Pariser Cafés Solar-Sonnenschirme sollen Heizpilze ersetzen

Paris ist die erste Stadt weltweit, die mit Sonnenschirmen heizen will. Mit einem erfrischenden Nebeneffekt für Raucher.

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Ein Kaffee zum Frühstück, dazu ein leckeres Croissant in einem französischen Café und die wohlige Wärme eines Heizstrahlers, der die winterliche Kälte auf der Terrasse des Lokals erträglich macht. Schöner kann ein Morgen kaum beginnen. Wäre da nicht dieser lästige Zigarettenqualm vom Nachbartisch, den der Raucher genüsslich in die Luft pustet.

Paris will dem Rauch nun den Kampf ansagen. Und den umweltbelastenden Heizstrahlern gleich mit. Denn seitdem das Rauchen drinnen verboten ist, rotten sich die Raucher vor den Türen der Lokale zusammen, um dort ihrer Sucht zu frönen. „Im Sommer ist das vollkommen okay, aber im Winter ist es kalt draußen und da müssen die Wirte ihren Gästen Heizstrahler zur Verfügung stellen“, sagte Georges-Etienne Faure, Berater des stellvertretenden Pariser Bürgermeisters Jean-Louis Missika, dem britischen Guardian. „Dabei ist es völlig absurd, draußen zu heizen“.

Denn die Folgen für die Umwelt sind durchaus gravierend: In einer Stunde produziert ein Heizpilz, laut der Berliner Stadtverwaltung (Daten hier als PDF), 2,8 Kilogramm CO2. Neuere Autos stoßen diese Menge auf einer Fahrtstrecke von 30 Kilometern aus. In einigen Berliner Bezirken und deutschen Städten sind die Open-Air-Heizungen deshalb schon seit Jahren verboten.

In Paris suchen die Stadtoberen statt Verboten aber Alternativen. Die Vorgabe: Weder soll Kohlendioxid durch Heizstrahler entstehen, noch Zigarettenqualm auf den Terrassen bleiben. Doch keine einzige französische Firma hatte eine Antwort auf das Problem.

Heizsegel folgen der SonneHilfe kam schließlich aus den USA. Zusammen  mit der Organisation citymart, hatte Paris im Vorfeld einen Wettbewerb ausgerufen, um das Dilemma zu lösen. Die Gewinner: Ein kalifornisches Designbüro namens Amorphica, das sich auf futuristische und nachhaltige Technik spezialisiert hat.

Die amerikanischen Designer entwickelten einen Sonnenschirm mit Solarzellen, der bald für Wärme vor den tausenden Cafés in Paris sorgen könnte. „Die Sonnenschirme verfügen über Licht-Sensoren, die den natürlichen Verlauf der Sonne registrieren und den Sonnenschirm danach ausrichten“, sagte Leemor Chandally, Sprecherin des Unternehmens, dem Guardian. Die daraus gewonnene Energie könne im Anschluss sowohl für das Heizen der darunterliegenden Bereiche als auch für die Beleuchtung der integrierten LEDs benutzt werden. Durch einen eingebauten Kohlefilter soll der Schirm außerdem Zigarettenrauch absorbieren können und so die Luft unter dem Schirm angenehm frisch halten.

Bleibt natürlich die Frage, ob das System nicht nur an sonnigen Frühjahrs und Herbsttagen, sondern auch wirklich im Winter funktionieren wird, wenn der Himmel bedeckt ist? In der auch in Paris grauen und kalten Jahreszeit, so hoffen es zumindest die Amorphica-Designer, soll der Schirm immerhin vor Wind schützen und schon allein dadurch ein angenehmes Klima schaffen. Ein weiteres Problem für die sehr auf die Erhaltung ihrer Stadtkulisse fixierten Pariser könnte das Design sein - die bunten, futuristischen Schirme könnten einigen Cafégängern die Lust am Croissant verderben.

Die Stadtverwaltung scheinen diese Argumente nicht zu interessieren. Paris ist die erste Stadt weltweit, die den Sonnenschirm-Heizpilz testen wird. Wie so oft, ist die französische Hauptstadt damit wieder Mal Vorreiter in Sachen Innovation. Mehr als 200 Nachhaltigkeits-Wettbewerbe hat die Stadt in der Vergangenheit bereits ausgeschrieben und innovativen Designern in die Öffentlichkeit verholfen - darunter zum Beispiel vernetze Bushaltestellen mit Touchscreens oder mobilen Ladestationen für Handys. „Solche Projekte schaffen eine Vision, wie wir die Stadt zukünftig noch entwickeln können“, so Faure.

Auch die Sonnenschirme mit Solarzellen sollen künftig an Bushaltestellen zu finden sein. „Vor allem im Winter ist das eine tolle Lösung, um dem Wetter zu trotzen und die wartenden Pendler zu wärmen“, so Chandally. Genauere Informationen, wo die Sonnenschirme mal zu finden sein werden, gibt es allerdings noch nicht.

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