Zahl der Flut-Opfer steigt weiter Vereinte Nationen schätzen Zahl der Flutopfer auf mehr als 150.000

Nachdem die betroffenen Staaten zusammen die Zahl der Tsunami-Opfer auf etwa 140.000 geschätzt haben, zeichnet die UNO ein noch düstereres Bild. Schröder schlug vor, die Industriestaaten sollten Partnerschaften mit den betroffenen Regionen für deren Wiederaufbau eingehen.

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HB BERLIN. Die UN befürchten, dass die Zahl der Todesopfer der Flutkatastrophe in Süd- und Südostasien auf mehr als 150.000 steigt. Wie der UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland sagte, werde es eine endgültige Gesamtzahl der Toten kaum geben. Es seien unzählige Fischer auf dem offenen Meer umgekommen, und ganze Dörfer seien hinweggeschwemmt worden, so dass die Opferzahl nicht genau festgestellt werden könne. Bei der Flutkatastrophe sind nach bisherigen Angaben etwa 124.000 Menschen getötet worden. Hunderttausende sind von Epidemien bedroht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden etwa fünf Millionen Menschen infolge der Flutwellen obdachlos. Die internationale Hilfe für die Millionen von Überlebenden läuft auf Hochtouren. Sechs Tage nach dem verheerenden Seebeben rechnet allein die indonesische Regierung inzwischen mit 100.000 Toten, offiziell bestätigt waren zunächst knapp 80.000 Opfer. In Sri Lanka wurden 28 475 Tote bestätigt, mehr als 4870 Menschen wurden noch vermisst. Die beiden Länder sind am schwersten von der Katastrophe betroffen. Rettungskräfte warnten vor dem Ausbruch von Seuchen und einer Hungersnot, sollten dringend benötigte Hilfsgüter nicht schnellstens zu den Überlebenden gelangen. Die Zahl der in Südostasien identifizierten deutschen Toten stieg auf 34. Deutlich mehr als 1000 Reisende würden noch vermisst, und die Zahl steige ständig weiter, sagte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Klaus Scharioth, am Freitag in Berlin. 300 verletzte Deutsche seien registriert worden. Bisher seien 5700 deutsche Urlauber in die Heimat zurückgebracht worden. Bis Samstagmittag sollten weitere 1000 folgen. Die Identifizierung ist laut Scharioth sehr schwierig. In Indien bestätigte die Regierung 7736 Tote, befürchtet wurden 12.000 Opfer. In Thailand starben nach offiziellen Angaben 4500 Menschen. Bis zum Freitag seien allein in der besonders schwer betroffenen Provinz Phang Nga nördlich der Touristeninsel Phuket weitere 3689 Todesopfer registriert, darunter 2027 westliche Ausländer, sagte der stellvertretende Provinzgouverneur Haitun Waichai der Nachrichtenagentur dpa. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) startet am Sonntag eine Luftbrücke in das indonesischen Katastrophengebiet Aceh. Vorerst sollen 100.000 Menschen unterstützt werden, wie die UN-Organisation in Genf mitteilte. «Wir werden Material für Unterkünfte für etwa ein Fünftel der betroffenen Bevölkerung bringen, das ist aber erst der Beginn unserer Hilfsoperation», erklärte UN-Flüchtlingskommissar Ruud Lubbers. In Sri Lanka konnte das UNHCR bereits 20.000 Menschen mit Hilfsgütern versorgen. Bundeskanzler Gerhard Schröder setzte sich für langfristige Hilfen für die betroffenen Länder ein. Bislang haben mehr als 30 Staaten und Organisationen rund 1,2 Milliarden Dollar (rund 880 Millionen Euro) an Finanzhilfe bereitgestellt oder fest zugesagt. Schröder schlug vor, die Industriestaaten sollten Partnerschaften mit den betroffenen Regionen für deren Wiederaufbau eingehen. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac sprach sich am Freitag als Konsequenz aus der Tsunami-Katastrophe für eine «humanitäre schnelle Eingreiftruppe» der Vereinten Nationen aus. Außerdem müsse ein effizientes Frühwarnsystem geschaffen werden, um ähnliche Katastrophen zu verhindern.

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