Topraks Technik Talk

Alienbesuch aus Messier 13

Grußbotschaften in den Raumsonden Voyager 1 und 2 sollen Außerirdische anlocken. Was ist, wenn die wirklich kommen? wiwo.de-Kolumnist Mehmet Toprak hat vor allem eine Sorge: : Die Menschheit könnte sich blamieren.

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Voyager 1 hat unser Quelle: dpa/dpaweb

Irgendwo da draußen fegen die Raumsonden Voyager 1 und 2 durchs All. Beide Sonden sind 1977 gestartet und haben unser Planetensystem inzwischen verlassen.

Voyager 1 ist gerade etwa 110.000 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt und fliegt mit knapp 67.000 Kilometern pro Stunde, Voyager 2 knapp dahinter.

Für den Fall, dass die Sonden auf außerirdisches Leben stoßen, ist auch eine goldbeschichtete Kupferplatte an Bord. Mit Grußbotschaften in 55 Sprachen, 115 Bildern und vielen Musikstücken wie Bachs "Brandenburgisches Konzert" oder "Melancholy Blues" von Louis Armstrong.

Nehmen wir einmal an, Voyager wird in vielen tausend Jahren tatsächlich von intelligenten Wesen entdeckt, beispielsweise im 22.800 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen Messier 13. (Wer jetzt anfängt zu rechnen: Die haben Voyager schon früh geortet und mit einem Raumkreuzer abgeholt, ok?)

Die Kürbisköpfe mit den Tentakeln sind ganz aus dem Häuschen darüber, dass sie nicht alleine im Universum sind. Nicht nur die sympathischen Fotos der Erdbewohner, sondern auch ihre ergreifenden Gesänge und natürlich Bachs "Brandenburgisches Konzert" überzeugen die Messianer, dass es sich um eine sehr vornehme und hochstehende Rasse handeln muss.

Raumschiff vor Jupiter

Man stellt also eine Abordnung aus Wissenschaftlern, Diplomaten und Offizieren zusammen. Die schwingen sich in ihr Raumschiff mit Hyper-Photonen-Antrieb und machen sich hoffnungsfroh auf den Weg zum Blauen Planeten. Der Erste Offizier will unbedingt die Kultur kennenlernen, die so erhabene Werke wie die "Neunte Sinfonie" oder die "Zauberflöte" hervorgebracht hat.

Auf Höhe des Jupiter offenbaren die hochauflösenden Displays in der Kommandokapsel aber bereits einen unschönen Grauschleier um die Erde. Merkwürdig auch die Funkstille.

Schließlich landen sie. Menschen sind keine zu sehen, nur der Geigerzähler spielt verrückt und das Spektrometer meldet extrem hohe C02-Werte. Die Menschheit ist ausgestorben, und die wenigen von Umweltgiften verwüsteten Kreaturen, die über die Erde schlurfen, können keine Auskunft mehr geben.

Das Raumschiff der Außerirdischen ist in Deutschland gelandet, auf einem Parkplatz des Versandhauses Pearl in Buggingen.

Dessen Warenlager ist noch intakt und dort machen die Wissenschaftler aufregende Entdeckungen: pupsende Kugelschreiber, LED-Duschköpfe für "Erlebnis-Duscher" mit 4-fach Farbwechsler, Vibrations-Trainer mit Gumminoppen, mechanische Profi-Apfelschäler, batteriebetriebene Tütenverschweißer, Teleskop-Rückenkratzer und eine DVD mit den Highlights von Florian Silbereisens "Frühlingsfest der Volksmusik". Wahrhaft bizarre Artefakte eines längst verloschenen Industriezeitalters.

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