BMW Wie sich Norbert Reithofer ein Denkmal setzt

Mit einem Rekordgewinn verabschiedet sich Norbert Reithofer von der BMW-Spitze. Seine Entscheidungen haben diesen Erfolg erst ermöglicht – und machen seinem Nachfolger das Leben schwer.

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Scheidender BMW-Chef Norbert Reithofer im Porträt Quelle: Bloomberg

So gelöst und fröhlich hat man BMW-Chef Norbert Reithofer selten erlebt. Auf dem Genfer Autosalon ruft er den Journalisten lachend ein "Hallo, wie geht es Ihnen?" zu. Und nach dem eigenen Befinden gefragt, entgegnet er: "Jede Woche besser."

Am Mittwoch tritt Reithofer zum letzten Mal vor die versammelte Wirtschaftspresse, um die Jahresbilanz des Autokonzerns vorzustellen. Der operative Gewinn vor Steuern liegt bei 8,7 Milliarden Euro – so hoch wie noch nie in der 99-jährigen Unternehmensgeschichte.

Trotz der guten Zahlen: Reithofer war nie ein Mann der großen Auftritte. Die Jahrespressekonferenz ist für ihn künftig ein weiterer öffentlicher Termin, den sich der freundliche und zurückhaltende Manager sparen kann. Denn bei der Hauptversammlung am 13. Mai wird er aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat wechseln.

Die wichtigsten Kennzahlen des BMW-Geschäftsjahres 2014

Den Chefposten übernimmt Harald Krüger, wie Reithofer vor dessen Berufung an die Konzernspitze BMW-Produktionsvorstand. Seinem Nachfolger hinterlässt Reithofer reichlich Arbeit, aber einen aufgeräumten Schreibtisch. BMW steht gut da, soll aber auch noch 2020 der Oberklasse-Hersteller Nummer 1 sein und die Rivalen Daimler und Audi auf Distanz halten. Drängende Themen wie alternative Antriebe und die fortschreitende Digitalisierung dürften Krüger dabei täglich auf Trab halten.

Reithofer brachte BMW sicher durch Krisen

Die Freude auf den baldigen Rückzug aus dem Tagesgeschäft ist dem sonst so zurückhaltenden BMW-Chef ins Gesicht geschrieben. Achteinhalb Jahre stand er den Bayerischen Motorenwerken vor. "In der ganzen Zeit war kein normales Jahr dabei", sagt er selbst. Die schwierigste Etappe kam mit der Finanzkrise 2007, als in Folge der Pleite der US-Bank Lehman Brothers der amerikanische Markt völlig zusammenbrach.

Schon vor der schweren Branchenkrise 2008 und 2009 begann Reithofer, BMW einen harten Sparkurs zu verordnen. Tausende Stellen wurden gestrichen, Milliarden Euro eingespart. Bei all der sonstigen Freundlichkeit eine harte Entscheidung, aber sie half BMW, alles glimpflich zu überstehen. Die Münchner schrieben unmittelbar nach der Krise wieder Milliardengewinne, während es Audi und Daimler deutlich schlechter ging.

