Wettbewerb Beste Fabrik: Maßstäbe gesetzt

Auf der fünften WirtschaftsWoche-Produktionskonferenz wurden die produktivsten Werke Europas ausgezeichnet. Jetzt startet die neue Runde des Wettbewerbs.

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Sieger und Juroren (von links): Christoph Loch (Insead), Arnd Huchzermeier (WHU), Frank-Peter Arndt (BMW), Dieter Dürand (WirtschaftsWoche) Quelle: Constatin Meyer / Euroforum

Weiter, weiter, immer weiter. Das Karrieremotto des Ende der vergangenen Spielzeit zurückgetretenen langjährigen Fußball-Nationaltorhüters Oliver Kahn passt hervorragend zum Selbstverständnis der Manager und der Arbeiter des BMW-Werks für Fahrwerks- und Antriebskomponenten im bayrischen Dingolfing. Sie wissen, dass sie sich jeden Tag verbessern müssen, um im weltweiten Produktionsverbund des Münchner Autobauers „unentbehrlich zu sein“, wie Werkleiter Nikolaus Bauer es ausdrückt. Der Ausleseprozess ist knallhart: Nur wenn die Dingolfinger Achsen, Achslager und Gelenkwellen mindestens genauso effizient herstellen wie externe Anbieter, erhalten sie für neue Fahrzeugmodelle den Zuschlag. „Da müssen alle mitziehen“, sagt Bauer. „Unser Ziel ist die ideale Fabrik.“

Diesem Ziel sind die Dingolfinger schon sehr nahe gekommen – so nahe, dass sie dieses Jahr zum europäischen Gesamtsieger des Wettbewerbs „Die Beste Fabrik“ gekürt wurden, den die WirtschaftsWoche mit der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar und der renommierten Managementschule Insead in Fontainebleau veranstaltet. Es ist Europas anspruchsvollster Leistungsvergleich für produzierende Betriebe und Dienstleister. „Das Werk kombiniert ein hohes Innovationstempo mit einer klaren Strategie“, lobt Insead-Professor Christoph Loch. Eine Kostensenkung von 30 Prozent in drei Jahren, halbierte Lieferzeiten und eine annähernde Null-Fehler-Produktion sind nur einige der Erfolgsausweise. „Damit setzen sie Maßstäbe“, sagt Loch.

Ähnlich Beeindruckendes bekamen Loch und WHU-Professor Arnd Huchzermeier bei den beiden Zweitplatzierten im deutschen Wettbewerb zu sehen, denen sie am vergangenen Dienstag bei einer Festveranstaltung in der Kölner Wolkenburg ebenfalls die Preise überreichten: dem Siemens-Werk für Kombinationstechnik im Chemnitz, das hochkomplexe Schaltschränke für die Steuerung und Energieversorgung von Produktionsanlagen baut, sowie dem Hamburger Medizingerätehersteller Weinmann. Zugleich wurde der französische Sieger ausgezeichnet, ein Werk des Düsseldorfer Waschmittel- und Klebstoffkonzerns Henkel in Louviers.

Welche Erfolgsmodelle hinter den besten Fabriken stecken und welche Trends die Weltklasse-Fertigung von morgen bestimmen, erfuhren die Teilnehmer der zweitägigen WirtschaftsWoche-Produktionskonferenz aus erster Hand. Einig waren sich die Experten, dass sich die notwendige Dynamik und Veränderungsbereitschaft nur einstellt, wenn jeder Mitarbeiter Raum erhält, kreative Lösungen zu entwickeln. „Mit den Anforderungen steigt die Zufriedenheit“, hat der Chemnitzer Siemens-Betriebsleiter Nils Kroemer festgestellt. „Das ersetzt jedes Motivationsprogramm.“

BMW-Produktionsvorstand Frank-Peter Arndt sieht gute Chancen für Deutschland, sich als wichtiger weltweiter Fertigungsstandort zu behaupten. „Wenn wir unsere Stärken – Ingenieurgeist, gut ausgebildete Menschen und ein hohes Qualitätsbewusstsein – richtig bündeln und produktiv einsetzen, brauchen wir niemanden zu fürchten.“

Jetzt ist wieder die Chance, sich mit den Besten zu messen. Aufgerufen zur Teilnahme an der nächsten Runde des Wettbewerbs sind Unternehmen aller Branchen und Größen, ausdrücklich auch Dienstleister. „Für sie gelten die gleichen Regeln der Managementqualität“, erläutert WHU-Professor Huchzermeier. Die Teilnahmebedingungen und der neunseitige Fragebogen lassen sich unter www.bestefabrik.de. abrufen. Einsendeschluss ist der 31. Dezember. Nach Auswertung der Bögen besuchen die Insead- und WHU-Juroren von Februar bis März die Bewerber mit den besten Siegeschancen. Die Gewinner werden im April 2009 anlässlich der Hannover Messe gekürt und ausführlich in der WirtschaftsWoche vorgestellt. BMW-Manager Arndt rät zum Mitmachen: „Der Sieg der Dingolfinger hat alle anderen Werke angestachelt, eine adäquate Leistung zu bringen.“

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