Terror Dutzende Tote bei Bombenanschlägen in Ägypten und Nigeria

Bei der Explosion einer Autobombe vor einer Kirche in Ägypten sind 21 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. Nach dem Anschlag kam es zu Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen. Auch in Nigeria kamen bei einer Bombenexplosion mehrere Menschen ums Leben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Quelle: handelsblatt.com

HB ALEXANDRIA/ABUJA. Bei einem Bombenanschlag vor einer Kirche in Ägypten sind in der Nacht zu Neujahr mindestens 17 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Das Innenministerium bezichtigte einen Selbstmordattentäter mit Verbindungen ins Ausland der Tat in der Stadt Alexandria. Im November hatte die Al Kaida Anschläge an Kirchen angedroht. Kurz nach Mitternacht traf die Wucht der Detonation zum Ende einer Neujahrsmesse auch eine Moschee neben der Kirche.

Direkt nach dem Anschlag versammelten sich hunderte Christen zu Protesten auf den Straßen. Christen und Muslime bewarfen sich mit Steinen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Präsident Husni Mubarak erklärte, Ziel des Anschlags seien Christen und Muslime gewesen. Es werde den Terroristen aber nicht gelingen, das Land zu destabilisieren.

Wenige Stunden nach der Tat verurteilte Papst Benedikt XVI. in seiner Neujahrsansprache Gewalt gegen Christen und forderte religiöse Freiheit und Toleranz. Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich bestürzt. "Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terroristen und religiöse Intoleranz vorzugehen", teilte Westerwelle mit, der über die Feiertage in Ägypten war.

"Das sieht hier aus wie in Bagdad"

Die Wucht der Explosion war enorm: Vor dem Kirchengebäude lagen abgerissene Körperteile, Autos gingen in Flammen auf und Fensterscheiben zu Bruch. Zunächst hatte die Polizei von einer Autobombe gesprochen. "Es sieht hier aus wie in Bagdad", sagte ein Augenzeug mit Verweis auf die grausamen Anschläge in der irakischen Hauptstadt nach dem Sturz Saddam Husseins. Die Zahl der Verletzten gaben die Behörden mit etwa 70 an.

Alle Getöteten waren ägyptische Staatsbürger. Von den 17 Opfern seien bislang zwölf als Christen identifiziert worden, bei den übrigen sei die religiöse Zugehörigkeit noch unklar.

Rund zehn Prozent der 79 Millionen Einwohner des mehrheitlich muslimischen Landes sind Christen. Die Zahl der Gewalttaten zwischen den religiösen Gruppen ist zuletzt angestiegen. Der Anschlag vom Neujahrstag hat Beobachtern zufolge aber eine andere Dimension. Das ägyptische Fernsehen berichtete, Alexandrias Gouverneur Adel Labib vermute Al-Kaida hinter der Planung des Anschlags.

Im September steht in Ägypten die Präsidentenwahl an. Mutmaßlich tritt der 82-jährige Mubarak erneut an. Er regiert das Land seit 1981.

Bei neuen Anschlägen n der nigerianischen Hauptstadt Abuja sind nach Medienberichten etwa 30 Menschen ermordet worden. Eine Bombe explodierte laut der Internetzeitung "Next" am Abend auf dem Markt eines Kasernengeländes. Dort hatten sich zahlreiche Menschen versammelt, die unter freiem Himmel Silvester feiern wollten. Augenzeugen hätten von mindestens 20 Toten berichtet, unter ihnen auch zahlreiche Frauen und Kinder.

Zu den Tätern gibt es noch keine gesicherten Informationen. Ein Sprecher des Präsidenten Goodluck Jonathan stellte sie jedoch in einer ersten Stellungnahme in Zusammenhang mit Bombenanschlägen auf christliche Kirchen am Heiligen Abend in der mittelnigerianischen Stadt Jos. Bei diesen Anschlägen waren rund 80 Menschen getötet worden. Mitglieder der radikalislamischen Sekte Boko Haram verübten zudem in den vergangenen Tagen in mehreren Städten Anschläge auf Polizeistationen.

Auf dem Kasernengelände leben Offiziere von Armee, Luftwaffe und Marine, die im Hauptquartier des Militärs arbeiten, mit ihren Familien. Auch Vertreter der diplomatischen Gemeinschaft halten sich dem Bericht zufolge häufig dort auf.

Eine weitere Bombe explodierte nach einem Bericht der Zeitung "Vanguard" in einer Kirche. Auch dort hatten sich zahlreiche Menschen zum Silvestergottesdienst versammelt. Andere Medien sprachen allerdings von einem Fehlalarm. Die Kirche sei wie mehrere andere Gotteshäuser evakuiert worden, ohne dass Sprengstoffexperten eine Bombe gefunden hätten.

Noch in der Nacht zu Samstag wurden Sicherheitskräfte an mehreren Stellen Abujas stationiert. Laut der Zeitung "This Day" suchten Soldaten dort nach weiteren Sprengkörpern. Polizeichef Hafiz Ringim kündigte verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an und rief die Bürger an, vor allem bei abgestellten Fahrzeugen in der Nähe von Kirchen misstrauisch zu sein.

In Nigeria ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Gewaltausbrüchen zwischen Muslimen und Christen mit Hunderten von Toten gekommen. Christen und Muslime stellen in Nigeria jeweils die Hälfte der Bevölkerung. In der Politik wird traditionell auf ein Gleichgewicht zwischen dem überwiegend islamischen Norden und dem christlichen Süden geachtet.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%