Auto-Chef Wolfgang Ziebart "Elektroauto als Drittwagen"

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Der Artega SE, ein elektrisch angetriebener Sportwagen

Sie arbeiten an einem elektrisch angetriebenen Sportwagen, dem Artega SE. Kann ein Elektromotor ernsthaft ein Antrieb für ein Sportfahrzeug sein?

Ein Elektromotor ist sogar ein idealer Antrieb für ein Sportfahrzeug und zwar aus mehreren Gründen: Ein Sportwagen wird meist dynamischer bewegt als ein Durchschnittsfahrzeug, mit mehr Beschleunigungs- und Bremsvorgängen. Bei einem konventionellen Sportfahrzeug steigt dann der Verbrauch deutlich an, da die Bremsenergie verloren geht. Ein Elektro-Sportfahrzeug dagegen kann große Teile der Energie beim Bremsen wieder in die Batterie zurückspeisen. Dadurch kann es dynamisch gefahren werden, ohne dass der Fahrer mit einem hohen Mehrverbrauch bestraft wird.

Zudem ist ein Elektromotor sehr kompakt und, bezogen auf seine Maximalleistung, leicht. Im normalen Fahrbetrieb wird ja die Maximalleistung nur kurzzeitig, z.B. beim Überholen, abgerufen. Ein Elektromotor kann dazu kurzzeitig mit bis zum Dreifachen seiner Dauerleistung belastet werden. Daher kann ein Elektro-Sportwagen bei überschaubarem Antriebsgewicht herausragende Beschleunigungswerte erreichen. Ein weiterer, weniger rationaler Grund ist, dass Hochleistungs-Sportfahrzeuge, außer im Kreise Gleichgesinnter, nicht immer die volle soziale Akzeptanz haben. Mit einem Elektroantrieb erledigt sich dieses Problem, ohne den Spaßfaktor zu reduzieren.

Wie hoch ist denn dann der Spaßfaktor des Artega Sport Electric?

Das Auto beschleunigt in 3,9 Sekunden auf 100 km/h. Damit sind wir dann schon in der Nähe dessen, was theoretisch an Leistung über die Reibung der Hinterräder auf die Straße gebracht werden kann.

Und was kostet dieser Spaß?

Der Artega SE wird etwa 180.000 Euro kosten. Das mag auf den ersten Blick ein hoher Preis sein. Wenn Sie aber Vergleichsfahrzeuge mit ähnlichen Beschleunigungswerten suchen, werden Sie nicht viele Autos finden, die preiswerter sind.

Wie sehen Sie die Position der deutschen Industrie in der Elektromobilität? Immerhin ist die Automobilindustrie der wichtigste Industriezweig hierzulande.

Die deutsche Automobilindustrie hat sehr lange vor allem auf die Verbesserung konventioneller Antriebe gesetzt. Inzwischen hat man allerdings sehr stark aufgeholt, zumindest in der Forschung. Wirtschaftlich erfolgreich ist nicht immer derjenige, der eine neue Technologie als erster auf den Markt bringt, sondern derjenige, der am besten positioniert ist, wenn der Verkauf Fahrt aufnimmt. Und hier sehe ich die deutsche Automobilindustrie gut positioniert.

Sollte der Staat mehr tun, um die Elektromobilität zu fördern?

In Deutschland gibt es begrüßenswerte Aktivitäten wie die Einrichtung von Modellregionen zur Erprobung von Elektrofahrzeugen und deren Infrastruktur oder die Nationale Plattform Elektromobilität. Verglichen mit den Aktivitäten anderer Staaten, wie etwa China, sind die staatlichen Anstrengungen bei uns hier aber eher bescheiden.

Würden Sie sich eine staatliche Förderung von Elektroautos wünschen?

Ein Elektrofahrzeug ist in der Anschaffung deutlich teuerer als ein konventionell angetriebenes, heute und noch viele Jahre lang. Allerdings liegen die Betriebskosten nur bei etwa drei Euro pro 100 Kilometer. Über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeuges betrachtet, kann ein Elektroantrieb also durchaus wirtschaftlich Sinn machen. Für viele Kunden ist aber immer noch der Einstandspreis kaufentscheidend und nicht eine mögliche Einsparung in der Zukunft. Hier könnten staatliche Beihilfen einen zusätzlichen Kaufanreiz schaffen.

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