Vorsicht vor zu viel Schnäppchen Renault Twingo im Gebrauchtwagen-Check

Viel Platz für vergleichsweise wenig Geld – der Renault Twingo weiß, wie man die Zielgruppe verführt. Überdurchschnittlich häufig weisen die Kleinstwagen aber Probleme an Lenkung, Achsaufhängung und Bremsen auf.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Gebrauchtwagen-Check: Renault Twingo - Vorsicht vor zu viel Schnäppchen Quelle: Renault

Lag es an den fehlenden Kulleraugen? Während die erste Generation des Twingo fast 15 Jahre gebaut wurde, wird die derzeit noch aktuelle, seit 2007 gebaute, zweite Generation im üblichen Turnus, also noch in diesem Jahr abgelöst.

Das hat typischerweise Auswirkungen auf den Preis: Zum einen gibt es vor dem Modellwechsel höhere Rabatte auf den Twingo als Neuwagen. Spätestens, wenn der Neue auf dem Markt ist, lassen dann auch die Preise für die Gebrauchten meist etwas nach. Schließlich kauft man nicht mehr die aktuelle Generation.

Wer mit dem Gedanken spielt, sich den flotten Franzosen anzuschaffen, sollte aber seine wichtigsten Schwächen kennen.

Karosserie und Innenraum: Nicht umsonst bekommt der neue Twingo wieder Kulleraugen – die unspektakulären Leuchten des Typ N strahlten einfach nicht den nötigen Kleinstwagencharme aus. Das erkannte auch Renault und besserte beim Facelift 2012 an der Gestaltung von Front und Heck nach.

Wie von außen ist der Kleinstwagen auch von innen deutlich weniger verspielt als sein Vorgänger, der digitale Tacho in der Mitte ist allerdings geblieben. Dafür herrscht im Innenraum des Dreitürers nun dank 17 Zentimetern  Längeplus deutlich mehr Platz, mit 3,60 Metern bleibt der Viersitzer aber wendig. Der Kofferraum ist mit 230 Litern (maximal 959) für ein Auto dieser Größe sehr ordentlich.

Motoren: Über den Bauzeitraum wurden verschieden starke Varianten des 1,2-Liter-Benziners angeboten. Der etwas zähe Basismotor mit 43 kW/58 PS ist nur für den Stadtverkehr zu empfehlen, besser fährt man mit der nächstgrößeren, 55 kW/75 PS starken Variante.

Wer den Kleinstwagen unbedingt mit Dieselmotor fahren möchte, wird beim Twingo ebenfalls fündig. Die Selbstzünder schöpfen ihre Kraft aus 1,5 Litern Hubraum. Es gab auc hier verschiedene Leistungsvarianten, von denen zum Schluss nur eine mit 55 kW/75 PS übrig blieb.

Am oberen Ende der Leistungsspanne residiert mit dem Twingo RS das Topmodell. Sein 1,6-Liter-Benziner bringt 98 kW/133 PS auf die Straße, außerdem ist er tiefergelegt, etwas straffer gefedert und bietet serienmäßig Sportsitze, Klimaanlage, Lederlenkrad und ESP.

Ausstattung und Sicherheit: ABS und Frontairbags sind immer an Bord, allerdings kostet ESP Aufpreis (300 Euro). Trotzdem konnte der Kleinstwagen 2007 beim Euro NCAP-Crashtest ordentliche vier von fünf Sternen für seine Insassensicherheit erzielen.

Die Basisausstattung ist nicht besonders üppig, dafür ist das Fahrzeug günstig. Für den Wiederverkaufswert ist es allerdings besser, keine völlig nackte Version zu kaufen.


Schon für rund 3.000 Euro

Wer den Raum im Twingo umfassend nutzen will, sollte darauf achten, dass der Erstbesitzer das Modularitäts-Paket (Serie bei „Dynamique“) hinzu gebucht hat. Dann lassen sich die beiden Einzelsitze hinten nicht nur umlegen, sondern auch verschieben.

Qualität: Hier hat der Franzose mitunter schon in jungen Jahren Probleme, die sich spätestens bei der ersten HU unter den kritischen Augen des Sachverständigen bemerkbar machen.

Überdurchschnittlich häufig weisen die Kleinstwagen Probleme an der Lenkung und ihren Gelenken, sowie an Achsaufhängung und Bremsen auf, hier sind die Bremsscheiben insbesondere bei Stadtfahrzeugen überdurchschnittlich verschleißanfällig.

Aber immerhin schaffen es statistisch etwas unterdurchschnittliche 83 Prozent gänzlich ohne Mängel durch ihre erste Hauptuntersuchung.

Fazit: Der Twingo ist mit seinen knappen Abmessungen ein perfektes Stadtauto, bietet aber trotzdem gute Platzverhältnisse. Die neue Generation ist solider als der Vorgänger, aber längst nicht ohne Schwächen. Einfach ausgestattete Exemplare um die 100.000 Kilometer gibt es schon für unter 3.000 Euro – sie sollten aus den genannten Gründen aber nicht erste Wahl sein.

Hinzu kommt, dass man diese, für ein Stadtauto hohe Laufleistung nicht in Kauf nehmen muss. Gibt es doch jede Menge gebrauchte Exemplare mit weniger, beispielsweise unter 30.000 Kilometern auf dem Tacho. Diese Modelle sind bei den Gebrauchtwagenbörsen ab 4.500 Euro aufwärts inseriert, eine frische TÜV-Plakette ist empfehlenswert. Die wenigen Diesel-Twingo im Angebot haben oft mehr als 100.000 Kilometer auf der Uhr und kosten ab 4.000 Euro.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%