ZÜRICH. Entscheidet die Kommission in diese Richtung, würde das einen Rückschlag für den Schweizer Pharmahersteller bedeuten, der bislang sein stark nachgefragtes Grippemedikament als unbedenklich einstuft. Analysten wie die der Schweizer Privatbank Clariden-Leu sehen die Gefahr, dass der Roche-Kurs dadurch unter Druck geraten könnte. Konkret geht es bei dem Warnhinweis um die Wirkung von Tamiflu bei Kindern. Roche und seine japanische Tochter Chugai Pharmaceutical hatte dazu in diesem Jahr auf Wunsch der japanischen Behörden weitere Forschungen und klinische Tests mit dem Grippemedikament durchgeführt. Unter anderem wurde in Tierversuchen die Auswirkung von Tamiflu auf das Gehirn untersucht. Dass bei einem Medikament, das bereits auf dem Markt ist, noch einmal Tierversuche gemacht werden, ist selten und hängt mit einer Diskussion in Japan zusammen: Vermutet wird, dass Tamiflu bei Jugendlichen gefährliche Verwirrungszustände auslösen könnte. Ende März hatten die japanischen Behörden deswegen vor einer Verschreibung des Medikaments an Jugendliche gewarnt. In Japan wird Tamiflu auch bei normaler Grippe häufig eingenommen,und es gab immer wieder Berichte, Jugendliche seien nach der Einnahme von Gebäuden gesprungen oder gefallen. Für Roche ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Tamiflu und den Verwirrungszuständen nicht bewiesen. Ärzten zufolge kann Grippe selbst zu starker Benommenheit führen. Die Ergebnisse aus Japan führen aber nun offenbar auch in den USA zu einer entsprechenden Diskussion. "Wir nehmen das sehr ernst“, sagte ein Sprecherin des Schweizer Konzerns dazu. Für Roche hatte sich Tamiflu nach Warnungen der Weltgesundheitsorganisation vor der Vogelgrippe zu einem Verkaufsschlager entwickelt, von dem das Unternehmen selbst überrascht war. Der Umsatz mit dem Medikament wuchs stetig von 1,55 Mrd. Franken vor zwei Jahren (eine Mrd. Euro) auf 2,62 Mrd. im Jahr 2006.
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