Bauunternehmen Häuslebauer sucht Hilfe außerhalb der Familie

Der größte Häuslerbauer der Republik hat einen neuen Chef: Andreas Klaß, ein familienfremder Baumanager, soll das Bauunternehmen Heinz von Heiden nach der Wirtschaftskrise wieder auf Wachstumskurs bringen - und an die erfolgreiche Vergangenheit des Unternehmens anknüpfen.

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ISERNHAGEN. Wer die Verwaltung des Bauunternehmens Heinz von Heiden in Isernhagen bei Hannover sucht hat zwei Möglichkeiten: Vom Bahnhof aus geht es rechts oder links die Straße hinunter. Hinweisschild Fehlanzeige. Wer nach links schwenkt, liegt aber richtig. Dann läuft man mehr oder weniger geradewegs drauf zu. Zwei weiße Fahnen vor rotem Backsteingebäude signalisieren das Ziel: Hier, sozusagen auf dem Dorf, sitzt einer der größten Häuslebauer der Republik: das 1931 gegründete Unternehmen Heinz von Heiden (HvH). Mehr als 37 000 Häuser hat HvH in Massivbauweise bislang gebaut, meist aus dem Katalog. Systembauweise nennt sich das. "Im Jahr 2011, zum 80. Geburtstag des Unternehmens, wollen wir die 40 000 voll machen," sagen Marita Hornfeck und Willi Mensching, die Gesellschafter des Häuslebauers.

Steilvorlage für den neuen Geschäftsführer: Mit Andreas Klaß haben die Inhaber von der Bremer Zech-Gruppe einen familienfremder Manager zu Hilfe geholt. Er löst Marita Hornfeck ab, die sich wie ihr Partner in den Beirat zurückgezogen hat. Denn Bau- und Finanzkrise haben für hohe Umsatzeinbußen gesorgt. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz auf 160 Mio. Euro eingebrochen. Im Jahr 2006 waren es noch 325 Mio. Euro. Wurden 2006 noch 3225 Häuser im Jahr gebaut, waren es 2009 nur noch 1313.

Klaß soll nun wieder für Wachstum sorgen. Doch dürfte er sich wohl eher als ein Manager für eine Übergangszeit fühlen. Denn das (noch) nicht verheiratete Inhaber-Paar hat zusammen vier Söhne, die noch in der Ausbildung sind. Mindestens einer soll eines Tages die Firma übernehmen, so die Hoffnung. Klaß hat seine Wohnung in Bremen vorsorglich behalten.

Dabei hat er noch ein gutes Stück Arbeit vor sich: In diesem Jahr will HvH zwar 1 600 Häuser bauen, 2 000 verkaufen und den Umsatz auf 240 Mio. Euro steigern. "Wir wollen dahin zurück, wo wir herkamen," nennt Klaß das Ziel. Doch in den ersten drei Monaten wurden nur 300 Häuser verkauft. Der harte Winter sei schuld, so Klaß. Mit "Verkaufsaktionen" will er nun das Geschäft ankurbeln. Klaß setzt darauf, dass die Immobilie aus Sorge um eine Geldentwertung als Anlage wieder mehr gesucht wird.

Es wurde bereits gegengesteuert: Die Zahl der Beschäftigten wurde um gut 80 auf heute 170 reduziert. Der Vertrieb wurde gestrafft und das Geschäft um den Bau von Mehrfamilienhäusern erweitert. Auch das Auslandsengagement in Österreich und der Schweiz wurde auf neue Beine gestellt.

Mit einer Eigenkapitalquote von deutlich über 35 Prozent sieht sich das Unternehmen gut positioniert. "Wir kennen keine roten Zahlen und auch keine Bankverbindlichkeiten," sagt Mensching. Das Unternehmen finanziert sich quasi aus den je nach Baufortschritt fälligen Zahlungen der Kunden, die zunächst wie Fremdkapital behandelt werden. Solide und finanzstark tritt das Unternehmen auf - Preisgarantie für die Häuser inbegriffen. Vom Bungalow für 80 000 Euro bis zur individuellen Luxusvilla für 350 000 Euro aufwärts reicht das Programm mit 25 Grundtypen.

Der Markt für massiv gebaute Typenhäuser ist übersichtlich. Neben HvH zählen Viebrockhaus und Town & Country. zu den größeren Anbietern. Der erst 1997 vom Ehepaar Jürgen und Gabriele Dawo gegründete Franchisebetrieb Town & Country hat 2009 rund 2 300 Häuser verkauft und einen Umsatz von 354 Mio. Euro erzielt. Klar auf Abstand hält der Massivbau den Holzfertigbau, der seit Jahren den Marktanteil bei 15 Prozent hält.

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