Die psychologische Belastung stieg umso mehr, je deutlicher der Koreaner mit der realen Stärke des Programms konfrontiert wurde. Dabei zeigt sich jedoch auch, dass es kein ganz gleicher Kampf war. Schließlich war AlphaGo mit 100.000 verfügbaren bisher gespielten Go-Partien gefüttert worden und kannte auch die Spielweise seines Gegners. Der wiederum wusste fast nichts Gegenüber. Als er jedoch auf die Erfahrung von den ersten drei Partien zurückgreifen konnte, passte Lee Sedol seine Spielweise an und startete mit einer ganz anderen Eröffnung.
Vor allem aber war die psychologische Ausgangslage eine andere. Nachdem das Match so früh entschieden war, ging es nur noch um den oder die Ehrenpunkte. „Nachdem sich der Top-Profi vom Erwartungsdruck, unbedingt gewinnen zu müssen, gelöst hatte, spielte er ganz losgelöst“, beobachtete auch Go-Experte Fabian Bambusch, der die Spiele für das Go-Blog go-baduk-weiqi.de analysiert hat. Und auch Sedol selbst entschuldigte sich und verwies auf den enormen Druck.
Dieser Punkt zeigte sich auch schon beim historischen Schachduell zwischen Mensch und Maschine. „Im entscheidenden Spiel gegen Deep Blue stand ich unter enormen Druck und so habe ich auch gespielt“, erinnert sich der frühere Schachweltmeister Garri Kasparow. „Es war das schlechteste Spiel meiner Karriere“.
Wie Roboter sicherer werden sollen
Eine Sensorhaut spürt, wo und wie fest sie berührt wird und stoppt den Arm bei Gefahr. Oder der Roboter weicht aus.
Scharfe Ecken und Kanten sind tabu; Polster schützen vor blauen Flecken. Gelenke und Greifer haben einen Einklemmschutz.
Mikrofone belauschen die Umwelt. Registrieren sie Angstschreie, halten sie den Roboter blitzschnell an.
Kameras und Laserscanner beobachten das Arbeitsumfeld. Droht eine Kollision, kann der Roboter warnen oder stoppen.
Die Sinne des Roboters verraten ihm, wie er Gefahren bannen kann. Algorithmen kontrollieren jede Aktion.
Ingenieure bauen Korpus und Arme aus extrem leichten Materialien. So können die Leichtgewichte niemanden schwer verletzen.
Per Laserstrahl oder Ultraschall ortet der Roboter seine Position und erkennt, ob ihm Menschen in die Quere kommen.
Solche emotionalen Faktoren kennt der Computer dagegen nicht. Er spielt mit unbarmherziger Beständigkeit. „Maschinen kennen weder Selbstgefälligkeit, Angst oder Erschöpfung“, sagt Kasparow.
Diese fehlende Emotionalität kann abschreckend und beängstigend wirken. Und doch ist diese Gefühllosigkeit und Kälte eine Stärke, von der Menschen in Zukunft profitieren können.
Das autonome Fahren ist ein Bereich, in dem künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren den Alltag am stärksten verändern könnte. Die Vorteile sind eigentlich offensichtlich: Selbstfahrende Autos werden nicht müde oder führen aus Selbstüberschätzung und irrationaler Risikofreude riskante Überholmanöver durch. Trotzdem fürchtet in Umfragen die Mehrheit der Deutschen die Technologie: Laut Tüv Süd finden 42 Prozent autonome Autos unsicher oder gar sehr unsicher, nur 30 Prozent haben keine Bedenken.
Erst wenn selbstfahrende Autos die Zahl der Verkehrsunfälle drastisch gesenkt haben, werden sich unsere Enkel fragen, wie wir in einer so unsicheren Welt wie der heutigen eigentlich leben konnten.