Wirtschaftsforscher: Ein Abgesang auf die Konjunktur

Die Experten sind sich einig: Mit dem Wirtschaftswachstum geht es im kommenden Jahr bergab. Am heutigen Donnerstag veröffentlichte auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle seine Prognose. Wenig überraschen kommen die Sachsen Anhalter zu dem Schluss: Die Schuldenkrise in Europa dämpft die deutsche Konjunktur.

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Noch ist von der Schuldenkrise in der deutschen Realwirtschaft nicht viel zu spüren, das wird aber nicht ewig so bleiben. So denkt zumindest das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Schon im November und Anfang Dezember gingen die Auftragsbestände leicht zurück, die Unternehmen sind skeptisch. Laut IWH werde die gesamtwirtschaftliche Aktivität im vierten Quartal 2011 stagnieren und im ersten Quartal 2012 sogar schrumpfen. Die Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr nur noch um 0,3 Prozent wächst.

Die Experten aus Halle gehen davon aus, dass sich 2012 auch der private Konsum reduzieren wird, was letztlich auf die Industrieproduktion abfärben wird. Steigen die Kosten für die Rekapitalisierung der deutschen Banken, werde die gesamtwirtschaftliche Produktion zurückgehen, heißt es von Seiten des IWH. Sollte die Politik die Schuldenkrise nicht bald in den Griff bekommen, könne es mit der Konjunktur noch weiter bergab gehen. Ebenfalls nicht unerheblich ist die chinesische Wirtschaft. Geht dort der Abschwung weiter, stehen auch hierzulande die Maschinen still. So geht das IWF davon aus, dass auch die Exporte im kommenden Jahr zurückgehen werden. "Der Wachstumsbeitrag des Außenhandels fällt im Jahr 2012 negativ aus und stagniert im Jahr darauf in etwa", heißt es beim IWH. Allgemein soll es 2013 wieder ein bisschen aufwärts gehen: Das BIP soll dann wieder um 1,6 Prozent steigen.

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Das Institut der deutschen Wirtschaft malt zwar ein freundlicheres Bild von der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr, bei den Exporten sehen die Kölner aber ähnlich schwarz wie die Kollegen aus Halle: Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde um immerhin 1,25 Prozent wachsen, die Export nur noch um drei Prozent. 2011 legte der Außenhandel um acht Prozent zu. Auch die Importe hinken hinterher: Kamen in diesem Jahr 7,5 Prozent mehr Güter nach Deutschland als noch im Jahr zuvor, nimmt de Quote im nächsten Jahr schon wieder ab. 2012 gibt's nur drei Prozent mehr.

Die Begründung für den prognostizierten Wachstumsabschwung unterscheidet sich nicht von denen der Kollegen: Schuldenkrise, nervöse Finanzmärkte. Zum Schluss noch eine gute Nachricht vom IW: "In eine Rezession dürften aber weder Deutschland noch die globale Konjunktur abgleiten. Dafür sorgen weiter die aufstrebenden Schwellenländer wie China, die kräftig in Deutschland und der Welt einkaufen."

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Ein noch höheres BIP als die Kölner prognostizierte nur noch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Die Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft mit einem Wachstum von 2,7 Prozent ins neue Jahr startet, sich die Wirtschaftsleistung aber dann auf 1,4 Prozent mehr halbieren werde.

"Erst mal abwarten" heißt das Motto der Industrie für 2012. Zum Ende dieses Jahres gehe die Industrieproduktion zurück, ab Frühjahr werde sie dann wieder zunehmen, sagt DIW-Industrieexpertin Dorothea Lucke. Insgesamt geht sie davon aus, dass die Produktion in 2012 stagniert, wogegen es 2011 noch ein Wachstum von acht Prozent gab. Das liege daran, dass die Schuldenkrise die Geschäftserwartungen und die Investitionen dämpft.

Auch die Bauwirtschaft wird wohl erst einmal die Füße stillhalten. Laut DIW rechnet für 2012 mit einer Stagnation. "Im laufenden Jahr haben Konjunktur, Konjunkturprogramme und Witterungsbedingungen den Bauboom gemeinsam angekurbelt. Im kommenden Jahr rechnen wir jedoch – unter anderem wegen der noch unklaren Abschreibungsmöglichkeiten für energetische Sanierungen – mit mehr Zurückhaltung", sagt Martin Gornig vom DIW.

