Intelligente Stromzähler Attacke im Sicherungskasten

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Woher kommt der Strom? Die Quelle: APN

Der amerikanischen Sicherheitsfirma IOActive ist es schon gelungen, Viren und Computerwürmer auf neuartigen Stromzählern in den USA zum Einsatz zu bringen. „Unter Umständen können Hacker eines Tages die Lichter ausschalten“, warnt ihr Chef Joshua Pennell. Und das ist nur eine von mehreren Sorgen. Könnten Haushaltsvorstände mit technischem Know-how künftig ihre Stromabrechnungen fälschen oder die eigene Rechnung dem Nachbarn aufbrummen?

In Hackerkreisen freut man sich schon darauf, dass die smart grids bei den Netzbetreibern mit einer höchst wackligen Infrastruktur verbunden werden müssen. „Da gibt es so viele bekannte viele bekannte Lücken mit so vielen funktionierenden Angriffstechniken, dass man gar nicht viel Forschung betreiben muss“, sagt Jonathan Pollett von der Sicherheitsfirma Red Tiger Security in Houston. Hacker sollen schon in Stromnetze, Kraftwerke und andere wichtige Infrastruktureinrichtungen eingedrungen sein, um sie auszuspionieren oder gar um Sabotagetechniken auszuprobieren.

Als Reaktion erklärte die US-Regierung Anfang Juli, dass sie einen Schutzschild gegen solche Cyberattacken errichten wolle – um im Notfall sogar die USA komplett vom Internet abzutrennen. Vor wenigen Wochen erregte ein neuartiger Computerwurm namens Stuxnet viel Aufmerksamkeit in Technikerkreisen: Seine Schöpfer hatten ihn speziell dafür programmiert, Steuerungssysteme der Industrie zu verwunden.

„Das geht im Extremfall bis zu Doktor-No-Szenarien“, sagt der Stuttgarter Technikprofessor Gaycken. „Man könnte großflächig den Strom abschalten. Oder den Strom in vielen Haushalten in schneller Folge an- und ausschalten.“ So etwas könnte Systeme in den Kollaps treiben. Im Extremfall würden Staaten auf diese Weise erpressbar.

„Gefahrenszenarios sind nicht denkbar“

Herstellerfirmen wiegeln indes ab: Die Sorge sei reichlich übertrieben. Beim Elektrogerätehersteller Miele, der gerade ein System zur intelligenten Stromsteuerung vorstellte und passende Trockner und Waschmaschinen dazu, heißt es: „Gefahrenszenarios sind nicht denkbar.“ Die drahtlosen Funknetze der Benutzer seien geschützt. Das „Miele-Gateway“ benötige ein Passwort. „Es ist zum Beispiel nicht möglich, ein Gefriergerät zu deaktivieren oder ein Kochfeld anzustellen, da sicherheitsrelevante Funktionen über das Gateway nicht gesteuert werden können“, sagt ein Sprecher.

Doch andererseits überschlagen sich die Anbieter gerade mit neuen Ankündigungen. Große Energienetzbetreiber und winzige Ingenieurbüros, Innovatoren aus dem Silicon Valley wie althergebrachte Telekommunikationskonzerne wittern gute Geschäfte. Der Chef des Internetausrüsters Cisco meint, das smart grid werde zehn- bis hundertmal so groß wie das Internet. Der Industriekonzern ABB kooperiert mit der Deutschen Telekom, um ein smart grid zu bauen – was man bei der Telekom für „einen Milliardenmarkt“ hält. Die Unternehmensberatung Arthur D. Little, der Softwarehersteller SAP – auch sie wollen mitverdienen am Internet der Energie.

Der Internetriese Google und der Softwarekonzern Microsoft vertreiben inzwischen schon selbst Programme zur Messung von Strom. Sie tun sich zunehmend mit Herstellern von smart meters und Steuerungsgeräten für das sogenannte intelligente Haus zusammen. Der Chiphersteller Intel vertreibt seit dem Frühjahr einen „drahtlosen Sensor, der jedes Gerät in Ihrem Haus anhand seines eindeutigen elektronischen Signals identifizieren kann“ – zur Messung und zur Steuerung des Verbrauchs.

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