Oldtimer-Sammler in Kalifornien Parken auf dem Goplfplatz

Die Amis übertreiben es ja gern ein bisschen – aus deutscher Sicht betrachtet. Wie aber 4000 VIPs auf der Monterey-Halbinsel in Kalifornien sich und ihre Autos feiern, das ist wirklich dekadent. Und macht so viel Spaß!

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Oldtimer-Sammler in den USA - Wo die Schönen und Reichen parken Quelle: SP-X

Wer sich als Normalo ungern arm vorkommt, ist bei dieser Oldtimer-Veranstaltung fehl am Platz. Im kalifornischen Pebble Beach wird man nämlich minütlich daran erinnert, kein Millionär zu sein.

Wäre dies ein Bühnenbild für einen Hollywoodfilm, würde man wohl „kitschig“ sagen: kurz geschorener Rasen, darauf blinken rund 200 wunderschöne, sportliche Klassiker der letzten rund 70 Jahre in der Sonne, von denen keiner weniger als 100.000 Euro kosten dürfte. Rundherum, unter weißen Zelten und in der Sonne, wird Champagner ausgeschenkt und Feinkost serviert. Auf den Holzstühlen haben die Damen mit Highheels – golfplatzfreundlich mit Keilabsatz – platzgenommen, während die braungebrannten Herren über das Gelände flanieren. Klischee? Oh ja, aber nicht nur.

Im August treffen sich auf der Monterey-Halbinsel die Schönen und Reichen der Oldtimer-Fangemeinde und parken ihre Pretiosen mit bis zu mehreren Millionen Marktwert auf den Golfplatz-Grüns. Jeder, der in Amerika Geld und alte Autos hat, dürfte hier sein, aber auch aus anderen Teilen des Globus reisen Millionäre und Milliardäre an, um an dem wohl spektakulärsten Oldtimer-Treffen der Welt teilzunehmen. Höhepunkt ist der Concours d 'Elegance am Sonntag, bei dem die schönsten Klassiker prämiert werden.

Abseits des harten Wettbewerbs feiern die Autofans sich und ihre Leidenschaft aber schon vorher: bei „The Quail“, am 18. Fairway des gleichnamigen Golfclubs. Hier geht es um Party statt Prämien, für die auf 4000 Eintrittskarten begrenzte Veranstaltung – wegen zu viel Andrang werden die Tickets verlost - zahlen die Fans 600 Dollar das Stück, Champagner und Feinkost sind dann inklusive. Bei Veranstaltungsbeginn am Vormittag stehen Supercars von Ferrari, Lamborghini oder Bugatti brav für einen Parkplatz an.

„Ich kann nicht glauben, dass so viel Geld an einem Ort ist – die Autos und die Leute“, sagt Sheila, die zum ersten Mal hier ist, mit ihrem Mann, der bei „The Quail“ ein Auto für einen Sammler betreut. „Sogar die Toiletten sind schick!“ Die mobilen Örtchen sind auch der einzig kühle Platz auf dem Gelände, sie sind klimatisiert.

Doch diese Veranstaltung als fade High-Society-Gartenparty abzutun, wäre unfair – sind es doch wie bei jedem anderen Event die Leute, die das Fest besonders machen. Wie Sherill und Paul aus Pasadena, die auf Campingstühlen hinter ihrem 1956 Alfa Romeo 1900 CSS sitzen und sich darauf freuen, dass heute wieder Freunde vorbei kommen werden – oder einfach irgendjemand Interessiertes eine Frage zum Auto stellt.

Es sei friedlicher, gebe weniger Rivalität als beim Concours, meinen die beiden, schließlich sei die Prämierung hier nicht so wichtig. „Ich genieße das Event und erwarte nicht zu gewinnen“, meint Paul. „Er gewinnt unheimlich gerne“, ergänzt Sherill. Am Ende des Tages fährt der Alfa tatsächlich einen Preis ein – gewählt nicht von Juroren wie beim Concours sondern von den anderen Besitzern seiner Nachkriegsauto-Klasse.


"Wir sind nur die Hüter dieser Autos"

Die entspannte Atmosphäre gefällt auch Katie, die mit Mann und Freunden auf dem Grün sitzt. „Er mag die Autos, ich das Essen“, scherzt sie, ihr gehört der nicht ganz perfekte 1973er Alfa Romeo Giulia GT Junior Zagato 1600. „Hier gibt es eine größere Bandbreite, was das Alter angeht und einen besseren Mix von nicht komplett restaurierten und sehr schicken Fahrzeugen.“

Wie das von Anne: Der schwarze Lack des 1939er Bugatti Typ 57 mit Karosserie von Saoutchik glänzt, das Chrom blinkt und das Holzarbeiten im Innenraum strahlen. „Können Sie glauben, dass die Restaurierung schon 30 Jahre her ist?“ fragt Anne und hört – einmal gefragt – gar nicht mehr auf zu reden, der Stolz ist ihr anzumerken.

Fast beiläufig lässt sie fallen, dass ihr Mann - „er hat ein Auge dafür“ - 250 Oldtimer sein eigen nennt, betreut von fünf hauptberuflichen Restauratoren. Willkommen in Amerika – hier darf man zeigen, was man hat, ohne Missgunst befürchten zu müssen. Anne meint auch: „Es ist nicht versnobt hier. Man kommt hier mit seinem Auto her, weil man es mit anderen Leuten teilen will, darum geht es.“ Und „Wir sind nur die Hüter dieser Autos.“

Dass die Veranstaltung allerdings doch nicht ganz so philanthropisch ist, sondern eben eine ziemlich exklusive Gesellschaft, fällt einem dann wieder ein, wenn man an den ausgestellten Luxusklasse-Neuwagen vorbeischlendert: Bentley, Aston Martin, Pagani aber auch Singer-Porsche oder der Retro-Aston-Martin mit Jaguar-Technik von David Brown buhlen hier um Aufmerksamkeit des gut betuchten Publikums. Bugatti stellt nehmen drei Vorkriegs-Sportwagen das 1.200-PS-Monster Bugatti Veyron Super Sport, der nach einem Auktionserlös von 2,3 Millionen Dollar am Abend auf dem Weg zum Klassiker ist.

Doch in einem Punkt sind alle wieder gleich: Die Sonne Kaliforniens erfordert einen Sunblocker. Wer den von Clarins oder Shiseido vergessen hat, schmiert sich das Sonnencreme-Give-Away einer Versicherung ins Gesicht – ganz egal, ob Geldadel, Neureiche oder Normalos.

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