Alternatives Bauen Grazer Studenten konstruieren geschwungenes Strohhaus

Im Rahmen einer Masterarbeit haben Studenten ein besonderes Haus aus Stroh gebaut. Erste Interessenten wollen daraus fertige Gebäude machen.

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Sieht aus wie ein übergroßer Sattel: Der von Studenten entwickelte Strohboid. (http://strohboid.blogspot.de/)

Häuser aus Stroh sind selten, aber mittlerweile keine Exoten mehr. Und das hat seine Gründe: Das Material hat sagenhafte Wärmedämmeigenschaften, es regelt das Raumklima und setzt keine Schadstoffe frei. Selbst mehrstöckige Gebäude sind bereits errichtet worden.

Jetzt haben Studenten der Technischen Universität Graz ein Strohhaus gebaut, das nicht wie üblich lauter rechte Winkel hat, sondern elegant gewölbt ist. Es erinnert an einen Sattel. Den Schwung bekommen die Studenten mit einer leichten Gitterkonstruktion aus Buchenstäben hin.

Max Schade und Fritz Walter erhitzten sie unter Dampf, sodass das Lignin, das die Holzfasern miteinander verklebt, weich und biegsam wurde. Beim Erkalten verfestigte sich das Lignin wieder. Die gebogenen Stäbe hatten dann wieder die Materialeigenschaften von Buchenholz.

Holzschindel als Dachziegel

Darauf packten die Konstrukteure dicht an dicht 36 Zentimeter dicke gepresste Strohballen, auf denen eine zweite Holzlattenkonstruktion angebracht wurde. Als Dachziegel fungieren Holzschindeln, die eine Lebensdauer von 60 Jahren haben. Die sieben mal sieben Meter große Bodenplatte besteht aus einem Holzrahmen, der zur Wärmedämmung ebenfalls mit Stroh gefüllt ist.

Durch Erhitzen der Gitterkonstruktion schaffen die Erfinder die geschwungene Form. (http://strohboid.blogspot.de)

Das innere des Strohbiod genannten Gebäudes ist mit Lehm verputzt. Im Verbund mit Stroh speichert es große Mengen an Wasser und gibt sie bei Bedarf wieder ab. Daher ist die Luftfeuchtigkeit im Inneren stets optimal. Obwohl Stroh leicht brennbar ist: Verputzt mit Lehm lässt es sich kaum entzünden. Eine Musterwand überstand schadlos einen zweistündigen Brandtest.

Stroh und Holz speichern, so haben es die Studenten errechnet, 18,44 Tonnen Kohlendioxid. So viel Klimagas würde freigesetzt, wenn das Haus konventionell errichtet worden wäre. Insgesamt verbauten die Studenten neun Kubikmeter Holz und 56 Kubikmeter Stroh. Nicht natürlichen Ursprungs sind lediglich die Schrauben, die das Gitter stabilisieren. Insgesamt wiegen sie 40 Kilogramm.

Die Konstruktion ist zunächst vorn und hinten offen. Es gibt aber schon Interessenten, die sie mit großen Glasflächen zu einem geschlossenen Gebäude machen wollen. Strohboid, im Rahmen einer Masterarbeit errichtet, steht im Freilichtmuseum Stübing in der Nähe von Graz.

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