Anti-Sonnenbrand-Kamera Sunscreenr Ein Guckrohr gegen den Krebs

Im Frühling holen sich viele Menschen einen Sonnenbrand, weil sie sich nicht richtig eincremen. Der Sunscreenr zeigt, wo die Haut nicht geschützt ist. Sonnencremehersteller sind an dem Gadget brennend interessiert.

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David Cohen, Gründer des Herstellers Voxelight, mit dem Sunscreenr. Die UV-Kamera zeigt, wo die Haut nach dem Eincremen noch nicht vor Sonnenstrahlen geschützt ist. (Foto: Christof Kerkmann)

Vergesslichkeit rächt sich. Wer sich an sonnigen Tagen nicht richtig eincremt, hat am Abend Sonnenbrand – oft an vernachlässigten Stellen wie Geheimratsecken, Ohren oder Waden, wie viele Menschen im Frühjahr feststellen müssen.

Auch wenn der Schmerz bald wieder abklingt, ist das keine Lappalie: Jedes Jahr erkranken zwei bis drei Millionen Menschen weltweit an Hautkrebs, meist verursacht durch schädliche UV-Strahlung.

Ein Kuckrohr für die Picknick- oder Schwimmbadtasche soll helfen, sich gründlich zu schützen: Der Sunscreenr zeigt durch ein kleines Objektiv, wo noch keine Sonnencreme aufgetragen ist.

„Das ist eine proaktive Möglichkeit, mit der Sonnenstrahlung umzugehen“, sagt David Cohen, Gründer des Herstellers Voxelight. Am besten sei es schließlich, Krebs von vornherein zu verhindern. Immerhin bietet der Sunscreenr ein Beispiel dafür, wie der Fortschritt bei Sensoren der Gesundheit dienen kann.

Auf die Idee kam der Mitgründer Jon Meyer, dessen Mutter an Hautkrebs erkrankt war. Als Hobbyfotograf wusste er um die Möglichkeiten der Technologie, unsichtbare Strahlen sichtbar zu machen, ihm fehlte jedoch das nötige Wissen, sie zu entwickeln. Er wendete sich an Cohen, einen Doktor der Biochemie, der seit Jahren in der Gesundheitsbranche arbeitet.

Cohen recherchierte, ob so ein Gerät technisch machbar und bezahlbar wäre. Nach drei Monaten war er davon überzeugt: Im Oktober 2015 meldeten die beiden ihre Firma im US-Staat North Carolina an.

Das Gerät sieht von außen nicht nach Hightech aus: Es hat ein Gummigehäuse, dem ein bisschen Sand nichts ausmacht, außerdem ein Objektiv und drei Knöpfe. Im Inneren kommt eine UV-Kamera zum Einsatz, die die reflektierten Strahlen auffängt – so lässt sich feststellen, welche Hautpartien noch nicht mit Sonnencreme bedeckt sind oder wo Wasser den Schutz weggewaschen hat. Damit der Unterschied deutlich wird, werden die eingecremten Stellen dunkel angezeigt, so als hätte man sich Farbe auf die Haut gestrichen.


Ab Sommer im Handel

Auch andere Technologien versprechen Schutz gegen Hautkrebs. So misst die Brosche June die UV-Strahlung und warnt mittels einer Smartphone-App, wenn die Trägerin die empfohlene Höchstdosis für den Tag erreicht hat. Andere Anwendungen schlüsseln auf, wie hoch die UV-Belastung am eigenen Standort ist, etwa der „UV-Check“ des deutschen Dermatologenverbandes BVDD. Eine direkte Anleitung zum Schutz bieten sie indes nicht.

Wenn der Sunscreenr im Sommer in den Handel kommt, soll er 150 Dollar kosten. „Wenn man das mit einem Besuch beim Hautarzt vergleicht, ist das günstig“, sagt Cohen – in den USA zahlen Patienten viele medizinische Leistungen aus eigener Tasche. Bei einer Massenfertigung hält das Unternehmen jedoch einen deutlich niedrigeren Preis für möglich.

In den USA hat das Projekt einige Schlagzeilen gemacht. So sicherte sich die Firma auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter eine Finanzierung in Höhe von 120.000 Dollar. Zudem präsentierte Cohen die Idee in der Start-up-Sendung „Shark Tank“.

Der Auftritt führte zwar nicht zum Erfolg, also zu einem Investment, aber er hilft dem kleinen Team mit derzeit zweieinhalb Stellen bei der Partnersuche. „Nach der Sendung haben uns alle großen Hersteller von Sonnenschutz kontaktiert“, erzählt Cohen stolz.

Einer plane, bald Tests mit dem Gerät durchzuführen. Auch unter Elektronikherstellern gebe es einiges Interesse, so lasse sich die Technologie grundsätzlich auch in Brillen integrieren.

Bisher hat Voxelight 5000 Geräte hergestellt, nun sollen Massenfertigung und -verkauf beginnen, auch in Deutschland. Erst braucht Voxelight aber einen Marketingdirektor, der die Kontakte zu Händlern und Kosmetikherstellern aufbaut.

Und eine Finanzierungsrunde, um die Expansion zu bezahlen – bisher finanzieren sich die Gründer weitgehend mit ihrem eigenen Kapital. Vielleicht holt sich ja demnächst ein potenzieller Investor mal wieder einen gemeinen Sonnenbrand.

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