Vorurteile Was Deutsche über Chinesen denken

Die Deutschen fürchten sich vor China und dessen Aufstieg zur Supermacht. Welche Vorurteile die Deutschen gegenüber den Chinesen haben - und wie viel Wahrheit darin steckt.

Laut einer aktuellen Studie des Pew Research Centers in Washington, aus der der "Spiegel" zitiert, fürchten sich die Deutschen vor einem Aufstieg Chinas zur Supermacht. Nur 28 Prozent haben einen positiven Eindruck von Land und Leuten und wollen China als Handelspartner. Dagegen hält jeder zehnte die Chinesen für den Feind. Quelle: AP
Die Deutschen haben übrigens europaweit die schlechteste Meinung von den Chinesen: So glauben 70 Prozent der Bundesbürger, dass die chinesische Regierung auf Interessen anderer Nationen pfeift. 87 Prozent sind außerdem davon überzeugt, dass Peking die Rechte seiner Bürger nicht akzeptiert. Das ist zumindest das Ergebnis der Umfrage des Pew-Research-Centers. Quelle: AP
Ein weiteres Vorurteil, das damit zusammenhängt, ist das von der Allmacht der Kommunistischen Partei: Natürlich kontrolliert die KP viele Bereiche und bemüht sich stetig darum, ihre Macht aufrecht zu erhalten beziehungsweise auszubauen. Allerdings ist auch die KP nicht ein geschlossenes Organ, sondern besteht aus zahlreichen einzelnen Machthabern in den Provinzen - quasi Ortsverbänden. Da diese auch ihre eigenen Interessen im Auge haben, hat die Partei genug damit zu tun, sich selbst zu kontrollieren und beherrscht dementsprechend nicht jeden gesellschaftlichen Bereich im Land. Quelle: REUTERS
Auch ein beliebtes Vorurteil der Deutschen ist das Bild des Chinesen als unermüdliche Arbeitsbiene. Das ist genauso richtig oder falsch wie der stets pünktliche, pedantische Deutsche. Eine typisch chinesische Angewohnheit, die das Bild des menschlichen Arbeitsroboters beispielsweise entkräftet, ist der weitverbreitete Mittagsschlaf. Viele Menschen in China gönnen sich mittags ein Stündchen Augenpflege: Mit dem Kopf auf dem Schreibtisch, auf dem Zementsack auf der Baustelle oder wo sie sich eben sonst gerade aufhalten. Quelle: dpa
Die Ein-Kind-Politik ist ein im Westen verpöntes Thema. Es ist korrekt, dass diese Politik in den 1970er Jahren eingeführt wurde, um das rasante Bevölkerungswachstum einzudämmen, das dem wirtschaftlichen Aufschwung im Wege stand. Es ist allerdings falsch, dass alle Chinesen maximal ein Kind haben dürfen. Die Regelung trifft nämlich nur eine beziehungsweise zwei Bevölkerungsgruppen: Die sogenannten Han-Chinesen sowie die Menschen, die in den Metropolen leben, dürfen nur ein Kind haben oder müssen empfindliche Strafen für jedes weitere Kind zahlen. Allerdings stellen die Han-Chinesen rund 90 Prozent der Bevölkerung. Wer zu dieser Mehrheit gehört und nicht in der Stadt lebt, sondern in seinem Familienbuch den Vermerk "Bauer" hat, ist von der strikten Regelung ausgeschlossen. Quelle: AP
Weitere Vorurteile der Deutschen befassen sich mit den Essgewohnheiten der Chinesen: Das Gerücht hält sich zwar hartnäckig, aber nicht alle Chinesen essen täglich Reis. Gerade in den großen Städten gilt Reis als arme-Leute-Essen und wird auch in Restaurants - wenn überhaupt - erst ganz zum Schluss serviert, wenn Fleisch, Meeresfrüchte und Gemüse längst verzehrt sind. Außerdem gibt es sehr regionale Unterschiede bei den Essgewohnheiten: Während im Süden Chinas recht viel Reis gegessen wird, sind im Norden dagegen Nudeln deutlich beliebter. Quelle: REUTERS
Noch hartnäckiger hält sich das Gerücht, dass Chinesen Hunde (und Katzen) essen. Auch an diesem Vorurteil ist zwar etwas Wahres dran - es ist aber eben nur die halbe Wahrheit. Für viele, gerade wohlhabende Städter, sind Tiere Prestigeobjekte oder Spielzeuge, die ausstaffiert und herumgezeigt werden, bis sie langweilig sind. Im Süden Chinas gibt es allerdings eine Redensart, die besagt, dass man alles essen könne, das beim Laufen den Rücken der Sonne zuneigt. Da erwischt es dann durchaus auch einmal einen Hund oder eine Katze. Eine Spezialität aus der Provinz Guangdong ist beispielsweise der Grillhund. Quelle: AP
Mindestens genauso falsch ist die Annahme, Chinesen könnten kein "R" sprechen beziehungsweise ersetzten jedes "R" durch ein "L": Richtig ist, dass es im Chinesischen kein "R" gibt. Mit entsprechender Übung kann aber jeder Chinese ein "R" sprechen, genauso wie Deutsche chinesische Laute lernen können. Diese und weitere Vorurteile über China sind übrigens in dem 2011 erschienenen Buch "Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über China" der Sinologin Françoise Hauser zusammengefasst. Quelle: AP
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