TraffiStar 330 heißt das neue Blitzersystem, das nun auch in Bayern flächendeckend eingeführt werden soll. Unter Schilderbrücken und in Tunneln lauern bald die elektronischen Verkehrskontrollen, wie das Landesministerium mitteilte. Los geht es auf der Autobahn 99 bei Aschheim im Kreis München.
Rund 230.000 Euro hat der Freistaat in die Anlagen investiert. Damit ist Bayern ein Nachzügler, andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bremen und Thüringen nutzen die Technologie bereits.
Blitzen ohne Blitz
Der Clou der Anlage: Sie liefert bei Tag und Nacht scharfe Bilder, ohne den Fahrer durch einen Blitz zu blenden. Bei der sogenannten Robot Black Flash Technologie kommt ein Infrarot-Blitz zum Einsatz, der für das menschliche Auge fast unsichtbar ist.
Außerdem berechnet der TraffiStar 330 die Geschwindigkeit der Fahrzeuge anhand des Wegs, den das Auto in einer bestimmten Zeit zurückgelegt hat. Die Geschwindigkeit messen drei sogenannte Piezosensoren, die im Abstand von je einem Meter in den Asphalt eingepflanzt werden. Das System berechnet automatisch, ob ein Fahrzeug zu schnell unterwegs ist und löst in der Folge das Beweisfoto von Fahrer und Kennzeichen aus.
Sieben Spritspartipps
Das Ziel ist, flott zu beschleunigen, möglichst rasch hochzuschalten und dann mit niedrigen Drehzahlen die gewählte Geschwindigkeit beizubehalten. Nach den Erfahrungen des ADAC lassen sich mit den folgenden Tipps bis zu 30 Prozent Treibstoff sparen.
Nach dem Anfahren sofort in den zweiten Gang schalten. Mit Dreiviertelgas zügig beschleunigen und früh hochschalten.
Zurückschalten ist nicht erforderlich, solange der Motor, ohne zu ruckeln, Gas annimmt. Nach jedem Schaltvorgang ist wieder ein Tritt aufs Gaspedal notwendig – das kostet jedes Mal Sprit.
Vorausschauend fahren – jedes Bremsen vergeudet Energie. So lange wie möglich die Motorbremswirkung nutzen. Im Schiebebetrieb, etwa beim Heranrollen an eine Ampel, nicht auskuppeln. Die meisten Autos sind mit einer Schubabschaltung ausgerüstet, welche die Kraftstoffzufuhr in dieser Situation unterbricht.
Die Gangwahl beeinflusst unmittelbar den Kraftstoffverbrauch. Daher sollten Sie stets im höchstmöglichen Gang fahren. Einsparungen bis zu 20 Prozent und mehr sind nach Messreihen des ADAC möglich.
Sitz-, Fensterheizung oder Klimaanlagen ausschalten, wenn Sie sie nicht mehr benötigen. Klimaanlagen erhöhen den Verbrauch um bis zu zwei Liter pro 100 Kilometer.
Nicht mehr benötigte Getränkekisten, Dachboxen oder Fahrradträger sollten Sie aus dem Auto verbannen. Denn 100 Kilogramm Gewicht verursachen bis zu 0,3 Liter Mehrverbrauch pro 100 Kilometer, Dachgepäckträger erhöhen den Luftwiderstand.
Den Motor starten, ohne das Gaspedal zu betätigen, und sofort losfahren. Im Leerlauf verbraucht das Auto bis zu einem Liter Sprit pro Stunde. Das – verbotene – Warmlaufen schadet der Umwelt; zudem erwärmt sich das Auto nach Tests des ADAC auch gar nicht.
Die Technologie steht in der Tradition der ersten Radarfalle, die 1959 im Regierungsbezirk Düsseldorf installiert wurde. Neben den fest installierten Kontrollsystemen kam bald die sogenannte Laserpistole in den Straßenverkehr. Damit konnte die Polizei aus dem Auto heraus Geschwindigkeitsüberwachung betreiben.
