Doch während die treuen Fans der Marke Wikipedia älter werden, stehen hinter dem Portal selbst noch eher jüngere Köpfe: Das durchschnittliche Alter der Autoren und Administratoren liegt bei 34,3 Jahren. Nach einer Ehrhebung durch den Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Würzburg sind 4,1 Prozent der aktiven Wikipedianer jünger als 18 Jahre, 49 Prozent stammen aus der Altersgruppe der 18- bis 32-Jährigen. 31,2 Prozent sind zwischen 33 und 48 Jahre alt und 13,5 Prozent sind 49 bis 64 Jahre alt. 2,1 Prozent sind älter als 64 Jahre. Vergleicht man die Auswertungen von 2006 und 2010 miteinander, ist ein Altern der Wikipedianer zu beobachten.
Das Projekt "Silberwissen" des Vereins Wikimedia Deutschland, wollte diese Entwicklung zum Teil auch unterstützen. Zwischen 2010 und 2013 versuchte der Verein, zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, Ältere für das Mitmach-Internet und natürlich auch als Autoren für Wikipedia zu gewinnen. So heißt es auch im Abschlussbericht des von der EU-Kommission geförderten Projekts "Third Age Online – Community & Collaboration": "Ziel des Gesamtvorhabens war es, neue Nutzungsmöglichkeiten des Internets (Web 2.0) für ältere Erwachsene (Zielgruppe 50+) aufzuzeigen. Im Mittelpunkt stehen Ältere, die in die Nutzung des Internets zur Zusammenarbeit (Collaboration) und Communitybildung (Aufbau sozialer Netzwerke) eingeführt werden sollten. Eng damit verbunden war das Ziel, ihre Wissens- und Erfahrungsressourcen sowie ihre sozialen Kompetenzen einzubeziehen und ihnen ein höheres Maß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen."
Und weiter: "Innerhalb dieses Rahmens war es das Ziel des Teilvorhabens "Silberwissen" von Wikimedia Deutschland, Menschen mit umfangreicher Berufs- und Lebenserfahrung als ehrenamtliche Autor(inn)en für Wikipedia zu gewinnen. Der Schwerpunkt lag auf einer möglichst langfristig verbesserten Beteiligung von Senior(inn)en an der Online-Enzyklopädie. Älteren sollte die Möglichkeit aufgezeigt werden, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in der Online-Enzyklopädie zu teilen und damit für interessierte Nutzer(inn)en zur Verfügung zu stellen." Auch Wikipedia-Gründer Wales sagt, dass er gar nicht so sehr an einer hohen Mitarbeiterzahl als vielmehr einer guten Vielfalt von Leuten interessiert sei, die aus allen Bereichen des Lebens kommen. "Wir wollen diese Vielfalt stärken, das ist unsere große Herausforderung. Wir wissen, dass unsere Gemeinschaft aus vielen männlichen Technik-Fans besteht, weshalb auch Dinge wie etwa USB-Standards besonders gut beschrieben werden. Aber es wird schon dünner, wenn es um frühkindliche Bildung oder eine preisgekrönte Roman-Autorin geht. Die Leute schreiben eben nur über das, was sie kennen."
Vielleicht auch deshalb nimmt die Zahl der aktiven Schreiber bei Wikipedia in Deutschland stetig ab: Während im Jahr 2007 noch 85.141 aktive Autoren schrieben, waren es 2012 nur noch 75.490. Mit ein Grund dafür könnte sein, dass der Einstieg bei Wikipedia heute viel schwieriger ist, als zu Zeiten, als die Plattform noch in den Kinderschuhen steckte. Das gibt auch Wales zu. Er sagt: "Wir testen gerade ein einfaches System, das es uns erlaubt, eine größere Bandbreite von Freiwilligen an Bord zu holen, die nicht so vertraut mit der Technik sind. Das ist die wichtigste strategische Herausforderung, die vor uns liegt, da haben wir noch zu wenig Fortschritte gemacht." Bereits 2011 monierte ein Wikipedianer, Tim Bartel, gegenüber WirtschaftsWoche Online, dass die gestiegene Qualität der Artikel den Einstieg erschwere. Wer nicht studiere tue sich mit Verbesserungen oft schwer, sagte Bartel. "Es ist auch schwierig, etwas zu finden, zu dem noch kein Eintrag existiert", so Bartel. So gibt es einen harten Wettbewerb darum, wer noch ein neues Thema beginnt. "Ich weiß nicht, ob ich heute wieder den Nerv hätte, mich da einzubringen, wenn ich zum ersten Mal auf Wikipedia stoßen würde."