Prozess wegen Libor-Manipulation Staatsanwalt wirft Ex-UBS-Händler Hayes Gier vor

Etliche Banken, auch die Deutsche Bank, gerieten zuletzt in die Schlagzeilen, weil Mitarbeiter Interbankenkurse manipuliert haben sollen. Nun steht mit Ex-UBS-Mann Thomas Hayes der erste verdächtigte Banker vor Gericht.

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Er steht im Zentrum des Liborskandals und muss sich als erster für seine Taten verantworten. Quelle: Reuters

London Er ist der erste ehemalige Banker, der wegen der Manipulation des Libors vor Gericht steht – mit entsprechender Spannung ist der Prozess gegen Thomas Hayes in London erwartet worden. Der Staatsanwalt warf dem ehemaligen UBS-Mitarbeiter am Dienstag zum Prozessauftakt Habgier als Handlungsmotiv vor.

„Dieser Fall dreht sich um unehrliche Einflussnahme auf Bankenkurse aus Profitinteresse“, sagte Chefankläger Mukul Chawla beim Prozessauftakt am Montag. Hayes habe sich extrem manipulativ verhalten und mehrfach diejenigen betrogen, mit denen er handelte. „Er war der Chef, er stand im Zentrum und wies andere an, was zu tun sei“, fuhr Chawla fort.

Hayes ist in acht Fällen wegen des Verdachts auf Betrug durch Manipulation des Liborsatzes angeklagt. Die London Interbank Offered Rate, für die die Abkürzung Libor steht, dient als Orientierungswert für viele Bankgeschäfte. Sie zeigt die Konditionen von kurzfristigen Interbankenkrediten zwischen einigen der weltweit größten und wichtigsten Banken an. Am Libor orientieren sich auch viele andere Banken, um die Zinssätze für etliche weitere Finanzprodukte im Umfang von etwa 350 Billionen US-Dollar festzusetzen. Durch diese Verquickung haben Manipulationen des Libor erhebliche Auswirkungen auf die globalen Finanzgeschäfte.

Hayes soll zwischen 2006 und 2010 als Händler der Schweizer Bank UBS und der Citigroup Einfluss auf den Libor genommen haben, indem er sich mit Händlern von Banken wie der Deutschen Bank, HSBC, JP Morgan Chase und anderen Instituten absprach.

Hayes, der heute 35 Jahre alt ist, plädiert in dem Prozess auf Unschuld in allen Fällen. Staatsanwalt Chawla hingegen betonte vor dem Gericht, dass seine Aussagen auf den Erkenntnissen beruhten, die Behörden aus 82-stündigen Interviews mit Hayes gezogen hätten. Das Urteil wird innerhalb der kommenden zwölf Wochen erwartet.

Die UBS selbst hat sich bereits mit Behörden geeinigt und zunächst 1,5 Milliarden Dollar an Strafen wegen der Libor-Manipulation gezahlt. Vergangene Woche bekam sie weitere 200 Millionen Dollar Strafe wegen Libor-Verfehlungen aufgebrummt.

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