Sex-Affäre Berlusconi droht schneller Prozess und harte Strafe

Endzeitstimmung in Rom: Stürzt Italiens Regierungschef Berlusconi über Sexaffären? Staatsanwälte wollen ihn per Schnellverfahren vor Gericht bringen. Ob es dazu kommt, ist offen. Der Schaden ist schon da.

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Silvio Berlusconi: Erneut Ärger mit der Justiz Quelle: dpa

HB MAILAND. In der "Rubygate"-Affäre um bezahlten Sex mit einer Minderjährigen droht dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi ein schneller Prozess. Die Mailänder Staatsanwaltschaft beantragte am Mittwoch ein Eilverfahren gegen den 74-jährigen Medientycoon, dem sie außerdem Amtsmissbrauch vorwirft. Der zuständige Richter muss nun innerhalb von fünf Tagen entscheiden, ob das Material der Ankläger ausreicht, die Hauptverhandlung ohne die übliche Voruntersuchung anzusetzen. Berlusconi, der bereits wegen anderer Delikte angeklagt ist, nannte das Vorgehen der Strafverfolger rechtswidrig und kündigte rechtliche Schritte gegen den italienischen Staat an. Er habe nie für Sex bezahlt.

In dem vom Mailänder Chefankläger Edmondo Bruti Liberati eingebrachten Antrag wird Berlusconi vorgeworfen, mit zahlreichen jungen Frau bezahlten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Darunter sei auch die damals 17 Jahre alte Nachtclubtänzerin Karima El Mahrough aus Marokko gewesen. Später soll Berlusconi unzulässigen Druck auf die Polizei ausgeübt haben, die unter dem Künstlernamen "Ruby" bekannte Nordafrikanerin freizulassen. Die junge Frau, die Berlusconi laut Staatsanwaltschaft als Nichte des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak bezeichnet hatte, war wegen Diebstahls festgenommen worden.

Stimmt der zuständige Richter der Eröffnung eines Schnellverfahrens zu, könnte der Prozess schon bald beginnen. Für den Vorwurf des Amtsmissbrauchs drohen Berlusconi bis zu zwölf Jahre Haft, Sex mit einer minderjährigen Prostituierten wird mit bis zu drei Jahren Gefängnis bedroht. Der nur noch mit einer hauchdünnen Mehrheit regierende Berlusconi ist bereits wegen Steuerhinterziehung, Untreue und Korruption angeklagt. Die Beweisaufnahme dazu soll in den kommenden Wochen beginnen.

Der nur noch mit einer hauchdünnen Mehrheit regierende Berlusconi wies die Vorwürfe als "widerwärtig und skandalös" zurück. Die Staatsanwälte handelten aus "staatsfeindlichen Motiven". "Diese Praktiken verstoßen gegen das Gesetz und richten sich gegen das Parlament", sagte der Regierungschef.

Die Vorwürfe haben dem Ansehen Berlusconis zwar geschadet, ihm aber dennoch nicht den umfragemäßigen Todesstoß versetzt. Zwar sind nur noch 34 Prozent der Italiener der Meinung, dass er im Amt bleiben soll. Seine Mitte-Rechts-Koalition würde den meisten Umfragen zufolge bei vorgezogene Wahlen gegen eine zersplitterte Opposition gewinnen.

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