Studieren ohne Papier Mobile Rechner beenden die Zettelwirtschaft

Laptops, Tablets und Smartphones machen das Studium leichter. Früher versanken Studenten in einem Wust aus Mitschriften, teuren Ausdrucken und Kopien. Dank Apps und kostenloser PC-Software wird Papierchaos zum Auslaufmodell. Das spart auch eine Menge Geld.

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Die beliebtesten Studienfächer in Deutschland
IngenieurwissenschaftenIn dieser Fächergruppe fiel der Rückgang besonders stark aus: Noch knapp 106.300 junge Menschen begannen dieses Studium. Das sind 8,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Vor allem die Zahl der männlichen Studienanfänger sank, während die Anzahl der Frauen stieg. Ursache ist nach Angaben der Statistiker die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011, die damals zu einem deutlichen Anstieg der männlichen Erstimmatrikulierten geführt hatte. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 1Es muss nicht immer das oberste Gericht sein wie die Richter vom Bundesverfassungsgericht (Bild). Für 185.856 Studienanfänger, die voriges Semester 2011/2012, das Studium der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften angefangen haben, gibt es an deutschen Gerichten auch nicht genügend Arbeitsplätze. Die Politologen, Volkswirte und Juristen, die jedes Jahr zu Tausenden die Universitäten verlassen, finden ausreichend Betätigungsfelder in Politik, Wirtschaft und Medien. Quelle: dapd
Mathematik und NaturwissenschaftAuch in dieser Fächergruppe sank 2012 die Anzahl der Erstimmatrikulierten im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent. Insgesamt schrieben sich 84.600 Anfänger für das Studium ein. Quelle: dpa/dpaweb
Sprach-und Kulturwissenschaften 82.600 Personen nahmen 2012 ein Studium aus der Fächergruppe der Sprach- und Kulturwissenschaften auf. Damit ist auch hier ein Rückgang um 5,1 Prozent zu verzeichnen. Quelle: dpa
Rechts-, Wirtschafts- und SozialwissenschaftenFür ein Studium dieser Fächergruppe entschieden sich 163.500 Studierende. Mit 2,9 Prozent ist lediglich ein kleiner Rückgang zu verzeichnen. Quelle: dpa
Humanmedizin und GesundheitswissenschaftenAls einzige Fächergruppe kann der Bereich Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften ein Plus verzeichnen und dann direkt - mit 7,9 Prozent - ein großes. 24.100 Studienanfänger gab es in diesem Bereich im vergangenen Jahr. Quelle: dpa

Auf dem Weg zur Uni schnell die Nachrichten lesen, dabei Musik hören, ein paar Notizen machen: Mit Smartphones und Tablet-Rechnern wird ein solcher Start in den Tag zum Standard für Studenten. Im Hörsaal angekommen, verschwindet das Smartphone im Lautlos-Modus in der Tasche, zum Mitschreiben kommen Block und Kuli auf den Tisch.

Wer dann nicht alles sofort abheftet, versinkt im Lauf des Semesters im Papier-Chaos. Auf dem Schreibtisch stapeln sich lose Zettel und ausgedruckte Foliensätze, in der Tasche stecken noch die Unterlagen von vor zwei Wochen, in den Schubladen ist kaum noch Platz für mehr.

Während wir unser sonstiges Leben zunehmend digitalisieren, verbringen Studenten die Zeit in den Hörsälen anscheinend nicht viel anders als zu Humboldts Zeiten. Aber brauchen wir überhaupt noch so viel Papier? Müssen Studenten so viel Geld in Kopierkarten und Druckerpatronen investieren, nur um in den Händen zu halten, was sie auch auf dem Bildschirm sehen können?

Radikaler Papierverzicht

Solche Fragen stellte sich auch der Blogger Mark Kreuzer - und wagte ein radikales Experiment: Von Mitte Februar bis Ende Juni versuchte er, komplett auf Papier zu verzichten. Für jeden Verstoß, ob papierenes Parkticket oder Schreiben von der Bank, zahlte er fünf Euro "Strafe" in eine Spendenkasse. Die will er jetzt für ein soziales Projekt hergeben.

