Satire-Attacke auf Lucke und Co. „AfD wählen führt zu Verstopfungen der Hirnlappen“

Was tun gegen eine Große Koalition, die einfach nur durchregiert? Weil die Opposition nichts ausrichten kann, ergreifen Berliner Kabarettisten die Initiative – mit einer Kampagne, die auch die AfD auf die Schippe nimmt.

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Eine satirische Plakatkampagne in Berlin nimmt prominente Politiker, wie hier am Bahnhof Yorckstraße den AfD-Chef Bernd Lucke, in die Zange. (Foto: HB)

Berlin Man nehme eine Bundesregierung, die ihre Übermacht im Bundestag gnadenlos ausnutzt, eine überforderte Mini-Position aus Linken und Grünen und eine außerparlamentarische Oppositionspartei wie die Alternative für Deutschland (AfD) – und schon hat man die Zutaten für eine bissige Satire-Aktion, die derzeit auf Großplakaten in Berlin zu sehen ist.

Urheber der Kampagne, die voraussichtlich noch bis Mitte Mai läuft, ist das Kabarett-Theater „Distel“ unweit des Bahnhofs Friedrichstraße. Den Machern geht es darum, die Opposition zu entern und selbst die Regierungskontrolle zu übernehmen. „Wenn Merkels Mega-Koalition jetzt einfach nur durchregiert und die wenigen Hanseln von der Opposition sowieso nichts ausrichten können - dann geht die Distel jetzt in die APO, in die Außerparlamentarische Opposition. Denn Demokratie ohne Opposition geht nicht“, heißt es auf der Webseite des Theaters.

Die Plakatmotive zeigen prominente Politiker der Großen Koalition, darunter Vize-Kanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) oder den Bundespräsidenten Joachim Gauck.

Ungewöhnlich ist, dass die „Distel“ auch den Chef der AfD, Bernd Lucke, auf die Schippe nimmt. „APO heißt eben auch, andere Außerparlamentarier ins rechte Licht zu rücken“, begründen die Spaßmacher ihre Auswahl. Dabei nehmen sie dann auch kein Blatt vor den Mund.

Luckes Konterfei beispielsweise prangt auf einem Plakat, das auf den ersten Blick aussieht wie Zigarettenwerbung von Lucky Strike. Bei zweiten Hinschauen erkennt man dann, was da wirklich steht: „Lucke Strike“ – und dort, wo normalerweise vor den Nebenwirkungen des Rauchens gewarnt wird, steht geschrieben: „AfD wählen führt zu Verstopfungen der Hirnlappen und verursacht Geschichtsvergessenheit.“


Gabriel ist „Red Null“

SPD-Chef Gabriel wird mit Energydrink-Werbung verulkt. Die Kabarettisten nennen ihn in Anlehnung an „Red Bull“-Werbung „Red Null“ und in der Unterzeile den „Energiewende-Trickser“. Und natürlich bekommt er keine Flügel verliehen, sondern dort steht: „Red Null verliert Flüüüüüügel“.

Bei von der Leyen zielen die Satiriker auf die Frisur der Ministerin ab – und verwenden dabei manipulierte Haarspray-Werbung von „taff“.  Dann listen sie eine erfundene Reiseroute auf, die die CDU-Politikerin von Berlin in die Ukraine nach Syrien führt – und resümieren am Ende: „Die Frisur sitzt: Bombensicher!“

Auch Bundespräsident Gauck bekommt sein Fett ab – als „Mars“-Riegel, nur dass auf der Verpackung Gauck statt „Mars“ steht. In der Unterzeile wird über Gaucks Offenheit für Militäreinsätze unter deutscher Beteiligung gespöttelt: „Gauck macht mobil … bei Freiheit, Wort und Kriegsspiel.“

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) schließlich muss für frisierte Waschmittelwerbung herhalten. Für die „Distel“-Macher ist er in Anlehnung an die bayrischen Landesfarben Weiß und Blau ein „Blau Weißer Riese“ und ein „Megakerl“ – allerdings mit einem „3-fach-Schreck-Effekt“. Zu seiner „Problemlöser-Formel“ zählt beispielsweise die Beseitigung „hartnäckiger Zuwanderer-Gerüche“.

Bereits im Frühjahr vergangenen Jahres plakatierte die „Distel“ satirische Politikermotive. Damals war noch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dabei. Bekanntlich hat er seinen Posten vorzeitig geräumt, was die Satiriker, wen wundert’s, natürlich als ihren Erfolg ausgeben: „Er hat sich das Luftnummer-Plakat wohl zu Herzen genommen und ist zurückgetreten“.

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