Zu den vergangenen Europawahlen untersuchten die Forscher um Kommunikationswissenschaftler Brettschneider die Programme auch thematisch. Die Verständlichkeit des Programms spiegelt dabei die Einigkeit in der Partei zum Thema wider. So waren Passagen zur Energiepolitik bei den Grünen leicht verständlich, außenpolitische Positionen eher kompliziert ausgedrückt. "Kernkompetenzen sind am einfachsten zu kommunizieren", sagt Haseloff.
Die Lesbarkeit ist also auch ein Ausdruck dafür, wie einig sich eine Partei ist. An besonders komplizierten Stellen im Programm war die Partei wahrscheinlich dazu gezwungen, ihre Position stark auszudifferenzieren. Nur so können sie es allen Mitgliedern recht machen - und das Programm verabschieden.
Wer soll 120 Seiten lesen?
Ein weiteres Hindernis für interessierte Wähler ist die Länge des Programms. Erwarten die Grünen ernsthaft, dass sich jemand durch 120 Seiten Wahlprogramm forstet? Mit einer Bewertung von 7,7 sind die nicht einmal sonderlich lesbar. Haseloff empfiehlt eine Länge von maximal 60 Seiten. Die CSU kommt auf 17.
Eine Schlagwort-Analyse zeigt auch, worüber die Parteien in ihren Programmen am häufigsten sprechen. Es ist wenig verwunderlich, dass ganz oben in der Liste "Europa", "EU" und "europäisch" stehen.
Die CDU schreibt oft "Deutschland", die CSU "Bayern".
Die AfD benennt sich häufig selbst.