Schröder hielt sich aus der Debatte selbst heraus, beschrieb stattdessen in pathetischen Worten den heroischen Kampf der Betroffenen gegen die Fluten. Ein Beispiel: „Was wir in diesen Tagen erlebt haben: Aus der deutschen Einheit ist die Einheit der Deutschen geworden, und zwar im Kopf und in den Herzen.“ Am Ende blieb der Vorwurf haften, der Kandidat Stoiber wolle dieses emotionale Thema für den Wahlkampf ausschlachten, während der Kanzler an die Menschen dachte. Kleinliche Krämerseele gegen Kümmerer in der Not – den Kampf konnte Stoiber nicht mehr gewinnen.
Solche Ereignisse haben dabei kaum Auswirkungen auf die Einstellungen der Parteianhänger. Die Untersuchungen zur Wahl 2002 zeigen, dass langfristige Einstellungen und Loyalitäten unberührt bleiben. Bei den parteilich unabhängigen Wähler zeigte sich allerdings ein kurzfristiger Anstieg in der Beliebtheit der Regierung. Zusätzlich können sich solche Ereignisse auf die Bedeutung von Personen im Wahlkampf auswirken. So ließ sich im Wahlkampf 2002 beobachten, dass die Wähler in den Monaten vor der Wahl dem Kandidaten eine wachsende Bedeutung für die Wahlentscheidung zuschrieben. Wenn es zu dieser Personalisierung kommt, profitiert aber meist der Amtsinhaber, da nur er die Möglichkeit hat, sich als handelnde Person in einer Krise zu inszenieren. Dabei sind die Auswirkungen völlig unabhängig davon, wo das Ereignis selbst stattfindet. So zeigen die Untersuchungen zur Elbeflut 2002, dass der folgende Popularitätsschub im Westen Deutschlands sogar deutlicher ausfiel als im eigentlich betroffenen Osten.
Überträgt man diese Erkenntnisse auf den Wahlkampf 2013, so lassen sich aus Sicht der Parteien verschiedene Schlüsse ziehen. Aus Sicht der SPD ist es rational, aus dem Thema Hochwasser keine politische Streitfrage werden zu lassen. Die CDU mit ihrer Kanzlerin Angela Merkel kann hingegen nur verlieren, wenn sie das Gefühl vermittelt, die Katastrophe zu unterschätzen und nicht entschlossen genug zu handeln.
Dann würde sie der Opposition das Feld öffnen, um sich selbst als Helfer zu profilieren. Auch das wird im aktuellen Fall aber schwierig, da die drei vom Hochwasser besonders betroffenen Bundesländer (Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt) allesamt konservativ regiert sind.
Insgesamt ist jedoch eher nicht damit zu rechnen, dass das Hochwasser einen Einfluss auf die Wahl haben wird, selbst bei optimaler Taktik ist die zeitliche Distanz zum Wahltermin ist wohl zu groß. Zudem könnte es eine Art Gewöhnungseffekt geben. Da 2013 größtenteils die gleichen Regionen betroffen sind wie 2002, dürfte die Wahrnehmung des Ereignisses nicht wieder die gleiche Dramatik erreichen.