Unter Amnesty-Aufsicht Politik fordert Menschenrechtshinweise in Reisekatalogen

Ist es tolerabel, in einer noblen Hotelanlage unter Palmen einen Cocktail zu trinken, und draußen vor der Mauer leben die Menschen in Unfreiheit? Nein, sagen Politiker und fordern Konsequenzen.

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Prospekte des Reiseunternehmens Tui. Quelle: handelsblatt.com

Die Grünen haben sich offen für einen Vorstoß aus der CDU gezeigt, in Reisekatalogen künftig mit Hinweisen auf die Menschenrechtslage im Urlaubsland hinzuweisen. „Der Vorschlag taugt nur dann, wenn die Hinweise für die Menschenrechtslage auch tatsächlich von unabhängigen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch redaktionell verantwortet werden“, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Bundestag, Volker Beck, Handelsblatt Online. „Ansonsten besteht die Gefahr der Schönfärberei und der Falschinformation durch die Reiseveranstalter.“

Beck reagierte damit auf einen Vorschlag des Tourismuspolitikers Klaus Brähmig (CDU).  „Ich plädiere dafür, in den Reisekatalogen freiwillig auch darauf hinzuweisen, wie es ein Land unter anderem mit den Menschenrechten hält“, sagte der Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses im Bundestag der Zeitung „Die Welt“. „Wir müssen uns fragen, ob es sinnvoll ist, in Länder zu reisen, die von einem diktatorischen Regime regiert werden“, begründete Brähmig seinen Vorstoß. Touristen trügen eine „sehr große ethische Verantwortung“.

Von Boykottaufrufen halte er dagegen nichts. Er gönne es jedem, in der Sonne zu liegen und seine Ferien zu genießen, sagte Brähmig. „Aber was ist das für ein Gefühl, in einer noblen Hotelanlage unter Palmen einen Cocktail zu trinken, und draußen vor der Mauer leben die Menschen in Unfreiheit?“

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