Benzin und Diesel vor unsicherer Zukunft Wie die Autobauer den Verbrenner retten wollen

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Das E-Fuel-Märchen

Doch vorerst ist das E-Fuel-Märchen zu schön, um wahr zu sein. Denn die Rechnung geht nur auf, wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, also etwa aus Wind- und Sonnenkraft, stammt. Das ist beim aktuellen Strommix in Deutschland jedoch nicht der Fall. Als bislang einziger Autobauer betreibt Audi seit einigen Jahren im niedersächsischen Werlte eine E-Gas-Anlage, in der nach Unternehmensangaben überschüssiger Windstrom zusammen mit CO2 aus einer benachbarten Biogas-Anlage zu erdgasgleichem Methan verarbeitet wird. Betankt man eines der Erdgas-Fahrzeuge der Ingolstädter damit, ist es CO2-neutral unterwegs. Doch die E-Gas-Anlage lässt sich kaum wirtschaftlich betreiben und in dem gesamten Prozess ist sehr viel Energie nötig.

Elektroautos im Kostenvergleich

Erst in fünf Jahren, schätzt Bosch-Geschäftsführer Bulander, könne man E-Fuels in industriellem Maßstab herstellen. „Am Anfang müssen wir aber E-Fuels importieren, weil wir nicht genügend erneuerbare Energien haben, um entsprechende Mengen herzustellen.“

Innermotorische Optimierungen, ein kleines bisschen Elektro, E-Fuels: Die Autobranche macht das, was sie schon immer gemacht hat. Weiter verbessern, um gesetzliche Grenzwerte gerade so einzuhalten. Sie vergibt damit eine große Chance, die junge, neue Unternehmen gerade ausnutzen. Tesla hat kein technologisch überlegenes Auto – Elon Musk tritt aber mit dem Versprechen an, das Leben der Kunden besser zu machen. Über die Motive dahinter kann man streiten, aber die Message kommt an.

Das darf die Autobranche nicht verpassen. Ein Diesel mit E-Fuel mag zwar CO2-neutral sein, weil der Schadstoff zuvor der Atmosphäre entzogen wurde. Ausgestoßen wird das CO2 aber wieder vom Auto, vornehmlich in der Stadt. Von der Chance, mit leisen Elektroautos die Innenstädte lebenswerter zu machen, ganz zu schweigen.

Bereits 2025 werden Elektroautos gleich viel kosten wie konventionelle Fahrzeuge, schätzt ZF-Chef Sommer. Danach sprechen eigentlich nur noch die Infrastruktur und Ladezeiten gegen die Stromer.

Doch anstatt das als Chance zu begreifen und die restlichen Probleme zu beseitigen, versuchen die Automanager die Lebensdauer des Bewährten zu verlängern. „Jenseits von 2040“ werde es noch Verbrenner geben, sind sich Sommer, Bulander und Källenius auf dem Podium in Berlin einig. Vielleicht gibt es dann auch wieder Mobiltelefone mit Tasten.

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