Finanzkrise Banken müssen weiter leiden

Die Banken werden weltweit weiter von der Finanzkrise gebeutelt.

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UBS-Zentrale in Zürich Quelle: dpa

Die Schweizer UBS kündigte nach einem Milliardenverlust im ersten Quartal den Abbau von 5500 Stellen ihrer derzeit rund 83.500 Stellen an. Der US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae verzeichnete ein Minus von 2,2 Milliarden Dollar (1,42 Milliarden Euro). In Deutschland brachen die Gewinne der Hypo Real Estate und der Norddeutschen Landesbank ein. US-Notenbankchef Ben Bernanke warnte indes vor Gefahren für die amerikanische Konjunktur.

Die UBS wies wie angekündigt einen Verlust von 11,5 Milliarden Franken (7,1 Milliarden Euro) aus. Außerdem nimmt die UBS wegen des Engagements auf dem US-Immobilienmarkt die angekündigten Abschreibungen von weiteren 19 Milliarden Dollar vor. Wegen der anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten betreffen die bis Mitte 2009 geplanten Kürzungen auch 2600 Stellen im Investmentbanking. Betroffen sind vor allem Standorte in den USA und Großbritannien.

Fannie Mae musste im ersten Quartal 2,2 Milliarden Dollar Verlust nach einem Gewinn von 961 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum hinnehmen. Der Immobilienfinanzierer ist von der Hypothekenkrise in den USA besonders betroffen. Bei der im Dax notierten Hypo Real Estate ließen die Finanzmarktkrise und neue Abschreibungen in Höhe von 175 Millionen Euro den Gewinn einbrechen.

Das Vorsteuerergebnis sank im ersten Quartal um 37 Prozent auf 190 Millionen Euro. Ohne einen Sondereffekt aus der Übernahme der Depfa-Bank im Oktober 2007 hätte der Vorsteuergewinn nur sechs Millionen Euro betragen.

Finanzchef Markus Fell erklärte, er könne nicht ausschließen, dass es weitere Abschreibungen aus strukturierten Wertpapieren geben werde. In Anbetracht der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten gab die Bank keinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr ab. Es sei „weiterhin unmöglich, die kurzfristigen Rahmenbedingungen der Märkte einzuschätzen“, erklärte Sie.

Das Neugeschäft brach in den meisten Geschäftsfeldern ein: In der gewerblichen Immobilienfinanzierung halbierte es sich von 6,2 auf 3,1 Milliarden Euro, in der Infrastrukturfinanzierung sank es von 2,5 auf 1,6 Milliarden Euro. Dagegen konnte die Staatsfinanzierung von 14,1 auf 15,1 Milliarden zulegen.

Auch die Hypo Real Estate beurteilt das Geschäftsumfeld als schwierig. Noch immer seien die internationalen Finanzierungsmärkte fragil und in Teilbereichen nicht oder nur eingeschränkt funktionsfähig. Hypo-Real-Estate-Chef Georg Funke sagte: „Die ersten drei Monate 2008 waren für unsere Branche sicherlich das schwierigste Quartal seit vielen Jahren.“

Die Norddeutsche Landesbank meldete für das Geschäftsjahr 2007 einen Gewinn von 304,5 Millionen Euro. Damit lag das Ergebnis nach Steuern inklusive Sondereffekten jedoch um 69 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Auch für das Jahr 2008 geht die Bank von einem positiven Ergebnis aus.

Fed-Chef fordert weitere Hilfe

Der weltgrößte Rückversicherer Swiss Re muss nach einer weiteren Abschreibung einen halbierten Quartalsgewinn verkraften. Der Reingewinn brach im ersten Quartal 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 53 Prozent auf 624 Millionen Franken (383 Millionen Euro) ein. Es fiel eine neue Abschreibung auf risikoreiche Finanzanlagen im US-Hypothekenbereich an.

US-Notenbank-Chef Bernanke rief angesichts der Immobilienkrise die Politik zu weiterer Hilfe auf. Immer mehr Zwangsvollstreckungen und verspätete Hypothekenzahlungen könnten erhebliche Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft haben, sagte der Fed-Chef und forderte den Kongress zum Handeln auf. Alles was zur Abwendung absehbarer Zwangsvollstreckungen getan werde, helfe nicht nur den Schuldnern und Kreditgebern, sondern liege im allgemeinen Interesse.

Im vergangenen Jahr wurden in den USA rund 1,5 Millionen Zwangsvollstreckungen eingeleitet, das waren 53 Prozent mehr als 2006, wie Bernanke mitteilte. In diesem Jahr werde die Zahl wahrscheinlich noch höher liegen. Die Krise auf den Kreditmärkten schürt bei den Banken die Sorge vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung. Zugleich hat die Branche Vertrauen in das eigene Risikomanagement verloren. Das geht aus einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers (PwC) und dem Center for the Study of Financial Innovation (CSFI) unter Bankern, Aufsichtsbehörden und Branchenbeobachtern hervor.

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