Niemand kennt den ganzen Marx – allein seine Marginalien umfassen mehr als 35 000 Buchseiten. Das gewaltige Editionsprojekt der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) soll 2025 abgeschlossen sein – bisher sind 59 von 114 Bänden erschienen. Die MEGA wurde vor 35 Jahren mit dem Ziel in Angriff genommen, erstmals das gesamte Schriftgut von Marx und Friedrich Engels einschließlich aller Manuskripte, Entwürfe und Briefwechsel in der Sprache der jeweiligen Originale zu veröffentlichen. Eine Alternative sind die 45 blauen Bücher der Marx-Engels-Werke (MEW), die das Zentralkomitee der SED herausgegeben hat. Sie sind seit 2009 im Dietz-Verlag wieder vollständig lieferbar. Kostenpunkt: 1120,50 Euro.
Für Einsteiger und Experten
Wegen des schieren Umfangs seiner Texte bedient man sich Marx heute gerne zitatweise, um Kapitalismuskritik zu üben – oder um ihn des Irrtums zu überführen. Dabei geht leicht verloren, dass seine (früheren) philosophischen Arbeiten ohne das Verständnis der (späteren) ökonomischen Schriften nicht möglich ist – und umgekehrt. Doch was lesen? Womit anfangen?
Am besten mit dem „Manifest der Kommunistischen Partei“ (Reclam, 3,00 Euro). Anschließend bietet sich die „Kritik der Hegel’schen Rechtsphilosophie“ (Amazon, E-book, 2,47 Euro) an, in der Marx seine Gesellschaftskritik entwickelt, die er in der „Deutschen Ideologie“ (Akademie-Verlag, 24,80 Euro) konkretisiert: Hier formiert sich seine „Philosophie der Tat“. Im ersten Buch seines ökonomischen Hauptwerks „Das Kapital“ (zahlreiche Ausgaben) entwickelt er seine elegante Arbeitswert- und Mehrwerttheorie, die er in seinen „Ökonomisch-philosophischen Manuskripten“ über die „Entfremdung“ der Arbeit (Suhrkamp, 14 Euro) vorbereitet. Eine guten Überblick anhand von Originaltexten bietet der von Johannes Rohbeck herausgegebene Marx-Reader bei Reclam (9,00 Euro). Unter den zahlreichen Einführungen ist die von Rolf Peter Sieferle (Junius-Verlag, 13,90 Euro) zu empfehlen.