Viele Konzerne leiden derzeit darunter, dass russische und vor allem chinesische Kunden deutlich weniger Luxusprodukte kaufen als früher. In der Uhrensparte von Richemont zum Beispiel ist der operative Gewinn im vergangenen Jahr gesunken, auch wegen der schwierigen Lage in China und Hongkong. Der Verband der Schweizer Uhrenindustrie errechnete für 2015 erstmals seit Jahren einen leichten Rückgang um knapp vier Prozent auf gut 21 Milliarden Schweizer Franken.
Das trifft viele große Marken hart, die ihr Produktionsvolumen in den vergangenen Jahren auch unter dem Druck der Aktienmärkte massiv ausgebaut haben. So kündigte selbst der Schweizer Konzern Richemont, zu dem Marken wie Piaget und IWC Schaffhausen gehören, Anfang des Jahres an, in seinen Uhrenmanufakturen bis zu 350 Stellen zu streichen.
Der Einbruch im Chinageschäft trifft den Aufsteiger in die Champions League der Uhrenbranche kaum. Mille hat sich vor Jahren geschworen, als alle Welt auf den Fernost-Boom setzte: „Ich möchte in China niemals mehr als fünf Prozent unseres Umsatzes machen.“ Und den russischen Markt hat er bisher komplett gemieden.
Er vertraut deshalb beim Ausbau seines Filialnetzes von heute 30 Boutiquen weltweit lieber auf traditionelle Märkte wie Europa, Amerika und Japan. So kann er sich vorstellen, in Deutschland weitere Filialen zu eröffnen, „vielleicht in Düsseldorf und Hamburg“. Aber er hat noch keine konkreten Pläne, denn er geht da lieber vorsichtig vor wie überhaupt bei seinen Businessplänen, bei denen er „sehr konservativ rechnet“, wie er beteuert.
Bislang konnte Mille noch nicht so viele vermögende Frauen von seinen Uhren überzeugen. Sie waren ihnen zu männlich und technikorientiert. Das will er ändern und den Umsatzanteil der Frauenkollektion in den kommenden Jahren von 20 auf „30 bis 35 Prozent steigern“.
Ob er an Frauen oder Männer verkauft – was passiert, wenn das Geschäft trotz aller Vorsicht mal einbrechen sollte? „Dann werden wir die Produktion sofort runterfahren. Das ist für uns überhaupt kein Problem“, behauptet Mille. Er müsse ja zum Beispiel keine Rücksicht auf den Börsenkurs nehmen.
Aber dass es mit dem Markt abwärts gehen wird, damit rechnet Richard Federowski, Experte für die Luxus- und Konsumgütersparte bei Roland Berger in München, so schnell nicht: „Wir erwarten, dass der Markt für Luxusuhren trotz aller derzeitigen Probleme unter anderem in China weltweit weiter wachsen wird.“