Lahmende Weltkonjunktur Die Euro-Zone und China schwächeln

Die Konjunktur der Euro-Zone kommt nach wie vor nicht recht in Gang, das Barometer für Industrie und Dienstleister sank überraschend. In China stagniert derweil die Industrie und Japan ist zurück in der Rezession.

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Für Europas Konjunktur ist nach wie vor keine schnelle Erholung in Sicht. Auch China schwächelt unerwartet stark. Quelle: dpa

Berlin/Peking/Tokio Schwache Konjunkturdaten aus Deutschland, der Euro-Zone und China signalisieren, dass die Weltwirtschaft auch zum Jahresende kaum wächst. Für einen kleinen Lichtblick sorgte indes Japan. Dort schürte ein unerwartet kräftiges Exportplus die Hoffnung, dass das Land den Rückfall in die Rezession bald überwinden kann.

Bei den Unternehmen in der Euro-Zone lief es im November nicht so gut wie im Vormonat, wie das Markit-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 5000 Firmen mitteilte. Das gemeinsame Barometer für die Lage in der Industrie und bei den Dienstleistern fiel überraschend um 0,7 auf 51,4 Punkte und rutschte damit auf den tiefsten Stand seit Juli 2013 ab.

Die deutsche Wirtschaft schwächelt dabei ebenso wie Frankreich. „Damit steigt das Risiko, dass die Euro-Zone wieder schrumpft“, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Im dritten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,2 Prozent gestiegen.

„Frankreich bereitet am meisten Sorgen“, so Williamson. Hier brächen sowohl in der Industrie als auch im Servicesektor die Aufträge weg. „Deutschland vermeldet gleichzeitig bei stagnierendem Auftragseingang das schwächste Wirtschaftswachstum seit Sommer letzten Jahres.“

Das Barometer für die deutsche Industrie fiel überraschend um 1,4 auf 50,0 Zähler. Wachstum signalisiert der Index aber nur bei Werten von über 50 Punkten. Auch die hiesigen Dienstleister konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Hier sank das Barometer um 2,3 auf 52,1 Punkte.

„Belastet wird die Stimmung nicht nur von der Einführung des Mindestlohns, sondern auch von der wirtschaftlichen Unsicherheit hierzulande und im Ausland“, schrieb das Markit-Institut. Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), betonte: „Deutschland ist alles andere als eine boomende Volkswirtschaft.“ Die Daten drückten am Aktienmarkt den Dax und den EuroStoxx50 ins Minus.


Quälend langsame Erholung

Wenn es bei den Schwergewichten Deutschland und Frankreich nicht rund läuft, spürt dies auch der gesamte Währungsraum. „Die Wirtschaft in der Euro-Zone wird sich nur quälend langsam erholen“, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Für DIW-Chef Fratzscher sieht die Lage noch düsterer aus: „Wir sind in Europa noch lange nicht aus der Krise heraus, wir sind im Gegenteil noch mitten drin in der Krise.“

Auch in anderen großen Wirtschaftsregionen kommt die Konjunktur schwächer voran als erhofft. So stagnierte die chinesische Industrie im November überraschend. Der Einkaufsmanager-Index von Markit und der Großbank HSBC sank hier um 0,4 auf 50,0 Punkte.

Damit nehmen die Sorgen zu, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt könnte an Fahrt verlieren. Fachleute gehen davon aus, dass die Regierung in Peking weitere Schritte einleitet, um die Kreditvergabe der Banken zu erleichtern und so die Wirtschaft zu unterstützen.

In Japan hat die Regierung nach dem Rückfall in die Rezession ebenfalls Maßnahmen angekündigt. Ministerpräsident Shinzo Abe verschob eine weitere Erhöhung der Mehrwertsteuer, stellte ein Konjunkturpaket in Aussicht und rief Neuwahlen aus. Für Rückenwind könnten die Exporte sorgen. Im Oktober stiegen sie binnen Jahresfrist um 9,6 Prozent und damit so deutlich wie seit acht Monaten nicht mehr.

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