VW bleibt trotz Dieselgate vor Toyota
Toyota – 1. Halbjahr 2016Der japanische Branchenprimus, zu dem auch der Kleinwagenbauer Daihatsu Motor und der Nutzwagenhersteller Hino Motors gehören, verkaufte zwischen Januar und Juni global 4,99 Millionen Autos. Das ist ein Rückgang zum Vorjahreszeitraum von 0,6 Prozent. Die ganze Halbjahres-Bilanz auch mit Umsatz- und Gewinnkennzahlen legt der japanische Konkurrent am 4. August vor. Quelle: AP
Volkswagen (Konzern) – 1. Halbjahr 2016Krise? Welche Krise? Die Abgas-Affäre scheint die Auslieferungen bei Volkswagen nicht zu bremsen. Pünktlich zum Halbjahr setzt sogar die schwächelnde Kernmarke zur Wende an. Mit 2,925 Millionen verkauften Volkswagen blieb die Marke zwar knapp unter dem Vorjahresergebnis, die Tendenz im Juni zeigte aber um fast fünf Prozent nach oben. Mit dem starken Juni stehen nach sechs Monaten die Zeichen bei den Verkäufen klarer als zuvor auf Zuwachs: 5,12 Millionen Fahrzeuge – vom VW-Up bis zum schweren Scania-Lkw – sind 1,5 Prozent Verbesserung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Trotz Diesel-Krise steuert der Konzern damit 2016 bisher auf ein Auslieferungsplus zu. Nach fünf Monaten Ende Mai hatte der Zuwachs lediglich bei 0,8 Prozent gelegen. Zumindest als Momentaufnahme scheint der Autobauer damit zehn Monate nach dem Ausbruch der Diesel-Krise eine Durststrecke zu verlassen. Quelle: dpa
BMW – 1. Halbjahr 2016Zwischen Januar und Juni diesen Jahres wurden weltweit 986.557 BMW verkauft. Damit konnten die Münchner im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent zulegen. Allein im Juni stieg der Absatz um 9,7 Prozent auf 189.097 – mit den Marken Mini und Rolls-Royce kommt der Konzern sogar auf 227.849 Autos (+9,1 Prozent). Für das Plus sorgte demnach vor allem die hohe Nachfrage in Europa und Asien. In den USA dagegen schrumpfte der Absatz. Mit den knapp 190.000 Fahrzeugen im Juli lag BMW vor den beiden Dauer-Konkurrenten Audi (169.000 Autos) und Mercedes (188.444 Fahrzeuge). Doch wie sieht es im gesamten ersten Halbjahr aus? Quelle: dpa
Audi – 1. Halbjahr 2016Zumindest Audi konnte BMW hinter sich lassen. Die Ingolstädter konnten zwar zulegen, mit 5,6 Prozent fiel das Wachstum aber geringer aus als bei der Konkurrenz aus München – genauso die absolute Zahl an Auslieferungen von 953.200 Fahrzeugen. Dennoch ist die Bilanz für Audi positiv. Man habe den Absatz in allen Weltregionen steigern können, sagte Vertriebsvorstadn Dietmar Voggenreiter. Spaß-Modelle wie das TT Cabrio im Bild tragen traditionell wenig zum Volumen bei. Zu den größten Treibern gehörten die Baureihen A4 mit einem Plus von 12,3 Prozent und das Oberklasse-SUV Q7, das es nach dem Modellwechsel im Vorjahr auf ein Plus von satten 73,6 Prozent bringt. Auch für das zweite Halbjahr ist Voggenreiter optimistisch: Dann stehen die Premieren des überarbeiteten A3 und der komplett neuen Baureihen A5 und Q2 an. Quelle: obs
Daimler – 1. Halbjahr 2016BMW und Audi waren gut, Mercedes war besser. So lässt sich das erste Halbjahr zusammenfassen – sowohl beim Wachstum als auch beim Absatz konnte die Marke mit dem Stern die Konkurrenten abhängen. In den ersten sechs Monaten gingen 1.006.619 Mercedes-Benz an die Kunden – das entspricht eine Zuwachs von 12,1 Prozent. Ganz nebenbei der 40. Rekordmonat in Folge für die Marke. Dabei profitiert Mercedes vor allem von den SUV-Modellen, die inzwischen ein Drittel des weltweiten Absatzes ausmachen. „Das zeigt, dass sich unsere Produktoffensive auszahlt und unser rundum erneuertes SUV-Portfolio hervorragend bei den Kunden ankommt“, sagt Vorstandsmitglied Ola Källenius. Zusammen mit den 73.510 verkauften Smart kommt die Pkw-Sparte des Daimler-Konzerns so auf 1,08 Millionen Fahrzeuge. Quelle: dpa
Porsche – 1. Halbjahr 2016Drei Prozent Wachstum auf 117.963 Fahrzeuge. Das sind die Eckdaten des ersten Halbjahres bei Porsche. Der Sportwagenbauer zeigt sich damit zufrieden und spricht von einer „Stabilisierung auf hohem Niveau“. Viele Modelle wie die Baureihen Cayman, Boxster, Macan und der 911er konnten zwar zweistellig wachsen, bei der Limousine Panamera hielten sich die Kunden wegen des anstehenden Modellwechsels aber spürbar zurück. „Die durchweg positive Resonanz auf die Weltpremiere des neuen Panamera Ende Juni stimmt uns sehr optimistisch. Wir erwarten uns davon einen deutlichen Schub“, sagt Marketing- und Vertriebsvorstand Detlev von Platen. Der neue Panamera kann seit dem 28. Juni bestellt werden und steht in Europa ab November beim Händler. In den USA und im chinesischen Markt ist das Auto ab Januar 2017 verfügbar. Quelle: dpa
Toyota – Gesamtjahr 2015Der japanische Autokonzern Toyota hat seine Stellung als weltgrößter Fahrzeughersteller im vierten Jahr nacheinander behauptet und den durch den Abgasskandal gebeutelten Konkurrenten VW auf Distanz gehalten. 2015 verkaufte das Unternehmen 10,15 Millionen Autos, wie Toyota am Mittwoch mitteilte. VW kam im vergangenen Jahr auf 9,93 Millionen verkaufte Autos, General Motors auf 9,8 Millionen. 2016 rechnet Toyota mit einem Absatz von 10,11 Autos. Im vergangenen Jahr lag die Prognose bei 10,1 Millionen Fahrzeugen für 2015 und wurde durch die Realität übertroffen. VW hatte Toyota bei den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2015 überholt, war dann aber infolge des Abgasskandals wieder zurückgefallen. Die Autoverkäufe auf den großen Märkten in den USA und Japan haben sich verlangsamt. Darüber hinaus hat sich auch das in den vergangenen Jahren stetige Wachstum auf aufstrebenden Märkten abgeschwächt. Das schlägt sich auch in den Toyota-Zahlen nieder: 2014 hatten die Japaner noch 10,23 Millionen Autos verkauft. Quelle: dpa

