Exogener Konjunkturschock Die Schweinegrippe gefährdet den Aufschwung

Eine Katastrophe haben Ökonomen in ihren Konjunkturprognosen nicht vorgesehen. Trifft sie ein, sind all ihre Zahlentableaus schnell Makulatur. Die Schweinegrippe könnte sich zu einem solchen Schock entwickeln.

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Die Schweinegrippe könnte zum Quelle: dpa

Noch hält sich die Zahl der Erkrankten in Grenzen, und die Krankheit verläuft meist mild. In Deutschland verzeichnete das Robert Koch-Institut bis Anfang heute insgesamt 7963 Fälle. Wissenschaftler fürchten jedoch, dass sich die Zahl der Infizierten weiter erhöht und die Krankheit schwerer verlaufen könnte. Das würde gehörig Sand in das Getriebe der Weltwirtschaft streuen. Negative Folgen entstünden auf der Nachfrage- und der Angebotsseite der Wirtschaft. Nachfrageseitig könnten Einreiseverbote, abgesagte Geschäftsreisen, verschobene Großveranstaltungen und eingeschränkte Einkaufsbummel den Output bremsen.

Auf der Angebotsseite entstünden Probleme durch erkrankte Arbeitskräfte. Die Betriebe müssten die Produktion herunterfahren oder sogar ganz einstellen. In Großbritannien, wo die Grippewelle besonders stark wütet, warnen Experten bereits davor, die Grippe könnte 20 Prozent der Belegschaft außer Gefecht setzen. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young halten es für möglich, dass die Grippe in diesem Jahr drei Prozent des britischen Bruttoinlandsprodukts kostet.

Forscher berechnen Wachstumseinbußen

Damit liegen ihre Schätzungen in etwa auf einer Linie mit den Ergebnissen einer Studie des australischen Lowy Instituts, das 2006 versucht hat, die wirtschaftlichen Folgen der damals grassierenden Vogelgrippe zu quantifizieren. Dabei hatten die Forscher vier Szenarien unterstellt: von einer milden Pandemie mit weltweit rund 1,4 Millionen Toten bis zu einer ultrastarken Pandemie mit 142 Millionen Todesopfern. Selbst im günstigsten Fall errechneten sie für Europa und die USA Wachstumseinbußen von jeweils knapp einem Prozent. Im Fall einer starken Pandemie hätte der Outputverlust in Europa bei vier Prozent gelegen. Am stärksten wäre Asien wegen seiner hohen Bevölkerungsdichte von einer weltweiten Grippewelle getroffen.

Hinzu kommt, dass die Anleger bei einer Pandemie in sichere Häfen wie den Dollar fliehen. Da viele Länder Asiens ihre Währungen an den Dollar gebunden haben, müssten sie zur Verteidigung des Wechselkurses ihrer Währungen die Zinsen erhöhen – was ihre Wirtschaft weiter bremste.

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