Dafür sendet das Laserhandmessgerät kurze Lichtimpulse. Aus der Zeit, die das Licht benötigt, um von einem Gegenstand zu reflektieren, berechnet sich die Geschwindigkeit. Schon auf einen Kilometer Entfernung können die Beamten entsprechende Messungen vornehmen.
Kritik an TraffiStar 330
Technologisch ist der TraffiStar 330 einwandfrei. Doch gleichzeitig führt er die Idee des Blitzers ad absurdum: Denn Geschwindigkeitskontrollen sollen bekanntermaßen die Verkehrssicherheit verbessern. Bei den herkömmlichen Blitzern weiß der Autofahrer aufgrund des Lichtblitzes immer sofort, ob er zu schnell unterwegs ist.
Kritiker bemängeln, dass durch den TraffiStar 330 dieser Erziehungseffekt wegfalle. Ihr Argument: Wer in eine herkömmliche Blitzanlage rauscht, wird zumindest innerhalb eines gewissen Zeitfensters danach vorsichtiger auf der Straße unterwegs sein. Durch den TraffiStar 330 käme das schlechte Gewissen erst mit dem Brief vom Ordnungsamt und damit zu spät. In der Folge könnten einige Autofahrer zudem unwissend zu Wiederholungstätern werden.
Kurz: Wenn es darum geht, viel Geld mit Strafzetteln zu verdienen, ist der neue TraffiStar das richtige System. Wer die Straßen sicherer machen will, sollte auf das System mit echtem Blitz setzen.
Umstrittene Blitzer-Warner
Das gleiche gilt für Blitzer-Warngeräte. Sie haben denselben Erziehungseffekt: Spezielle Smartphone-Apps und die meisten Navigationssysteme warnen den Fahrer vor Radarkontrollen. Das möge lehrreich sein, ist beides aber auch „ganz klar illegal“, so der Hamburger Anwalt Uwe Toben, Experte für Verkehrsstrafrecht. Denn die Straßenverkehrsordnung verbietet den Einsatz von technischen Geräten, die „dafür bestimmt sind, Verkehrsüberwachungsmaßnahmen anzuzeigen oder zu stören“.
Warum das so ist? Und ob ein Handy überhaupt in diese Kategorie fällt? Das weiß keiner so genau. Der Paragraf stammt aus einer Zeit, in es weder Smartphones noch Navigationsgeräte gab. Anwalt Toben kann sich auch an keinen Fall erinnern, in dem jemand wegen seiner Handy-App Probleme bekommen hat. „Wo kein Kläger, da auch kein Richter“, sagt Toben.
Die Handy-App „Blitzer.de“ wurde derweil allein im Google-Store mehr als eine Million Mal heruntergeladen. Der Navigationshersteller Tomtom wirbt auch seiner Website für seinen knapp 30 Euro teuren Service, der „mit ausreichend Vorlaufzeit“ vor Radarkameras warnt. Der Dienst mache den Straßenverkehr sicherer, behauptet das Unternehmen.
Und auch der Gesetzgeber hat nicht gegen jede Form von Blitzer-Warnung etwas: Die Radiosender etwa dürfen vor Radarfallen warnen. Wo genau hier die rechtliche Grenze zwischen technischen Geräten wie Handys oder Navigationssystemen gezogen wird, weiß niemand so genau.
Das rechtliche Scharmützel wirkt absurd - zumal Deutschlands Straßen nicht zuletzt wegen besserer Fahrassistenzsysteme und Navigationsgeräte immer sicherer werden. 2013 starben so wenig Menschen wie noch nie auf Deutschlands Straßen, berechnete der ADAC. Im vergangenen Jahr kamen 3340 Menschen im Straßenverkehr ums Leben - sieben Prozent weniger als 2012.