Orban trifft Kohl "Ein Signal an die CDU"

Merkels einstiger Mentor lädt ihren ärgsten Gegenspieler zum Gespräch: Das für den Mittag geplante Treffen zwischen dem ungarischen Premier Viktor Orban und Altkanzler Helmut Kohl sorgt für gemischte Reaktionen.

Alte FreundeDen ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU, r.) und den ungarischen Staatschef Viktor Orban verbindet eine lange Freundschaft. Das für Dienstagmittag geplante Treffen in Ludwigshafen ist nicht das erste zwischen den beiden Politikern. Schon nach seiner überraschenden Wahl zum ungarischen Ministerpräsidenten 1998 war Orban nach Bonn gereist, um sich bei Kohl politischen Rat zu holen (Foto). Das neue Treffen jedoch steht unter veränderten Vorzeichen: Orban gilt heute in der EU als ärgster Gegenspieler von Bundeskanzlerin Angela Merkel, immerhin Kohls Parteifreundin. Die Stimmen zu dem Treffen sind gespalten. Quelle: dpa
"Helmut Kohl sagt das, was Angela Merkel seit Monaten sagt."Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet sagte, Kohl verweise „völlig richtig darauf, dass sich die Flüchtlingsprobleme nicht in Deutschland, sondern nur in den Herkunftsländern lösen lassen“. Kohl sage, dass einsame europäische Lösungen falsch seien, sagte Laschet in der „Passauer Neuen Presse“. Dass ausgerechnet der als Ehrenbürger Europas ausgezeichnete Altkanzler „plötzlich für neue Schlagbäume und Zollhäuschen innerhalb Europas sein soll“, sei absurd. Quelle: dpa
"Europa darf sich nicht weiter spalten lassen."SPD-Generalsekretärin Katarina Barley hat an Altkanzler Helmut Kohl appelliert, seinen Einfluss auf den umstrittenen ungarischen Regierungschef Viktor Orban zu nutzen. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ äußerte Barley die Erwartung, dass der Alt-Kanzler für europäische Solidarität werben werde. Quelle: dpa
"Kohl erweist der europäischen Integration einen Bärendienst."Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner kritisierte Kohl für seine Einladung an den ungarischen Premier. Nun müsse Kohl Orban dringend in die Schranken weisen und ihm ein klares Bekenntnis für die europäische Idee abverlangen, forderte sie gegenüber der dpa. Quelle: Stefan Kaminski/Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Proteste geplant: „Wir werden so weit wie möglich vor das Privathaus Helmut Kohls ziehen und laut unseren Unmut äußeren.“Bei dem Treffen, das laut Kohls Büro privat-freundschaftlichen Charakter hat und nicht öffentlich ist, wird Orban vermutlich auch von Demonstranten begrüßt. Die Stadt hat eine kleine Protestkundgebung nur wenige Dutzend Meter von Kohls Haus entfernt genehmigt. Auf Facebook kündigte die „Antifa Rheinpfalz“ an, in Sicht und Hörweite von Kohls Haus demonstrieren zu wollen. Quelle: Screenshot
"Offenbar wünscht sich der Kanzler der Einheit ein konservativeres Profil seiner Partei."Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner sprach von einem „Signal an die CDU“. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ wertete Lindner den Empfang Orbans durch Kohl als „hochpolitische Entscheidung“. Der FDP-Chef sagte: „Offenbar wünscht sich der Kanzler der Einheit ein konservativeres Profil seiner Partei, eine stärker kontrollierte Flüchtlingspolitik und ein Ende der deutschen Alleingänge“. Er halte es dennoch für problematisch, dass er dafür einem Politiker eine Plattform biete, der wieder in nationalen und nicht europäischen Kategorien denke. Quelle: dpa
"Helmut Kohl zu treffen ist immer ein besonderes Erlebnis."CDU-Generalsekretär Peter Tauber sieht dem Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten und Merkel-Kritikers Viktor Orban bei Altkanzler Helmut Kohl (CDU) betont gelassen entgegen. Im ARD-„Morgenmagazin“ erklärte er: „Wenn andere in Europa erkennen, dass der Ehrenbürger Europas immer ein guter Gesprächspartner ist, dann schadet das der Sache nicht“. Quelle: dpa
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