Mit Grauen denkt Reithofer an 2011. Dem Jahr, in dem im japanischen Fukushima eine Tsunami-Welle ein Atomkraftwerk so schwer beschädigte, dass es zur Kernschmelze kam und das ganze Land über Monate in einen Ausnahmezustand versetzte. "Auf einen Schlag ist uns die komplette Zuliefererkette weggebrochen." Reithofer hat BMW erfolgreich durch all diese Probleme gesteuert. "Wir laufen momentan gut, aber man weiß nie was kommt", mahnt Reithofer.

BMW verkauft mehr Autos als Audi und Mercedes

Als er im September 2006 die BMW-Führung übernahm, notierte die Aktie bei rund 40 Euro, heute steht sie bei gut 112 Euro. Allein 2015 hat das Papier bereits um stolze 26 Prozent zugelegt. Würde er rückblickend etwas anders machen? Gab es Entscheidungen, die er heute bereut? "Da fällt mir spontan nichts ein", sagt Reithofer.

Der gebürtige Oberbayer hat BMW zur erfolgreichsten deutschen Premiumautomarke gemacht. Mit rund 1,8 Millionen verkauften Autos im Jahr 2014 hat BMW erneut Audi und Mercedes hinter sich gelassen. Die Ingolstädter konnten 1,74 Millionen Fahrzeuge absetzen, die Stuttgarter 1,65 Millionen Autos. Rechnet man bei BMW noch die Konzernmarken Mini und Rolls-Royce hinzu, kommen die Münchner auf 2,118 Millionen Fahrzeuge. Falsch war der Kurs des Managements sicher nicht: Es war der vierte Absatzrekord in Folge.

