Städteranking 2023 Das sind Deutschlands familienfreundlichste Städte

In der Gesamtwertung aller der betrachten Indikatoren landet Heidelberg häufig in den Top 3. Quelle: imago images

Kitaplätze, Fahrradwege, Wohnraum: Das Städteranking der WirtschaftsWoche zeigt, welche Städte den Ansprüchen von Eltern und Kindern am besten gerecht werden – und wo es noch Verbesserungspotential gibt.

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Über zehn Jahre ist es her, dass der Bundestag beschlossen hat: Kinder, die das erste Lebensjahr vollendet haben, haben ein Recht auf einen Kitaplatz. Doch Deutschland schafft es bis heute nicht, diesem Anspruch gerecht zu werden.

Bundesweit gibt es viel zu wenige Kita-Plätze, um die Nachfrage zu decken. Für etwa jedes siebte Kind unter drei Jahren fehlt ein Betreuungsplatz. Das ergibt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Dabei zeigt sich: In Westdeutschland betrifft der Mangel sogar 14 Prozent der unter Dreijährigen, während es im Osten mit 6,6 Prozent weniger als die Hälfte davon sind.

Dabei ist Kinderbetreuung ein wirtschaftlicher Standortfaktor. In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels kann das Jobangebot deutlich attraktiver werden, wenn die Stadt die entsprechende Infrastruktur für den Rest der Familie bietet. So stellt sich die Frage: Wo leben Familien am besten in Deutschland?

Wo Eltern gut einen Kita-Platz bekommen

Wie familienfreundlich die deutschen Großstädte sind, zeigt eine Sonderauswertung von 18 familienrelevanten Indikatoren des WirtschaftsWoche-Städterankings. Bewertet wurden 71 kreisfreie Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Das Ranking wertet nicht die Qualität der Betreuung aus. Dennoch vermittelt die Verfügbarkeit von Kitaplätzen für unter Dreijährige und Kinder zwischen drei und sechs Jahren einen Eindruck von der Versorgungslage.

Das wichtigste Ergebnis: Sowohl in der Betreuung der unter Dreijährigen also auch der unter Sechsjährigen sind die ostdeutschen Städte Rostock und Jena aufgrund der durch die DDR geprägten Arbeitskultur immer noch ungeschlagen. In Rostock erhalten 61 Prozent aller Kinder unter drei Jahren einen öffentlich geförderten Kita-Platz. Zum Vergleich: In Salzgitter sind es gerade mal 17,7 Prozent.

Wie lebt und arbeitet es sich in deutschen Großstädten? Das große Städteranking 2023 geht dieser Frage auf den Grund. Hier finden Sie die vollständigen Auswertungen aller 71 Städte in einem Gesamt-PDF zum Herunterladen.

Wenn Paare das erste Kind bekommen, wünschen sie sich häufig größeren Wohnraum. Doch in Großstädten sind Wohnungen mit vier oder fünf Zimmern eher selten zu finden. Neubauten können da Abhilfe schaffen. Wolfsburg, Darmstadt und Potsdam führen in diesem Feld das Ranking an. Zukünftig wird aber am meisten in Heilbronn, Ingolstadt und Münster gebaut, die an der Spitze der Baugenehmigungen stehen.

Lesen Sie hier: Das Stadt-Geheimnis: Was Sieger-Städte besser machen als andere

Finden Familien eine große Wohnung, dann ist diese aber oft teuer. Der Erschwinglichkeits-Index misst den Anteil der Wohnkosten am Einkommen. Er zeigt damit auch, wo Familien vergleichsweise günstig wohnen. Wie bereits in den Jahren zuvor, ist es besonders im Osten günstig. In Chemnitz beträgt der Anteil der Wohnkosten am Einkommen gerade einmal 22,5 Prozent und im niedersächsischen Salzgitter 23,1 Prozent. Spitzenreiter hingegen ist München. Über ein Drittel ihres Einkommens müssen Mieter in der bayerischen Landeshauptstadt für Wohnkosten aufwenden.

