Rekordprojekt Bahn ergattert Milliardenauftrag in Katar

Die Deutsche Bahn hat einen Großauftrag an Land gezogen. Im Emirat Katar soll die DB AG den Nahverkehr aufbauen und eine Fernstrecke für Hochgeschwindigkeitszüge ins benachbarte Bahrain entwickeln. Damit schreibt die Bahn im arabischen Raum Geschichte. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 17 Milliarden Euro.

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ICE Züge der Deutschen Bahn. Quelle: ap Quelle: handelsblatt.com

BERLIN. Die Deutsche Bahn steht vor einem großen Erfolg im Ausland. Nach Informationen des Handelsblatts aus Regierungskreisen wird Bahnchef Rüdiger Grube am Sonntag in Katar eine Bahngesellschaft mit dem Emirat ins Leben rufen. Ziel der "Qatar Railways Development Company" ist es, ein Schienenverkehrsnetz im Personen- und Güterverkehr zu bauen sowie eine Fernverkehrsstrecke ins benachbarte Bahrain. In der Hauptstadt Doha soll ein Nahverkehrsnetz entstehen. Vom Flughafen nach Doha und weiter nach Bahrain soll eine Hochgeschwindigkeitseisenbahn entstehen.

Das Investitionsvolumen für die Bahn- und die Bauindustrie liegt bei 17 Mrd. Euro. Es ist das erste Schienennetz in der Größenordnung, das im arabischen Raum entsteht.

An der feierlichen Unterzeichnung wird auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) teilnehmen. Nach Informationen des Handelsblatts hatte sich Ramsauer zuletzt aktiv eingeschaltet und dem Emirat versichert, dass Deutschland hinter dem Projekt stehe. Inwiefern Staatsgarantien abgegeben wurden ist nicht bekannt.

Ramsauer hat den Deal inzwischen bestätigt. "Es ist der erste ganz große außenwirtschaftliche Abschluss, der für die deutsche Wirtschaft getätigt wird", sagte er bei der Verkehrsministerkonferenz der Länder in Heidelberg. Es zeige, dass die DB ein weltweit gefragter Partner sei, wenn es um den Ausbau von Verkehrsinfrastruktur-Technologie gehe.

Qatar Railways wird an der Gesellschaft 51 Prozent halten, DB International 49 Prozent. Die Kosten für die Infrastruktur werden mit 14 Mrd. Euro veranschlagt, die Planungskosten sollen bei 700 Mio. Euro liegen. Für insgesamt zwei Mrd. Euro will die Gesellschaft später Fahrzeuge kaufen. Der Betrieb des Netzes wird mit jährlich einer Mrd. Euro veranschlagt. Die Bahn erhält einen Teil des Planungsauftrag sowie Zugang zum späteren Betreibergeschäft, wie es hieß. Siemens könnte bei den Fahrzeugen zum Zuge kommen, die deutsche Bauindustrie beim Aufbau des Netzes.

Katar gilt für die DB AG als Schlüsselland für den Schienenverkehr in der arabischen Welt. Mit der Schnellverkehrsstrecke nach Bahrain bestehe für die Logistiktochter DB Schenker die Chance, auch nach Saudi-Arabien zu expandieren. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke Doha-Bahrain soll bei 350 Stundenkilometern liegen.

Der Deal kommt nach jahrelangen Verhandlungen zum Abschluss. Bereits Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich auf Bitten des ehemaligen Bahnchefs Hartmut Mehdorn in Katar eingesetzt und eine Transrapidstrecke nach Bahrain angeregt. Die Magnettechnologie wurde aber nicht weiter verfolgt. Vergangenes Jahr unterschrieben die Bahn und Katar dann eine erste Absichtserklärung für das nun besiegelte Projekt.

Die geplante Hochgeschwindigkeitsverbindung nach Bahrain soll über eine der längsten Brücken der Welt führen. Zudem ist neben einem landesweiten Güter- und Personenverkehr eine U-Bahn in der Hauptstadt Doha geplant. Angesichts des Bevölkerungswachstums von jährlich fünf bis zehn Prozent leiden die Städte der Golfstaaten unter einer zunehmenden Verkehrsbelastung. Das zwingt die Regierungen zu Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur.

Unterdessen ist die Deutsche Bahn bei ihrem Expansionskurs im Personenverkehr áuch in Schweden weitergekommen. Erstmals gewann das Unternehmen eine europäische Ausschreibung und kann nun S-Bahnen im Süden des Landes. Dabei gehe es um den Betrieb von jährlich zunächst 3,3 Mio. Zugkilometern ab Ende 2010, teilte die Bahn am Freitag in Berlin mit. Später sollen es 3,8 Mio. Kilometer werden.

Der Vertrag läuft demnach über zehn Jahre und kann um weitere vier Jahre verlängert werden. Betrieben werden sollen die Bahnen um die Städte Norrköping und Linköping von der schwedischen Tochter der DB Regio.

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