Toyota gewinnt knapp gegen VW
Absatztrends Platz 5: FordDas Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hat die Geschäftsberichte und Marktkennzahlen der ersten elf Monate des Jahres 2014 genauer analysiert und in der Prognose "Automotive Performance 2014" zusammengefasst. Die Forscher um Professor Stefan Bratzel gehen dabei von einem globalen Wachstums des Pkw-Markts auf 75 Millionen Fahrzeuge aus – was einem Plus von rund 3,7 Prozent entspricht. Mit diesem globalen Wachstum kann Ford nicht ganz Schritt halten. Der US-Autokonzern stagniert laut der CAM-Studie bei einem weltweiten Absatz von 6,3 Millionen Fahrzeugen (-0,5 Prozent) im Jahr 2014. Die vom Hersteller veröffentlichten Absatzzahlen weisen nach drei Quartalen nur ein minimales Plus von 20.000 Fahrzeugen (4,72 Millionen in Q1-Q3 2013 zu 4,74 Millionen 2014) aus. Quelle: obs
Absatztrends Platz 4: HyundaiDie großen Drei der Branche sind zwar noch ein Stück entfernt, doch der Hyundai-Kia-Konzern holt auf – und das in großen Schritten. Die Koreaner entfalten die größte Dynamik im Gesamtjahr und werden laut der CAM-Prognose 2014 zum ersten Mal mehr als acht Millionen Pkws verkaufen. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Plus von 5,8 Prozent. Bereits nach neun Monaten konnte der Konzern einen kräftigen Zuwachs verbuchen, in dem Bericht zum dritten Quartal werden 5,88 Millionen Fahrzeuge genannt. Im selben Zeitraum 2013 waren es noch 5,58 Millionen Autos. Quelle: REUTERS
Absatztrends Platz 3: General MotorsZum ersten Mal seit dem Aufstieg zum Weltmarktführer im Jahr 1931 wird General Motors im globalen Absatzranking nur auf Rang 3 landen. Zwar dürften die Amerikaner trotz des Zündschloss-Skandals um 1,4 Prozent wachsen, doch nicht stark genug: Mit einer Prognose von 9,85 Millionen verkauften Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (LCV) wie diesem Chevrolet Silverado listet das CAM GM nur auf dem Bronzerang. Quelle: AP
Absatztrends Platz 2: VolkswagenDer Kampf um die Absatzkrone der globalen Pkw-Hersteller entscheidet sich im Zieleinlauf zwischen Volkswagen und Toyota, die am Ende Jahres bei rund 10 Millionen Einheiten fast gleichauf liegen. Nach drei Kalenderquartalen konnte Volkswagen mit 7,50 gegenüber Toyota mit 7,49 Millionen Pkw und LCV nur noch ganz knapp seinen Absatzvorsprung des Halbjahres behaupten, die hohe Dynamik des ersten Halbjahres (+5,8 Prozent) aber vor allem aufgrund hoher Absatzrückgänge in Südamerika und Russland nicht aufrechterhalten. Seit dem Herbst halbierte sich das Wachstum, im November konnte VW nur noch 0,7 Prozent zulegen. Nach der aktuellen Prognose des CAM könnte Volkswagen im Gesamtjahr 2014 mit 9,95 Millionen Pkw (+4,4 Prozent) noch knapp von Toyota abgefangen werden. Inklusive der schweren Nutzfahrzeuge MAN/Scania wird Volkswagen das Ziel von mehr als 10 Millionen verkauften Fahrzeugen jedoch erfüllen. Quelle: dpa
Absatztrends Platz 1: ToyotaAuf das Gesamtjahr gerechnet dürfte Toyota Volkswagen dennoch die Rücklichter zeigen. Ohne die Lkw-Marke Hino geht das CAM von 10,25 Millionen Toyota-Fahrzeugen aus. Der Zuwachs lag allerdings nur bei 0,6 Prozent. Sollte der Volkswagen-Konzern seine höhere Dynamik beibehalten, könnte sich 2015 das Bild ändern – und die Wolfsburger zum absatzstärksten Autobauer der Welt aufsteigen. Bei einer anderen Kennziffer hat Volkswagen aber noch Aufholbedarf, wie die folgenden Bilder zeigen. Quelle: REUTERS
Finanzielle Performance Platz 5: General MotorsBeim Absatz hat sich das Rückruf-Debakel bei zahlreichen GM-Marken noch nicht niedergeschlagen, wohl aber im Konzernergebnis. Zusammen mit den Verlusten in Europa bricht der Gewinn der Amerikaner nach drei Kalenderquartalen um über ein Drittel auf 3,2 Milliarden Euro ein. Folglich sinkt auch die Marge nach drei Quartalen von 5,8 Prozent im Vorjahr auf nur noch 3,6 Prozent. Quelle: REUTERS
Finanzielle Performance Platz 4: FordAuch bei Ford sinken die Gewinne um rund 30 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro (Q1 bis Q3). Als Grund nennt das CAM hohe Entwicklungsaufwände für neue Modelle, wie etwa die neueste Generation des Ford Mustang (im Bild) oder den eingangs gezeigten Ford Mondeo. Dieser Rückgang schlägt sich natürlich auch auf die Gewinnmarge durch: In den ersten drei Quartalen blieben nur noch 4,8 statt 6,6 Prozent des Umsatzes im Unternehmen als Gewinn hängen. Quelle: obs