Heidelberger an der Spitze der medizinischen Versorgung

An ihrem Wohnort suchen Familien auch nach guter medizinischer Versorgung. Freiburg, Heidelberg und Würzburg haben die höchste ärztliche Versorgungsdichte. Heidelberg und Würzburg bieten zudem die größte Zahl an Krankenhausbetten. Das schlägt sich für Heidelberg auch in einer anderen Statistik nieder: Die durchschnittliche Lebenserwartung eines heute Neugeborenen liegt hier mit über 83 Jahren ganz oben, gefolgt von München und Stuttgart. Herne, Gelsenkirchen und Bremerhaven bilden mit einer Lebenserwartung von etwa 78 Jahren die Schlussgruppe.

Wer Familie hat, legt in der Regel zudem Wert auf eine geringe Kriminalitätsrate. Im Süden Deutschlands ballen sich hier die Spitzenstädte Fürth, Erlangen und München. In Fürth werden nur 4028 Straftaten je 100.000 Einwohner begangen, Erlangen liegt mit 5404 schon deutlich dahinter. Am wenigsten attraktiv sind die Schlusslichter Frankfurt am Main und Berlin. Die Hauptstadt steht auch mit der zweitniedrigsten Aufklärungsquote schlecht da. Schlusslicht bei der Aufklärung ist Bremen mit 43,9 Prozent. Die meisten Straftaten werden in Augsburg, Trier und Würzburg aufgeklärt.

Ausflug ins Grüne

Nicht zu vergessen ist der Freizeitwert einer Stadt: Ausflüge ins Grüne, mit dem Fahrrad sicher unterwegs sein oder auch die Versorgung mit Bus und Bahn gehören zu einer familienfreundlichen Stadt dazu. Besonders viele naturnahe Flächen, also Erholungs- und Waldgebiete sowie Wasserflächen, haben Kaiserslautern, Pforzheim und Hagen.



Fahrrad fahren funktioniert besonders gut in Münster, Karlsruhe und Freiburg, wie eine Befragung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Deutschland (ADFC) zeigt. Am schlechtesten bewertet wurde die Fahrradinfrastruktur in Pforzheim und Hagen.

Lesen Sie hier: Wie Mainz das „kommunale Märchen“ gelang – und was die Stadt daraus macht

Dafür ist, wie schon im Ranking des vergangenen Jahres, in den beiden Städten der öffentliche Nahverkehr am besten ausgebaut. Die Luftliniendistanz zur nächsten Haltestelle beträgt in Pforzheim nur 144 Meter. In Hagen sind es 157 Meter. Beim Tabellenletzten Jena müssen die Bürger im Durchschnitt 256 Meter Luftlinie hinter sich bringen.

Fazit Städteranking 2023 für Familien

In der Gesamtwertung aller der betrachten Indikatoren landet Heidelberg häufig in den Top 3, besonders wegen seiner medizinischen Versorgung. Der Osten punktet mit seiner Kinderbetreuung, was sich auch daran ablesen lässt, dass im Osten der Anteil der weiblichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten besonders hoch ist. Sechs der ersten zehn Städte liegen im Osten, darunter etwa Rostock, das das Kita-Ranking anführt. Wer als Familie hingegen besonders viel Wert auf Sicherheit legt, lebt im Süden Deutschlands am besten.

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Besonders schlecht schneiden (wie in vielen Kategorien des Rankings) die großen Ruhrgebietsstädte wie Duisburg ab. Ein Lichtblick für Pendler: Vom Zentrum in Essen, Herne oder Duisburg kommen Familien auch am schnellsten wieder nach Hause. Zwischen 0,4 und 2,2 Minuten braucht man in den Städten, um vom Zentrum auf die Autobahn nach Hause zu kommen.

Lesen Sie hier: Das gesamte Städteranking 2023

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