Die Auswertung von Daten aus weiteren Ländern bestätigten die Ergebnisse. Obwohl immer mehr Menschen an Depressionen oder Angstzuständen leiden, habe die Psychiatrie bislang keinen Ansatz gefunden, wie Menschen einer Erkrankung vorbeugen könnten, bemängelte Jacka.
„Es ist wichtig zu erkennen, dass die gleiche gesunde Ernährungsweise, die dabei hilft, das Risiko für Herz- und andere Krankheiten zu reduzieren, auch das Risiko für Depression und Angst senken könnte“, sagte Jacka.
Fünf Wege aus der Depression
Die Therapeutin und Autorin Ursula Nuber zeigt in ihrem Buch "Wer bin ich ohne dich?" fünf Wege aus der Depression. Die 1. Strategie lautet: Den Sinn der Depression erkennen. Dabei ist es für betroffene Frauen wichtig herauszubekommen, welcher Sinn, welche Botschaft für sie in der Krankheit enthalten ist. Dazu gehört auch, dass sie nicht ausschließlich auf hormonelle Veränderungen, biochemische Ungleichgewichte im Gehirn oder Erbfaktoren zurückgeführt und damit zu einem rein medizinischen Problem reduziert werden sollte. Wenn es gelingt, die Botschaft zu entschlüsseln, kann sich die Depression als grundlegende Veränderung zum Positiven nutzen lassen.
So wie Angst ein Signal für Gefahr ist, so ist die Depression häufig ein Signal, dass eine Frau sich vor vergeblichen Anstrengungen schützen sollte.
In dieser Phase können Frauen viel Neues über sich lernen. Sie bekommen eine Ahnung, was genau ihnen nicht gut tut, wo sie die Weichen anders stellen müssen. Sie achten nicht nur darauf, wann sie sich besonders niedergeschlagen und ungeliebt fühlen, sie achten ebenso darauf, wer und was ihnen dabei hilft, damit die Depression weniger intensiv spürbar ist. Sie erkennen, dass sie kein passives Opfer der Krankheit sein müssen, sondern durchaus Einfluss auf sie nehmen können - zum Beispiel indem sie sich in Bewegung setzen.
Die Erfahrung, nicht auf sich allein gestellt zu sein, kann auf dem Weg aus der Depression so etwas wie ein Leitstern werden. Vor allem Freundinnen können hilfreich im Prozess der Selbstfindung sein. Es ist eine weibliche Anti-Stress-Strategie, sich in schwierigen Zeiten mit Geschlechtsgenossinnen zu verbünden und gemeinsam mit ihnen den Stürmen zu trotzen.
Nachhaltig helfen kann auch eine rechtzeitige psychotherapeutische Behandlung, die das Risiko, an weiteren Depressionen zu erkranken, deutlich senkt. Der richtige Therapeut kann also ein äußerst wichtiger Begleiter bei der Depressionsarbeit sein. Ausschlaggebend für den Erfolg ist nicht in erster Linie die Methode, sondern die Beziehung, die zwischen dem Therapeuten und der Klientin entsteht.
Niemanden behandeln Frauen, ganz besonders depressive Frauen, so schlecht wie sich selbst. Depressionsgefährdete Frauen neigen dazu, mit sich selbst ungeduldig zu sein und sich selbst zu kritisieren, sie beschuldigen sich für ihr Versagen und werfen sich vor, anderen Menschen Probleme zu bereiten.
Doch wichtig ist vor allem die Selbstfürsorge und das Mitgefühl für sich selbst. Kommt die Selbstfürsorge dauerhaft zu kurz, dann kann das auch zu einem Stressfaktor werden, der in die Depression führen kann. Frauen müssen erkennen, dass ihr Leben nicht dadurch lebenswert wird, indem sie möglichst viel für andere leisten, sondern dass es vielmehr darauf ankomme, dass sie sich möglichst viel ersparen.
Die reife Form der Aggressionsverarbeitung kann man nur dadurch erwerben, dass man Erfahrungen mit seiner Aggression macht. Wir alle haben das Recht auf alles, was wir fühlen. Das geringe Selbstwertgefühl Depressiver hat eine wichtige Wurzel in ihrer nicht gewagten, nicht gekonnten Aggressivität. Depressive Frauen müssen lernen, den Ton lauter zu stellen. Frauen, die ihre Depression überwinden wollen, müssen ihre Rolle als nettes Mädchen aufgeben. Denn Nettsein ist eine Einbahnstraße. Wer nett ist, ist beliebt, aber er wird ausgenutzt und bekommt nicht, was er sich wünscht, nämlich Anerkennung und eine Gegenleistung für das Nettsein.
(Quelle: Ursula Nuber, "Wer bin ich ohne dich?", Campus-Verlag)
Für die Reduzierung psychischer Beschwerden können unterschiedliche Bestandteile unseres täglichen Essens verantwortlich sein. So wird etwa den Omega-3-Fettsäuren nachgesagt, dass sie die Denkfähigkeit verbessern und Depressionen vorbeugen können. Die Wirkung der lebenswichtigen Fettsäuren wird derzeit zum Beispiel in einem Versuch des amerikanischen Verteidigungsministeriums erforscht.
Suizid durch Omega-3-Mangel?
Seit Anfang 2013 erhalten Freiwillige über einen Zeitraum von sechs Monaten täglich zwei Smoothies mit hohen Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren. Das besondere daran: Die ausgewählten Personen hatten zuvor versucht, sich umzubringen oder wurden als selbstmordgefährdet eingestuft. Die Studie soll insgesamt über drei Jahre gehen. Der Ansatz: Das US-Militär hatte bei Untersuchungen des Blutes von 800 aktiven Soldaten, die zwischen 2002 und 2008 Suizid begangen hatten, extrem niedrige Werte von Omega-3-Fettsäuren festgestellt.
Auch in der EU läuft derzeit ein Projekt zum Thema Ernährung und Depressionen: „MoodFood“ startete im Januar dieses Jahres und wird mit fast neun Millionen Euro von der EU gefördert. Über einen Zeitraum von fünf Jahren soll nun in neun europäischen Staaten intensiv erforscht werden, wie Nahrungsaufnahme, Versorgungsstatus mit lebenswichtigen Nährstoffen, das soziale Umfeld und Verhalten bei der Nahrungsaufnahme sowie Übergewicht die Entwicklung von Depressionen beeinflussen.
In ihrer Forschung widmet sich Felice Jacka nun Menschen mit diagnostizierter Depression. Anstelle von Therapiegesprächen und weiteren Medikamenten-Cocktails soll es um eine gesündere Ernährung gehen. Die Teilnehmer der Studie werden eine eventuell vorhandene medikamentöse Behandlung keinesfalls abbrechen. Aber: Liegt die Wissenschaftlerin richtig, könnte besseres Essen zu einem neuen Therapie-Ansatz werden – oder das Auftreten depressiver Symptome von vornherein verhindern.