HB BERLIN. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Das Plus um 4,8 Prozent ist der dritthöchste Anstieg seit Beginn der Berechnungen 1997 - stärker legten die Kosten nur im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres zu. "Für die Unternehmen ist das natürlich eine beträchtliche Belastung", sagte Steffen Henzel, Arbeitsmarktexperte beim Münchner Ifo-Institut. Allerdings profitierten die Firmen immer noch von der Lohnzurückhaltung der vergangenen Jahre: "Der Anstieg der Arbeitskosten wäre noch viel größer, wenn wir das nicht gehabt hätten."
Viele Unternehmen versuchen, ihre Stammbelegschaft trotz massiver Umsatzeinbrüche zu halten, etwa über Kurzarbeit oder den Abbau von Überstunden. Mancherorts nehmen sie auch in Kauf, dass die Mitarbeiter zum gleichen Monatslohn weniger arbeiten und somit ein Minus auf dem Arbeitszeitkonto entsteht. Dadurch arbeiten die Menschen für den gleichen Lohn weniger - pro Stunde steigen deshalb die Kosten. Sobald die Produktion wieder anzieht und die Arbeitszeit steigt, dürfte der Anstieg der Arbeitskosten deutlich gebremst werden. Schon jetzt zeichnet sich Entspannung ab: Verglichen mit dem Vorquartal blieben die Kosten für eine Stunde Arbeit konstant.
Im zweiten Quartal verteuerte sich eine Stunde Arbeit in der Privatwirtschaft verglichen mit dem Frühjahr 2008 um 6,5 Prozent. Damit gehört Deutschland zu den Ländern in der Europäischen Union mit dem stärksten Anstieg: Nur in Griechenland, Ungarn, Rumänien und Bulgarien war das Plus größer, in Bulgarien verteuerte sich Arbeit sogar um 15,5 Prozent. Dagegen sanken in Estland und Litauen die Arbeitskosten, in Frankreich und Großbritannien blieben sie nahezu stabil. Allerdings gehörte Deutschland seit 2001 zu den EU-Staaten mit dem niedrigsten Kostenanstieg bei der Arbeit.