Gemeinsamer Vorfahre von Mensch und Affen identifiziert

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dpa NEW YORK/BARCELONA. Spanische Forscher haben den letzten gemeinsamen Vorfahren von großen Affen und dem Menschen entdeckt - oder zumindest einen sehr nahen Verwandten dieses Urahns. Das Fossil, das eine Planierraupe in der Nähe von Barcelona ans Tageslicht befördert hat, könnte damit eine Lücke in der Evolution des Menschen schließen. Das rund 13 Mill. Jahre alte versteinerte Skelett stammt nach Vermutungen der Forscher von einem 35 Kilogramm schweren Affenmännchen. Es hatte die Größe eines Schimpansen und war - einem Zahn nach zu urteilen - ein Obstesser. Salvador Moyà-Solà vom Miguel- Crusafont-Institut für Paläontologie in Barcelona und Kollegen beschreiben den „Pierolapithecus catalaunicus“ im Fachjournal „Science“ (Bd. 306, S. 1 339) vom Freitag. Dieser Vorfahr passt für Paläontologen genau ins Bild. Er lebte im mittleren Miozän, einer Zeitspanne vor 16 bis elf Mill. Jahren, in der der Bruch zwischen der Gruppe aus Menschen und „höheren“ Affen (Orang Utans, Schimpansen und Gorillas) einerseits und den „niederen“ Affen wie Gibbons eingetreten sein muss. Entscheidend ist aber vor allem, dass sein Schädel und Skelett weiter ausgebildet sind als die aller bislang gefundenen Fossilien. „Die Bedeutung des neuen Fossils liegt darin, dass es als erstes die wichtigen Merkmale moderner Primaten gut erhalten aufzeigt“, freut sich Moyà-Solà. Der Brustkorb ist weiter und flacher als der aller anderen Affen vor ihm. Der Pierolapithecus hat relativ kurze und steife Lendenwirbel, gerade Schulterblätter und ein flexibleres Handgelenk. Zusammen genommen schenkten ihm diese Merkmale den aufrechten Gang und die Fähigkeit, auf Bäume zu klettern. Selbst der Schädel rückt das spanische Fossil näher an den Menschen und andere Primaten. Sein Gesicht war vergleichsweise kurz und hatte die Nasenwurzel auf gleicher Ebene mit den Augen. Andere Merkmale wie die abgeschrägte Gesichtsform sowie kurze Finger und Zehen dagegen waren noch eher primitiv und lassen seine Herkunft erkennen. Das Forscherteam glaubt, dass der nach einem Dorf in der Nähe seines catalanischen Fundorts benannte Vertreter einmal aus Afrika nach Eurasien eingewandert war.

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