Reithofer blickt auf eine erfolgreiche Ära als Automanager zurück. Dabei galt er nie als Car-Guy, der mit dem sprichwörtlichen Benzin im Blut. Stattdessen genießt er in der Branche einen exzellenten Ruf als Produktionsexperte. In seine Zeit an der Spitze des Konzerns fallen einige Entscheidungen, die stark zum heutigen Erfolg von BMW beigetragen haben. Das SUV-Angebot wurde Stück für Stück ausgebaut und um auf den ersten Blick unlogische Zwitter-Modelle wie den X6 und dessen kleinen Bruder X4 ergänzt. Damit haben die Münchner Nischen geschaffen, die die Konkurrenz erst noch besetzen muss. BMW verkauft den X6 seit 2008, Mercedes bringt in diesem Jahr erst das GLE Coupé als Konkurrenten auf den Markt, einen Audi Q6 wird es wohl nicht vor 2018 geben.

Reithofer kennt keine Tabus – und fährt gut damit

Bei den Antrieben ist die BMW-Spitze um Reithofer konsequenter vorgegangen als jeder Wettbewerber. Lange galt der Reihensechszylinder als der BMW-Motor schlechthin. Diese Motoren, für ihren seidenweichen Lauf berühmt, passen aber nicht in das Downsizing-Konzept – für BMW-Romantiker ist in Reithofers Konzern kein Platz.

Saugmotoren sind längst aus dem Programm geflogen, in den meisten Modellen kommen Turbo-Vierzylinder zum Einsatz. Im Mini und der 1er-Baureihe läuft neuerdings ein 1,5-Liter-Dreizylinder. Immerhin in den großen Modellen hat der Reihensechser noch überlebt – wenn auch mit Turbolader.

BMWs Super-Hybrid-Sportler i8 im Detail
Im September 2013 stellte BMW den i8 auf der IAA vor. BMW-Chef Norbert Reithofer präsentierte dort das grüne Vorzeigemodell, mit dem Smog und Großstadtlärm der Vergangenheit angehören sollen. Im April hat BMW mit der Serienproduktion begonnen und im Juni 2014 rollen die neuen Elektroautos zum Händler. Vorbestellungen nimmt der Autobauer bereits seit Herbst 2013 entgegen. Schon jetzt sei absehbar, dass die Nachfrage in der Anlaufphase die Produktion deutlich übersteigen wird. Ein guter Grund, einmal zu schauen, was der Neue aus München so drauf hat. Quelle: Presse
Das Plug-in-Hybrid-System des i8 setzt sich aus einem Dreizylinder-Ottomotor mit einer Höchstleistung von 170 Kilowatt (231 PS) und einem maximalen Drehmoment von 320 Newtonmetern sowie einem Hybrid-Synchron-Elektromotor mit einer Höchstleistung von 96 Kilowatt (131 PS) und einem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmetern zusammen. Quelle: Presse
Zur eDrive-Technologie gehört außerdem ein Lithium-Ionen-Hochvoltspeicher mit 5,2 Kilowattstunden und ein intelligentes Energiemanagement mit einer Gesamtleistung von 266 Kilowatt (362 PS). Quelle: Presse
Der Aufladevorgang der Batterie dauert zwischen zwei und drei Stunden. Die Lithium-Ionen-Batterie kann sowohl an einer ganz gewöhnlichen Steckdose als auch an speziellen Ladestationen für Elektroautos aufgeladen werden. Dazu gehört neben der öffentlichen Ladestation an Tankstellen auch die BMW i Wallbox. Quelle: Presse
Der i8 beschleunigt dank seines Antriebskonzeptes "eDrive" in 4,4 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer. Dabei verbraucht er im Durchschnitt nur 2,1 Liter Super pro 100 Kilometer. Im Berufsverkehr verbraucht der Wagen bei vollständig geladener Batterie weniger als fünf Liter Sprit. Quelle: Presse
Wer nicht nur innerhalb der Stadt, sondern auch auf Landstraßen und Autobahnen unterwegs ist, verbraucht immer noch weniger als sieben Liter Sprit auf 100 Kilometern. Und auch auf längeren Strecken mit höherer Geschwindigkeit sind immer noch weniger als acht Liter Verbrauch drin. Damit fallen die Verbrauchswerte des Plug-in-Hybrid-Modells insgesamt um rund 50 Prozent niedriger aus als bei herkömmlich angetriebenen Sportfahrzeugen. Quelle: Presse
Darüber hinaus verbraucht der i8 auf 100 Kilometern durchschnittlich 11,9 Kilowattstunden Strom und kommt auf eine CO2-Emission von 49 Gramm pro Kilometer. Quelle: Presse

