Ultralockere Geldpolitik EZB schließt weiter sinkende Zinsen nicht aus

Es scheint kaum noch Luft nach unten, doch der EZB-Direktor macht klar: Die Zentralbank hat Handlungsspielraum, beim Zins und auch beim Ankauf von Wertpapieren. Das nährt Spekulationen vor dem baldigen Zinsentscheid.

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Da geht noch einiges, glauben Sie mir: Benoit Coeure, Direktor der EZB gibt sich selbstbewusst. Quelle: Reuters

Paris EZB-Direktor Benoit Coeure schließt noch niedrigere Zinsen im Euroraum nicht aus. „Wir haben viele Werkzeuge zur Hand, wenn es nötig werden sollte, unsere Geldpolitik zu lockern“, sagte er in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Zeitung „Le Monde“. Es gebe durchaus noch Spielraum, den Leitzins von 0,25 Prozent zu senken, betonte Coeure. Die EZB hatte im November den Schlüsselzins auf das Rekordtief gesenkt und damit auf den niedrigen Preisauftrieb im Euro-Raum reagiert. Die Inflationsrate fiel im März jedoch noch weiter auf 0,5 Prozent und liegt damit weit unter dem Ziel der EZB von knapp zwei Prozent.

Dies nährt die Furcht vor einer deflationären Spirale, also einem konjunkturschädlichen Preisverfall auf breiter Front. Coeure räumte ein, dass die Währungshüter ihr Augenmerk auch auf den relativ starken Euro richten: „Für uns stellt sich die Frage, ob die Höhe und die künftige Kursentwicklung des Euro eine Rückkehr zu einer Inflationsrate von nahe zwei Prozent verzögern könnten.“

Der EZB-Rat, der am 8. Mai wieder über den Leitzins entscheidet, hat bei dieser Drehschraube zwar nur noch wenig Spielraum nach unten. Er könnte jedoch auch mit dem Ankauf von Wertpapieren im großen Stil Gefahren eines Preisverfalls begegnen. Coeure sprach diese Möglichkeit in dem Interview ebenfalls an. Zudem erwähnte er die Option, eine Art Strafzins auf Einlagen der Banken bei der EZB zu erheben. Damit könnten Geldinstitute ermuntert werden, mehr Kredite zu vergeben statt ihr Geld bei der EZB zu horten.

Anfang des Monats beließ die Notenbank zwar den Leitzins unverändert, öffnete aber die Tür für eine mögliche weitere Lockerung auch mit unkonventionellen Mitteln. Der EZB-Rat ist sich darin einig, dass bei Bedarf alle im Rahmen des Mandats verfügbaren Instrumente eingesetzt werden können, um eine zu lange Phase niedriger Inflation zu verhindern.

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