenen Revolution einen Beitritt zur EU und zur Nato an. Die Ukraine reagierte gelassen auf die den Lieferstopp durch Gazprom. Für den Monat Januar sei die Versorgung aus eigenen Quellen und Reserven sowie mit Exporten aus der zentralasiatischen Republik Turkmenien gewährleistet, zitierte die Agentur Interfax am Sonntag einen ranghohen Mitarbeiter der staatlichen Energieversorgung. Die erfolgte Abschaltung durch den Gasprom-Konzern werde in der Ukraine keinen Schaden anrichten, betonte er.

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