Wikipedia & Co. Welchen Netzmarken die Generation 50+ vertraut

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Wikipedia will es Autoren leichter machen

So denken die Älteren
Die Mehrheit der Befragten ist danach mit ihrem Leben zufrieden, wobei die Zufriedenheit bei den über 80-Jährigen mit 90 Prozent am größten ist. Zu diesem Ergebnis kommt die Generationenstudie 50plus des Instituts für neue soziale Antworten (INSA), die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Quelle: dapd
Die gesetzliche Altersrente genießt generell kein großes Vertrauen. Mehr als die Hälfte der über 50-Jährigen meint, die Rente sei nur für die jetzige Rentengeneration sicher und danach nicht mehr. 37 Prozent halten die gesetzliche Altersrente sogar schon jetzt für unsicher. Quelle: dpa
Viele könnten sich daher vorstellen, länger zu arbeiten, aber nicht nur aus finanziellen Gründen. Rund zwei Drittel lehnen die Rente mit 67 Jahren ab. Allerdings meinen drei von vier älteren Deutschen, dass grundsätzlich ein Verbleib im Job bis zum Alter von 69 Jahren möglich sein sollte. (Archivfoto) Quelle: dpa
Allerdings meinen drei von vier älteren Deutschen, dass grundsätzlich ein Verbleib im Job bis zum Alter von 69 Jahren möglich sein sollte. Quelle: dapd
Immerhin fühlen sich 89 Prozent der über 50-Jährigen bei ihrer fachlichen Kompetenz den jüngeren Kollegen überlegen und 60 Prozent halten sich auch für innovativer. Quelle: dpa
Die Studie unterstreicht zudem das große ehrenamtliche Potenzial der Generation 50plus. Bislang üben ein Drittel der Bürger zwischen 50 und 64 Jahren und 40 Prozent der über 65-Jährigen ein Ehrenamt aus. Quelle: dpa
Eine Seniorengruppe läuft in Dresden durch den Innenhof des Zwingers. Die Älteren sind laut Studie zudem eher als Jüngere bereit, zugunsten des Klimaschutzes auf Fernreisen, Klimaanlagen und importierte Lebensmittel zu verzichten. Quelle: dpa

Doch während die treuen Fans der Marke Wikipedia älter werden, stehen hinter dem Portal selbst noch eher jüngere Köpfe: Das durchschnittliche Alter der Autoren und Administratoren liegt bei 34,3 Jahren. Nach einer Ehrhebung durch den Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Würzburg sind 4,1 Prozent der aktiven Wikipedianer jünger als 18 Jahre, 49 Prozent stammen aus der Altersgruppe der 18- bis 32-Jährigen. 31,2 Prozent sind zwischen 33 und 48 Jahre alt und 13,5 Prozent sind 49 bis 64 Jahre alt. 2,1 Prozent sind älter als 64 Jahre. Vergleicht man die Auswertungen von 2006 und 2010 miteinander, ist ein Altern der Wikipedianer zu beobachten.

Das Projekt "Silberwissen" des Vereins Wikimedia Deutschland, wollte diese Entwicklung zum Teil auch unterstützen. Zwischen 2010 und 2013 versuchte der Verein, zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, Ältere für das Mitmach-Internet und natürlich auch als Autoren für Wikipedia zu gewinnen. So heißt es auch im Abschlussbericht des von der EU-Kommission geförderten Projekts "Third Age Online – Community & Collaboration": "Ziel des Gesamtvorhabens war es, neue Nutzungsmöglichkeiten des Internets (Web 2.0) für ältere Erwachsene (Zielgruppe 50+) aufzuzeigen. Im Mittelpunkt stehen Ältere, die in die Nutzung des Internets zur Zusammenarbeit (Collaboration) und Communitybildung (Aufbau sozialer Netzwerke) eingeführt werden sollten. Eng damit verbunden war das Ziel, ihre Wissens- und Erfahrungsressourcen sowie ihre sozialen Kompetenzen einzubeziehen und ihnen ein höheres Maß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen."

Und weiter: "Innerhalb dieses Rahmens war es das Ziel des Teilvorhabens "Silberwissen" von Wikimedia Deutschland, Menschen mit umfangreicher Berufs- und Lebenserfahrung als ehrenamtliche Autor(inn)en für Wikipedia zu gewinnen. Der Schwerpunkt lag auf einer möglichst langfristig verbesserten Beteiligung von Senior(inn)en an der Online-Enzyklopädie. Älteren sollte die Möglichkeit aufgezeigt werden, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in der Online-Enzyklopädie zu teilen und damit für interessierte Nutzer(inn)en zur Verfügung zu stellen." Auch Wikipedia-Gründer Wales sagt, dass er gar nicht so sehr an einer hohen Mitarbeiterzahl als vielmehr einer guten Vielfalt von Leuten interessiert sei, die aus allen Bereichen des Lebens kommen. "Wir wollen diese Vielfalt stärken, das ist unsere große Herausforderung. Wir wissen, dass unsere Gemeinschaft aus vielen männlichen Technik-Fans besteht, weshalb auch Dinge wie etwa USB-Standards besonders gut beschrieben werden. Aber es wird schon dünner, wenn es um frühkindliche Bildung oder eine preisgekrönte Roman-Autorin geht. Die Leute schreiben eben nur über das, was sie kennen."

Vielleicht auch deshalb nimmt die Zahl der aktiven Schreiber bei Wikipedia in Deutschland stetig ab: Während im Jahr 2007 noch 85.141 aktive Autoren schrieben, waren es 2012 nur noch 75.490. Mit ein Grund dafür könnte sein, dass der Einstieg bei Wikipedia heute viel schwieriger ist, als zu Zeiten, als die Plattform noch in den Kinderschuhen steckte. Das gibt auch Wales zu. Er sagt: "Wir testen gerade ein einfaches System, das es uns erlaubt, eine größere Bandbreite von Freiwilligen an Bord zu holen, die nicht so vertraut mit der Technik sind. Das ist die wichtigste strategische Herausforderung, die vor uns liegt, da haben wir noch zu wenig Fortschritte gemacht." Bereits 2011 monierte ein Wikipedianer, Tim Bartel, gegenüber WirtschaftsWoche Online, dass die gestiegene Qualität der Artikel den Einstieg erschwere. Wer nicht studiere tue sich mit Verbesserungen oft schwer, sagte Bartel. "Es ist auch schwierig, etwas zu finden, zu dem noch kein Eintrag existiert", so Bartel. So gibt es einen harten Wettbewerb darum, wer noch ein neues Thema beginnt. "Ich weiß nicht, ob ich heute wieder den Nerv hätte, mich da einzubringen, wenn ich zum ersten Mal auf Wikipedia stoßen würde."

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