Bank of England Britische Banken dürfen Brexit mit Rücklagen abfedern

Die Bank of England lockert Kapitalvorgaben für britische Banken. Denn nach dem Votum zum EU-Abschied werde es eine Phase der Unsicherheit geben, so Zentralbankchef Mark Carney. Die Kreditvergabe soll nicht leiden.

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Der britische Notenbank-Chef hatte vor dem Brexit gewarnt und muss jetzt die Stabilität des Finanzsystems sicherstellen. Quelle: AFP

London Nach dem Brexit-Votum sieht die britische Notenbank zahlreiche Stabilitätsrisiken für den Finanzsektor des Königreichs. Um einer möglicherweise eingeschränkten Kreditvergabe vorzubeugen, setzt die Notenbank eine wichtige Kreditregel für die Banken mit sofortiger Wirkung aus. Dies teilte die Bank of England (BoE) am Dienstag in London mit. Damit müssen die Banken bei der Darlehensvergabe insgesamt weniger Geld zur Absicherung zurücklegen.

Dadurch könnten Banken bis zu 150 Milliarden Pfund (179 Milliarden Euro) an zusätzlichen Krediten vergeben. Das Geld solle Haushalten und Unternehmen zugute kommen, die Geld leihen wollen, teilte der finanzpolitische Ausschuss der Bank of England am Dienstag mit.

Nach dem Referendum über einen Austritt Großbritanniens aus der EU werde es eine Periode der Unsicherheit und der Anpassung geben, hieß es weiter. Einige Risiken für die britische Wirtschaft hätten bereits begonnen, sich zu manifestieren. Die Bank of England werde aber alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um Arbeitsplätze und das Wirtschaftswachstum abzusichern.

Der „antizyklische Kapitalpuffer“, den Banken derzeit vorhalten müssen, wird von bisher 0,5 Prozent auf null Prozent. Das Instrument bezieht sich auf bestimmte Forderungen der Banken und dient grundsätzlich dazu, Übertreibungen bei der Kreditvergabe vorzubeugen. Die BoE geht davon aus, dass dieser zusätzliche Kapitalpuffer bis mindestens Juni 2017 ausgesetzt bleibt.

Im Laufe des Sommers würden vermutlich geldpolitische Anreize benötigt, hatte BoE-Chef Mark Carney jüngst gesagt. Investoren rechnen bereits damit, dass die BoE den Leitzins im Sommer senkt – möglicherweise sogar bis auf 0,0 Prozent. Aktuell liegt er mit 0,5 Prozent bereits auf einem historisch niedrigen Niveau.

Die Währungshüter hatten schon vor dem Brexit-Referendum vor den Folgen eines EU-Austritts gewarnt und für diesen Fall eine längere Phase der Unsicherheit prophezeit, wodurch die Konjunktur und insbesondere Exportaussichten getrübt werden dürften.

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