Ähnlich wie Kreuzer macht es der Journalist und Student Jakob Struller, der schon im vergangenen Jahr ein ähnliches Projekt in seinem Blog dokumentierte: Studieren ohne Papier - wie geht das? Struller benutzte sein Laptop, ein iPad und das iPhone mit entsprechender Software. Und der Radikalschnitt hinterließ schon nach wenigen Wochen Spuren: "Ich bin in vielen Fällen bei der digitalen Variante geblieben, statt zum Papier zurück zu kehren", schrieb er nach dem Abschluss seines Versuchs.

Dennoch sei es anstrengend gewesen, sagt er. Es muss ja nicht immer der komplette Papierverzicht sein. Doch an vielen Stellen ist die digitale Studien-Revolution sehr einfach zu realisieren und macht das Lernen erheblich effizienter. Zum Beispiel mit Apps wie Evernote und der Zusatz-App Penultimate. Evernote lässt sich gleich auf mehreren Geräten installieren, Notizen auf einem Gerät werden automatisch auf allen synchronisiert. So hat man seine Mitschrift aus der letzten Vorlesung immer dabei, wenn man etwas nachschauen will.

Im Microsoft-Office-Paket ist das praktische OneNote enthalten, ebenfalls ein digitaler Notizblock. Darin kann man auch Videos und Fotos ablegen, mit einem Tablet-PC oder Smartphone sind auch handschriftliche Notizen möglich. Der Vorteil: MS Office ist für Studenten ohnehin Standard, viele Unis bieten ihren Studenten das Programmpaket vergünstigt oder gar kostenlos an.

Vorteil Kostenlos-Programme

Wer Office allerdings nicht kostenfrei beziehen kann, findet zahlreiche Alternativen mit den gleichen Funktionen. So hat der IT-Berater Markus Stenzel auf seiner Webseite ein Paket mit freier Software bereitgestellt, die jeden Studentenrechner mit den wichtigsten Funktionen ausstattet.

Mit dabei ist die kostenlose MS-Office-Alternative LibreOffice, das Mindmapping-Programm FreeMind, Evernote, ein Karteikarten-Programm und die Antiviren-Software AVG.

Einen Schritt weiter geht jetzt die Fachhochschule Frankfurt: In einem Forschungsprojekt entwickeln Informatik-Studenten zusammen mit zwei Professoren eine App, die den Frankfurter Studenten den Uni-Alltag erleichtern soll. Mit dem "StuddyBuddy" können sie in Zukunft Stundenpläne erstellen, Noten und Notendurchschnitte verwalten und aktuelle Frist- und Raumänderungen erfahren. Auch ein digitales schwarzes Brett soll entstehen, das den Gang zum Zettelchaos an der Pinnwand im Foyer irgendwann überflüssig macht.

E-Books setzen sich durch

An den meisten Hochschulen müssen die Studenten sich auf absehbare Zeit noch ihr eigenes Papierlos-System zusammenstellen. Eine erste Anlaufstelle könnte das Verbraucherportal Teltarif sein. Für iPhone-Nutzer hat der Dienst appguide interessante Funktionen aufgelistet, etwa ein Programm, mit dem das iPhone zum Scanner wird.

Das lohnt sich dann zum Beispiel in der Bibliothek - wo ein Verzicht auf Papier noch ziemlich schwierig ist. Die großen Uni-Bibliotheken bieten inzwischen jedoch immer mehr Bücher auch als E-Book an. Viele Aufsätze findet man ohnehin schon kostenlos bei Google Scholar. So spart man sich den lästigen Weg in die Bibliothek und muss viele Bücher nicht mehr schleppen. Und statt auf der Suche nach einem Stichwort zu blättern und quer zu lesen drückt man auf Strg+f - wobei einem natürlich auch mancher interessante Textinhalt durch die Lappen gehen kann.

Man muss nicht gleich wie Kreuzer und Struller die radikale Revolution erproben. Es reicht bereits, sich ein wenig umzugewöhnen an digitale Instrumente, nicht mehr alle Folien auszudrucken, nicht mehr alles auf dem Papier mitzuschreiben. Das schont dann übrigens nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.

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