Kaukasus Skipisten für den Aufschwung

Stattliche 15 Milliarden Dollar investiert Russland in den Bau von fünf Skigebieten im Kaukasus. Das Prunkprojekt soll Russlands internationales Ansehen steigern und die Wirtschaft der Region beleben. Doch nach dem Bombenanschlag von Moskau überwiegt die Angst vor kaukasischen Terroristen.

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Auch Russland Präsident Medwedew (links) und Premierminister Putin präsentieren sich als begeisterte Skifahrer. Quelle: Reuters

MOSKAU. Heute Abend wird Achmed Bilalow im Schweizer Nobelkurort Davos ein gewaltiges Projekt vorstellen: Stattliche 15 Milliarden Dollar investiert Russland in den Bau von fünf Skigebieten. Weltklasse-Ressorts sollen es werden, verspricht Projektleiter Bilalow. Vom Niveau her würden sie den alpenländischen Skigebieten in Nichts nachstehen.

Das hehre Projekt steht jedoch seit dem Anschlag in Moskau unter einem Schatten: Denn für die Bluttat machen Ermittler islamistische Extremisten aus dem nördlichen Kaukasus verantwortlich - ausgerechnet die Region, in der Bilalows Firma NCRC die Skiressorts plant.

Im Nordkaukasus hat Russland ein eminentes Sicherheitsproblem, was den Aufbau der Tourismuszentren enorm erschwert. Auch das Auswärtige Amt rät dringend von Reisen in die Gegend ab, was die Skiregionen Dagestan und Kabardino-Balkarien einbezieht.

Dort bildet weitverbreitete Armut ein Fundament für den Extremismus. In Dagestan, der größten Kaukasusrepublik mit 2,7 Millionen Einwohnern, lebt jeder Zweite unter der Armutsgrenze. Ähnlich ist die Lage im benachbarten Tschetschenien, auch wenn die Moskauer Regierung über den despotisch regierenden Ramsan Kadyrow jährlich Millionenbeträge in den Aufbau der zweimaligen Kriegsregion pumpt, damit die Unruherepublik ökonomisch und politisch annähernd stabil bleibt.

Im hügeligen Kabardino-Balkarien lebten die Bewohner noch zu Sowjetzeiten vom Tourismus. Seit den ständigen Konflikten machen russische Skifahrer aber eher einen Bogen um die Region. Auch deshalb haben heute mehr als zwei Drittel der Einwohner keine Arbeit. Dabei liegt Kabardino-Balkarien am Fuße des Elbrus, dem mit 5642 Metern höchsten Gipfel Europas - ein Mekka für Wintersportler.

Blättert man in den ambitionierten Skiressort-Plänen des Dagestaners Achmed Bilalow, wird schnell klar: Sollten diese fünf Skigebiete eines Tages in Betrieb gehen, wäre dies eine optimale Wirtschaftsgrundlage für den Nordkaukasus. Die Zahl der Übernachtungen könnte bis 2020 um das Fünffache auf fünf Millionen steigen, rund 400 Pisten sollen gebaut, die Betten-Kapazitäten um 150 000 erhöht werden. Kein Wunder, dass sich der Kaukasus-Beauftragte Alexander Chloponin hinter das Großprojekt stellt. In Moskau vereinbarte der Generalgouverneur noch vor den Anschlägen mit Premier Putin, dass die Regierung zwei Milliarden der Investitionssumme von 15 Milliarden Dollar tragen wird. Fragt sich nur, wer den Rest bezahlen soll? Bilalow will Investoren aus dem In- und Ausland für sein Projekt gewinnen. Doch angesichts der Sicherheitslage dürfte sich die Begeisterung in Grenzen halten. Der Schock über den Terroranschlag an Moskaus internationalem Airport sitzt tief - nicht nur bei den Russen, sondern auch bei Ausländern, die häufiger nach Russland reisen.

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