Wegen umstrittener Aussagen Zentralrat rückt Sarrazin in Nähe zu Hitler

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin wegen dessen abwertender Äußerungen über Ausländer Nähe zum Nationalsozialismus vorgeworfen. Aus den Reihen der Türkischen Gemeinde in Deutschland wurde erneut der Rücktritt Sarrazins von seinem Vorstandsposten bei der Bundesbank gefordert. Der Gescholtene reagiert unbeeindruckt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Unter Dauerbeschuss: Thilo Sarrazin. Quelle: ap Quelle: handelsblatt.com

HB BERLIN. Der Zentralrat der Juden hat sich mit der Türkischen Gemeinde in Deutschland solidarisiert und Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin geistige Nähe zu den Nazis vorgeworfen. "Ich habe den Eindruck, dass Herr Sarrazin mit seinen Äußerungen, mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler wirklich eine große Ehre macht, so wie er es formuliert. Er steht in geistiger Reihe mit den Herren", sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland Stephan Kramer am Freitag in Berlin. Er bezeichnete Sarrazins Äußerung als perfide, infam und volksverhetzend.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, forderte erneut den Rücktritt Sarrazins. Er habe Bundesbankpräsident Axel Weber in einem Brief um ein Gespräch gebeten, in dem er diese Forderung verstärken wolle. Man könne es nicht mehr hinnehmen, dass solche Äußerungen mit beredtem Schweigen beantwortet würden. Die Türkische Gemeinde kämpfe weiter gegen Rassismus und Fremdenfeindlichlkeit, "bis wir umfallen".

Vor allem zwei Sätze bei einem Gespräch Sarrazins mit der Zeitschrift "Lettre International" hatten für Empörung gesorgt: "Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate." Und: "Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert."

Sarrazin lehnte einen Rücktritt wegen seiner abwertenden Äußerungen ab. "Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte", betonte Sarrazin am Rande eines Kongresses in Berlin, wo er Gastredner war. Auf die Fragen von Journalisten nach seiner beruflichen Zukunft sagte Berlins früherer Finanzsenator, er werde am Montag wie üblich in seinem Bundesbank-Büro in Frankfurt arbeiten, wo ein Stapel von Akten auf ihn warte.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%