Warnung des Afrika-Verbands Ebola-Krise erreicht deutsche Wirtschaft

Das Ebola-Virus droht nicht nur eine menschliche Katastrophe zu werden. IWF und Weltbank befürchten gravierende wirtschaftliche Folgen. Und auch der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft schlägt Alarm.

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Ebola-Virus: Bedrohung für Menschen und die Wirtschaft. Quelle: dpa

Berlin Die Ebola-Epidemie wirkt sich nach Aussage des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft inzwischen negativ auf die Geschäfte deutscher Unternehmen aus. „Auf die betroffenen Länder bezogen, beobachten wir schon negative Effekte auf den Handel und das Projektgeschäft deutscher Firmen, die zuletzt stark zugenommen hatten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Christoph Kannengießer, dem Handelsblatt (Online-Ausgabe).

Mit „großer Sorge“ beobachte er auch, wie infolge der Epidemie im Westen Afrikas auch die örtliche Wirtschaft „immer stärker“ geschwächt werde. „Lebensmittel werden knapp und Wechselkurse brechen ein“, sagte Kannengießer. Um einen wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch der Länder zu verhindern, müsse daher „dringend“ mehr getan werden. „Für die Beschlüsse der Bundesregierung, die Hilfe zu verstärken, war es jetzt höchste Zeit“, fügte der Verbandsgeschäftsführer hinzu. „Sie sollten möglichst zügig ins Werk gesetzt werden.“ Das „beherzte Eingreifen der Vereinigten Staaten“ sei überdies „ein Zeichen der Hoffnung“.

Ungeachtet möglicher Gefahren durch die Ebola-Epidemie reist der Afrika-Verein am Sonntag mit knapp 20 deutschen Firmen in die Republik Kongo und die Demokratische Republik Kongo, in der bereits mehrere Menschen an dem Virus gestorben sind. „Die Resonanz auf die Reise war groß und wir freuen uns, dass sich vor allem die Afrika-erfahrenen Firmen nicht von einem Ebola-Ausbruch verunsichern lassen, der mehrere tausend Kilometer entfernt ist“, sagte Kannengießer. „Das unterstreicht unsere Warnung vor überzogenen Reaktionen, die am Ende den Menschen vor Ort mehr schaden als dass sie ihnen helfen.“

Dabei scheint die Lage immer bedrohlicher zu werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will deshalb helfen, die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie zu mildern. Sofern der Exekutivrat zustimmt, sollen den betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone insgesamt 127 Millionen Dollar (97,9 Millionen Euro) umgehend zur Verfügung gestellt werden.


WHO: Etwa 5000 Menschen mit Ebola-Erreger angesteckt.

Das Virus werde das Wirtschaftswachstum deutlich bremsen, da wichtige Branchen wie Landwirtschaft, Bergbau und Dienstleistungen betroffen seien, warnte der IWF am Mittwoch. Die ausbleibende Produktion von Lebensmitteln sowie fehlende Arbeitskräfte würden die ärmsten Menschen am härtesten treffen.

Für alle drei Länder rechnet die Sonderorganisation der Vereinten Nationen in den nächsten sechs bis neun Monaten mit einer Finanzierungslücke von rund 300 Millionen Dollar.

Die Weltbank befürchtet angesichts der Ebola-Epidemie einen „katastrophalen“ Rückschlag für die wirtschaftlich ohnehin fragilen westafrikanischen Länder. Allein die Wirtschaft Liberias, des am härtesten betroffenen Landes, könnte bei einer Ausweitung des Virus im kommenden Jahr um 11,7 Prozent zurückgehen, teilte die Weltbank mit. Sierra Leone müsse beim schlimmsten Szenario mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 8,9 Prozent rechnen und Guinea mit einem Rückgang von 2,3 Prozent.

Angeheizt werde die Lage von der Angst der Menschen vor Ansteckung, teilte die Organisation mit Sitz in Washington mit. „Inflation und Lebensmittelpreise wurden ursprünglich gezügelt, steigen nun aber als Antwort auf Knappheit, Panikkäufe und Spekulation.“ Kapitalflucht und schwankende Wechselkurse würden zu Preisschocks beitragen.

Die drei westafrikanischen Länder könnten der Weltbank-Berechnung zufolge im kommenden Jahr insgesamt 809 Millionen Dollar (624,6 Millionen Euro) verlieren. Eine schnelle nationale und internationale Antwort könne die negativen Folgen für die Wirtschaft aber begrenzen und den Verlust auf 97 Millionen Dollar (74,9 Millionen Euro) drücken.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben sich etwa 5000 Menschen mit dem Ebola-Erreger angesteckt, davon ist etwa die Hälfte gestorben. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

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