Dass Reithofer in seinem Streben nach neuen Kunden und sparsameren Autos keine Tabus kennt, hat er spätestens mit dem 2er Active Tourer bewiesen. Erstens: es ist ein Van. Zweitens: er hat den bereits erwähnten Dreizylinder. Drittens: der Wagen hat Frontantrieb. Für einen Autobauer, der wie keine andere deutsche Marke für den Heckantrieb steht und sich die "Freude am Fahren" auf die Fahnen geschrieben hat, kam das einer Zäsur gleich.

Doch Reithofer ließ durchblicken: Er glaubt an das Konzept, auch die kommende Generation des Kompaktmodells 1er soll auf der Frontantriebs-Plattform aufbauen. Die ersten Zahlen untermauern Reithofers Kurs: In drei Monaten konnte BMW über 13.000 Vans verkaufen. Nicht das Niveau der 3er-Baureihe, aber auch kein Flop.

BMW i3 bleibt eine Wette auf die Zukunft

Zu seinen mutigsten Entscheidungen gehörte zweifellos der Bau der Elektro-Modelle i3 und i8. Nicht nur, dass BMW als erster eine eigene Elektro-Auto-Linie aus dem Boden stampfte. Reithofer brachte damit auch Carbon als neuen Leichtbau-Stoff in Serie. Dafür waren horrende Investitionen notwendig, die das Ergebnis belasteten.

Reithofer ließ sich davon nicht schrecken: "Wir bereiten damit den nächsten Wachstumsschritt vor und stärken die Zukunftsfähigkeit", sagt er. Wer die Mobilität von morgen bestimmen wolle, müsse heute in Vorleistung gehen. "Für diese Fahrzeuge braucht man einen langen Atem, mindestens zehn Jahre. Und wir brauchen den i3 auch, um die CO2-Ziele der EU-Kommission zu erreichen."

Bisher hat BMW über 16.000 Stück des Elektro-Flitzers i3 verkauft. Vom Supersportwagen i8 wurden rund 1700 Modelle ausgeliefert. Derzeit warten i3-Käufer drei bis vier Monate auf ihr Fahrzeug, i8-Kunden sogar bis zu acht.

Ob sich die riskante Carbon-und Elektro-Strategie letztendlich auszahlt? Für eine abschließende Bewertung ist es noch zu früh. Der neue Chef Harald Krüger, wie Reithofer zuvor Produktionsvorstand bei BMW, übernimmt mit der i-Familie eine Wette auf die Zukunft. Aber immerhin: BMW wagt, und wartet nicht einfach nur ab.

