Starke US-Wirtschaft Fed fährt Konjunkturhilfen zurück

Fed-Chefin Janet Yellen kürzt das Anleihekaufprogramm der US-Notenbank weiter zusammen. Das Signal: Der amerikanischen Wirtschaft geht es auch so gut genug. Der Leitzins bleibt, wie seit 2008 immer, unverändert.

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Fed-Chefin Janet Yellen: Die oberste Notenbankerin hat mit der Zinserhöhung keine Eile. Quelle: ap

Washington Die US-Notenbank entzieht der kräftig anziehenden Wirtschaft weitere Milliardenhilfen. Der für die Zinspolitik zuständige Offenmarktausschuss beschloss am Mittwoch wie erwartet, die Geldspritzen um weitere zehn auf 25 Milliarden Dollar zu verringern. Im Oktober soll das Programm zum Ankauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren voraussichtlich auslaufen und die Wirtschaft wieder auf eigenen Beinen stehen. Aber auch danach sollen die niedrigen Zinsen noch „geraume Zeit“ die Wirtschaft ankurbeln, wie die Fed bekräftigte. Sorgen bereitet ihr allerdings noch immer der Jobmarkt. Die Arbeitslosenquote sei zuletzt zwar gefallen, doch seien die Ressourcen auf dem Jobmarkt bei weitem noch nicht ausgeschöpft.

Die Zinsen beließen die Zentralbanker um Fed-Chefin Janet Yellen auf dem rekordniedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Der Zinsbeschluss erfolgte mit neun zu eins Stimmen - nur der Notenbanker Charles Plosser votierte dagegen. Die Märkte erwarten, dass die Abkehr von der Nullzinspolitik 2015 kommt.

Die Wirtschaft wuchs jedoch im zweiten Quartal 2014 mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 4,0 Prozent überraschend stark, nachdem sie zu Jahresbeginn eingebrochen war. Daher erwarten einige Experten, dass die Zinswende etwas vorgezogen wird. Yellen hatte jüngst signalisiert, dass die Notenbank auch früher reagieren könne, falls sich die Lage schneller als gedacht bessere.

Die US-Wirtschaft lässt damit nach dem Schwächeanfall zu Jahresbeginn wieder kräftig die Muskeln spielen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um vier Prozent zu, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Es ist das kräftigste Plus seit dem dritten Quartal 2013. Die starken Zahlen überraschten selbst Experten, die lediglich mit drei Prozent gerechnet hatten. Insbesondere die Verbraucher schoben mit ihrer Kauflust die Wirtschaft an. Der Konsum, der mehr als zwei Drittel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert, legte um 2,5 Prozent zu.

Wegen des ungewöhnlich strengen Winters war die US-Wirtschaft zu Jahresbeginn um 2,1 Prozent geschrumpft. Der Einbruch war somit nicht so stark wie ursprünglich vermutet, als ein Minus von 2,9 Prozent veranschlagt wurde. Damit steuern die USA in diesem Jahr insgesamt auf eine Wachstumsrate jenseits der Zwei-Prozent-Marke zu. „Der Aufschwung ist intakt“, sagte Helaba-Ökonom Johannes Jander.

Die jüngsten Daten signalisieren einen anhaltenden Aufschwung am Arbeitsmarkt, auch wenn er sich etwas abschwächt: Die US-Firmen haben im Juli 218.000 Stellen geschaffen, wie der private Arbeitsvermittler ADP zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Damit war der Anstieg etwas schwächer als von Ökonomen erwartet, die im Schnitt ein Plus von 230.000 auf dem Zettel hatten.

Der Arbeitsmarktbericht der Regierung steht am Freitag an. Ökonomen sagen hier für Juli zusätzliche Stellen in Höhe von 233.000 voraus. Hierbei fließen anders als beim ADP auch die Beschäftigungszahlen aus dem staatlichen Sektor ein. Einer Faustregel zufolge müssen Monat für Monat rund eine Viertel Million Stellen geschaffen werden, damit der US-Arbeitsmarkt richtig in Schwung kommt. In den vergangenen fünf Monaten lag die Zahl zumindest stets über der Marke von 200.000.

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