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Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftforschung (RWI) in Essen hat schon im Herbst ein mehr als düsteres Bild von der Konjunktur gezeichnet. Für 2011 schraubten die Wirtschaftsforscher mehrmals ihre Prognose zurück: So hieß es noch im Juni, 2011 werde die Wirtschaftsleistung Deutschlands um insgesamt 3,7 Prozent wachsen, im September waren es dann nur noch 2,9 Prozent. Immer wieder dringt aus dem RWI das fiese Wörtchen Rezession. Wohlgemerkt: Die Wirtschaft wächst weniger stark, sie schrumpft nicht. Trotzdem hieß es schon im Herbst: "Die Rezessionsgefahr hat sich vergrößert".

Schuld seien die EZB mit ihrem Staatsanleihenankäufen, die Finanzmärkte, die Schuldenkrise sowieso.

Für 2012 rechnet das RWI mit einem Wachstum von einem Prozent, nachdem es im Juni noch 2,3 und im Herbst immerhin noch 1,7 Prozent vorausgesagt hatte. Ein Prozent Wirtschaftswachstum allerdings nur wenn der Welthandel nicht wieder "drastisch" einbricht. Denn sonst "Würde die deutsche Wirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit zurück in eine Rezession fallen."

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Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht davon aus, dass sich die durchaus gebeutelte Konjunktur 2012 wieder beruhigt. Allerdings rechnet man in Kiel nur mit einem Wachstum von 0,8 Prozent. Dafür soll der Arbeitsmarkt stabil bleiben und sich von Schwächephasen unbeeindruckt zeigen. "Wir erwarten, dass die Zahl der Arbeitslosen auf knapp 2,9 Millionen sinken wird", hieß es vom IfW. Auch die Exportquote soll - anders als zum Beispiel vom Institut der Deutschen Wirtschaft vorhergesagt - wachsen. Und mit den Exporten wächst auch das BIP. Nur wie gesagt - nicht mehr als 0,8 Prozent. Die Inflationsrate sehen die Kieler bei 1,9 Prozent.

Aber auch die Experten aus Kiel sagen: Alles nur unter Vorbehalt. Schlägt die Schuldenkrise voll zu, knickt die Konjunktur ein. Dann wäre eine Rezession nicht zu vermeiden.

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Noch im Juni hieß es aus Hamburg: 2012 wächst die deutsche Wirtschaft um 2,3 Prozent. Dann ruderte das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) zurück. Die Hanseaten erwarten nur noch mickrige 0,5 Prozent Wachstum. Die Prognose wurde wegen der Zuspitzung der Eurokrise nach unten korrigiert. Allerdings hoffen die Hamburger, dass die Unternehmen ihre Fachkräfte behalten, anstatt am Personal zu sparen. Davon, dass die Investitionen zurück gehen, sind die Forscher vom HWWI überzeugt.

Im Gesamtjahr 2011 läuft es laut HWWI auf ein Plus von drei Prozent hinaus, ursprünglich sollten es 3,5 Prozent sein. Die hohen Auftragsbestände und die stabile Binnenwirtschaft hätten Deutschland aber größtenteils von den Auswirkungen der Eurokrise bewahrt, die hohe Beschäftigungszahl sorgte für ein gutes Konsumklima. Die Deutschen im Kaufrausch? Da lacht die Wirtschaft.

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"Der Aufschwung ist zu Ende", heißt es beim Münchner ifo-Institut. So gehen Sinn und Kollegen nur von einem Wachstum von 0,4 Prozent aus. Unter den Wirtschaftsforschern ist das der niedrigste Wert. Dabei habe Deutschland noch 2011 "überdurchschnittliche Wachstumsbeiträge zum Bruttoinlandsprodukt im Euroraum" beigesteuert.

Die Expansionsgeschwindigkeit sei zurückgegangen, worunter die deutsche Exportquote leidet. Viele Staaten sind massiv verschuldet, die Stimmung in der Wirtschaft sei eher mau. Allerdings ist man sich beim ifo-Institut sicher, dass Verbraucher und Unternehmer im kommenden Jahr zuversichtlicher werden, weil sich die Euro-Krise als beherrschbar entpuppt. Die Konjunktur atme dann weltweit auf.

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Nicht in Prozent, sondern in Punkten drückt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim seine Prognosen aus: Im Dezember 2011 stiegen deren Konjunkturerwartungen um 1,4 auf minus 53,8 Punkte. Der Indikator deutet allerdings weiter auf eine Abschwächung der Konjunktur im nächsten halben Jahr hin. Außerdem geht das ZEW für 2012 von einer Inflationsrate von 2,52 Prozent aus.

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Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB) geht davon aus, dass sich 2012 der deutsche Wirtschafsaufschwung - und damit auch der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt - abschwächen werden. In ihrer Herbstprognose geht die IAB von einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent im Jahr 2012 aus. Dann wären durchschnittlich 2,92 Millionen Menschen ohne Job, das sind 50.000 weniger als 2011.

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