Griechenland-Krise „Vertrauensvorschuss für Athen ist völlig unangebracht“

Griechenlands Finanzminister geht davon aus, dass die Reformvorschläge der Regierung in Athen akzeptiert werden. Zweifel äußerte der CSU-Finanzexperte Michelbach. Er kündigte eine „Tiefenprüfung“ der Maßnahmen an.

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Nach Ansicht des Vize-Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hans Michelbach, ist eine Parlamentsabstimmung über neue Hilfen für Griechenland frühestens im März möglich. „Die griechischen Reformvorschläge, die bis Montag geliefert werden sollen, müssen nicht nur von den Regierungen genau geprüft werden. Auch die Parlamente, die wie der Bundestag zustimmen müssen, müssen jede Veränderungen der Maßnahmen einer Tiefenprüfung unterziehen“, sagte der Obmann der Union-Bundestagsfraktion im Finanzausschuss dem Handelsblatt (Online-Ausgabe). „Vor diesem Hintergrund halte ich es für nicht vorstellbar, dass der Bundestag noch vor Ende Februar einen endgültigen Beschluss über ein Übergangsprogramm für Griechenland fassen kann.“

Die wesentliche Beschlüsse der Eurogruppe zu Griechenland

Die Euro-Gruppe hatte sich am Freitagabend mit dem griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis auf die Verlängerung des aktuellen Hilfsprogramms um vier Monate bis Ende Juni geeinigt. Als Gegenleistung für die Auszahlung weiterer Milliarden muss sich Griechenland im Grundsatz an zugesagte Auflagen halten, wobei es aber auch Flexibilität geben soll.

Eine erste Liste konkreter Reformschritte muss die griechische Regierung bis Montagabend vorlegen. Diese soll von der EU-Kommission, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) geprüft werden, ehe die Euro-Finanzminister grünes Licht geben. Nur dann soll das eigentlich Ende Februar auslaufende Hilfsprogramm um weitere vier Monate verlängert werden. Griechenland ist hoch verschuldet, dem Land droht die Staatspleite.

Weitere Stationen im griechischen Schuldendrama

Als Stolperstein gilt auch, dass zahlreiche nationale Parlamente der Verlängerung des Hilfsprogramms zustimmen müssen, darunter der Bundestag. Kritisch ist dabei insbesondere die Frage, ob das griechische Parlament die Verlängerung akzeptiert. Die Zustimmung der Parlamente dürfte stark vom Inhalt der Reformliste abhängen.

Der Bundestag dürfe sich nicht unter Druck setzen lassen, betonte Michelbach. „Die Verantwortung für die Probleme liegt allein in Griechenland. Es ist die bisherige Weigerung der neuen griechischen Regierung, internationale Verpflichtungen anzuerkennen, die zum jetzigen Zustand geführt hat.“

Ein „Vertrauensvorschuss für Athen“ sei daher nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen „völlig unangebracht“, fügte Michelbach hinzu. „Wir haben schließlich erlebt, wie Athen immer wieder mit gespaltener Zunge geredet hat und nach Hintertürchen gesucht hat. Deshalb brauchen wir auch Sicherheiten für den Fall, dass Athen das Abkommen verletzt.“ Ohne verlässliche Gegenleistungen Athens sei die Einigung nichts wert und damit nicht zustimmungsfähig.

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