Das sind die innovativsten Autostandorte der Welt
BMW drückt beim Ausbau seines weltweiten Produktionsnetzwerks aufs Tempo. Laut einem Bericht des "Handelsblatt " prüft der Konzern intensiv den Bau eines zweiten großen Werks in Übersee, der Favorit soll Mexiko sein. Gebaut werden sollen dort die Kompakten der Einser- und Dreier-Reihe sowie der Mini. Der neue Standort würde BMW mindestens eine Milliarde Dollar kosten, berichtet das Blatt weiter. Mit einem Ausbau in Startanburg und dem angedachten neuen Werk wolle BMW sein Produktionsvolumen in Amerika auf mehr als 600.000 Autos pro Jahr verdoppeln.Ein Blick auf die innovativsten Auto-Standorte der Welt: Quelle: AP
Russland"Wie wettbewerbsfähig sind Ihrer Meinung nach folgende Automobilstandorte hinsichtlich ihrer Innovationskraft?", lautete eine der Fragen, die die Berater von Ernst & Young den Managern von 300 Unternehmen aus der europäischen Automobilbranche stellten. Im Falle Russlands antworteten sieben Prozent mit "sehr wettbewerbsfähig", 24 Prozent sagten "wettbewerbsfähig". Quelle: dpa-tmn
FrankreichFrankreich gehört nach wie vor zu den bedeutendsten Automobilstandorte der Welt. Allerdings hat das Land sehr unter der Absatzkrise auf dem europäischen Automarkt gelitten. Das zeigt sich in den Bewertungen der Europäischen Automanager: In den Bereichen Innovationskraft, Produktqualität und Produktivität verlor Frankreich als Standort zwischen sieben und 21 Prozentpunkten. 34 Prozent der Befragten halten Frankreich in puncto Innovation für wettbewerbsfähig beziehungsweise sehr wettbewerbsfähig. Das reicht für Platz neun. Quelle: AP
Schweden43 Prozent der Manager aus der Automobilbranche halten Schweden als Automobilstandort für wettbewerbsfähig bis sehr wettbewerbsfähig, was die Innovationskraft anbelangt. Besser schneiden die skandinavischen Autobauer bei der Qualität ihrer Produkte ab: 2013 landet Schweden auf dem dritten Platz des Produktqualitäts-Rankings. Quelle: dpa
IndienIn Indien haben derzeit 14 Automobilhersteller ihren Hauptsitz, darunter Ashok Leyland, Bajaj Auto oder Tata Motors. Tata Motors ist der größte Automobilhersteller Indiens. Was die Wettbewerbsfähigkeit des Landes in puncto Produktionskosten angeht, belegt Indien sogar den zweiten Platz. Nur bei der Innovation sind die befragten Manager skeptischer. Da reicht es nur für Platz sieben. Quelle: obs
BrasilienBrasilien ist der viertgrößte Autoproduzent der Welt. Doch nur zehn Prozent der Automobilhersteller halten den Standort für "sehr wettbewerbsfähig", 39 Prozent schätzen das Land immerhin als wettbewerbsfähig ein, was die Innovationsfähigkeit anbelangt. Quelle: dpa
USA56 Prozent der Automanager sind der Meinung, dass die Vereinigten Staaten als Automobilstandort 2013 in Sachen Produktqualität wettbewerbsfähig sind. 13 Prozent schätzen den Standort als "sehr wettbewerbsfähig" ein. Im Vergleich zu 2011 entspricht das einem Zuwachs von sieben Prozent. Damals hielten etwas weniger als die Hälfte der Automanager die USA für einen wettbewerbsfähigen Standort in der Kategorie Innovationskraft. Quelle: AP

Bei seinen Aufgaben kann Krüger auf den Rat seines Vorgängers zählen – als Aufsichtsrat wird Reithofer weiter Einfluss auf den Kurs von BMW haben. Der Wechsel dürfte reibungslos über die Bühne gehen. Öffentlichen Streit oder Skandale gab es in der Ära Reithofer nicht. Der Manager genießt hohes Ansehen und gilt auch intern als uneitel. Das Scheinwerferlicht meidet er soweit wie möglich. Das schätzt nicht nur die Eigentümerfamilie Quandt, sondern auch die Arbeitnehmervertreter.

Seit Reithofer BMW von Rekord zu Rekord geführt hat, schmücken den studierten Maschinenbauer auch zahlreiche Titel und Ehrungen. Unter anderem bekam er 2010 den Bayerischen Verdienstorden, 2011 die Ehrendoktorwürde der TU München, wurde im selben Jahr zum Manager des Jahres gewählt und bekam 2012 das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion überreicht.

Über den Menschen Reithofer ist dagegen wenig bekannt. "Was machen Sie denn ab Mai mit Ihrer Freizeit?" will eine Journalistin wissen. "Das weiß ich noch gar nicht", entgegnet Reithofer. Man glaubt es dem 58-Jährigen aufs Wort.

Golf? "Ich spiele kein Golf". Vielleicht Segeln? Reithofer bleibt stumm. Er weiß es nicht. Und wirkt tatsächlich wie jemand, der es noch gar nicht fassen kann, dass er fortan nicht mehr von sechs Uhr morgens bis spät in die Nacht mit Haut und Haar im Dienste seines Arbeitgebers steht. "Ich war jetzt 15 Jahre Vorstand. Da führt es durchaus zu einem positiven Gefühl, wenn einem jetzt mehr Freiheit zur Verfügung steht", sagt er nur – und strahlt.

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