Vernetzte Fahrzeuge Konzerne beginnen Autofahrer zu bevormunden

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Medizin-Check im Auto statt beim Arzt

Deutschlands beliebteste Autos
Kategorie "Minicars": Platz 1, der Opel Adam mit 24,2 Prozent. Quelle: obs
Platz 2 bei den "Minicars": Der VW Up mit 23,9 Prozent.
Mit 16,6 Prozent der Stimmen Platz 3 der "Minicars": der Mini. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
In der Kategorie Kleinwagen gewinnt der BMW i3 mit 26,6 Prozent. Quelle: AP
Audi A1 liegt bei den "Kleinwagen" mit 24,8 Prozent auf dem 2. Platz.
Platz 3 drei beliebtesten Kleinwagen: der VW Polo mit 20,7 Prozent. Quelle: dpa-tmn
Mit 20,1 Prozent ist der VW Golf das beliebteste Auto der Kompaktklasse. Quelle: dpa

Das technische Rüstzeug zum Protokollieren aller Fahrzeugbewegungen ist längst da: Assistenzsysteme wie das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP), einer der größten Datensammler im Auto, sowie Müdigkeitswarner, Abstandsregler, Spurwarner oder Notbremssysteme. Keine Frage, viele davon sind nützlich, komfortabel und retten Menschenleben. Auf diese Assistenten setzen die Hersteller immer mehr, weil sie sich nur noch schwer über bessere Motoren und Fahrwerke voneinander abgrenzen können. Stattdessen versuchen sie, sich über elektronische Extras zu differenzieren und nebenbei Daten aus dem Auto für neue Geschäftsmodelle zu nutzen.

Vielfach zum Verdruss der Fahrer, denn oft nervt die neue Technik bloß, oder der Lenker fühlt sich schnell bevormundet: Ein schneller Blick auf der Autobahn nach rechts aus dem Fenster genügt, schon rät der Müdigkeitswarner in der Mercedes A-Klasse mit einem Kaffeetassensymbol zur Pause. Auch der Spurassistent wird schnell zur lästigen Gouvernante: Kaum kommt der Wagen Fahrbahnmarkierungen zu nahe, vibrieren Sitz oder Lenkrad. Der Fahrer erschrickt – und stellt die im Grunde hilfreiche Technik einfach ab.

Eine potenzielle Goldgrube

Kommerziell spannend für die Hersteller sind automatische Notrufsysteme, wie sie BMW, Daimler, Volvo, General Motors, Fiat und PSA (Peugeot, Citroën) bereits heute eingerichtet haben, bevor E-Call Pflicht wird. Für sie sind die Dienste eine potenzielle Goldgrube. Denn sie können liegen gebliebene Autos von einer Partnerwerkstatt abschleppen lassen, dem Fahrer ein Mietauto anbieten, ihm im Falle des Totalschadens ein neues Fahrzeug offerieren und dazu auch vermeintlich bessere Versicherungen.

„Die Hersteller sitzen auf den Daten und können damit machen, was sie wollen“, kritisiert Matthias Knobloch, Generalsekretär des Europäischen Automobil Clubs. Das fiel selbst dem Europäischen Datenschutzbeauftragten unangenehm auf. Er kritisierte das „Schlupfloch“, das entsteht, wenn diese Dienste nicht reguliert werden.

Dabei dringen die Autohersteller auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen in immer neue Bereiche vor. Geht es nach ihnen, könnte Autofahren in Zukunft sogar den Routinebesuch beim Arzt ersetzen. Denn ein neuer Sitz von Ford in den USA überwacht mit sechs Sensoren den Herzschlag des Autolenkers und fertigt nebenbei noch ein Elektrokardiogramm (EKG) an. Ist das Herz aus dem Takt, alarmiert das Smartphone das nächste Krankenhaus; wird der Fahrer ohnmächtig, fährt der Wagen automatisch an den Straßenrand.

Oder die Bordelektronik analysiert die Atemluft der Insassen und warnt vor Erkältungen – oder vor dem Alkoholpegel des Fahrers: Ist der zu hoch, verhindert etwa das Volvo-System Alcolock die Weiterfahrt.

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