Chefwechsel: Die Neuen bei Volkswagen

Alles neu in Wolfsburg: Der Schwede Leif Östling führt künftig die Lkw-Sparte bei VW und das China-Geschäft bekommt einen eigenen Konzernvorstand.

Die Stärken und Schwächen von VW

Was die USA in den vergangenen Jahrzehnten für Toyota waren, stellt China für Volkswagen dar: den Haupttreiber des Wachstums. Die Entscheidung des damaligen VW-Chefs Carl Hahn, bereits in den 80er-Jahren eine eigene Fertigung im kommunistisch regierten Land aufzubauen, erwies sich als goldrichtig. China ist inzwischen mit Abstand Volkswagens wichtigster Markt, steht für mehr als ein Viertel des Absatzes.

 

Quelle: Handelsblatt Online; Foto: dpa

ie Wolfsburger sind dort an zwei Joint Ventures mit chinesischen Staatsfirmen beteiligt. Die neun Auto- und Komponentenfabriken liefen 2010 mit einer Auslastung von mehr als 100 Prozent. Selbst wenn der Konzern Marktanteile abgeben muss und der Boom nachlassen sollte, wird der VW-Absatz angesichts der erwarteten Marktausweitung vor allem im Westen des Landes zulegen. Strukturell wird die Nachfrage in China weiter wachsen, prognostizieren Branchenexperten. Chinas milliardenschwere Förderung des Elektroautos bietet den Wolfsburgern außerdem die Chance, den Wandel zur E-Mobilität mit Schwung anzugehen. Foto: dpa

Das Prinzip Lego setzt sich bei Volkswagen immer mehr durch: Das bei Audi erfolgreich durchgesetzte Baukastensystem soll nun auch bei der Kernmarke VW greifen. So wie in Ingolstadt ein Modell nach dem anderen mit wachsender Geschwindigkeit aus dem sogenannten Längsbaukasten entsteht – der Motor ist dort längs eingebaut – will Wolfsburg mit dem Modularen Querbaukasten (MQB) – der Motor wird quer eingebaut – nachziehen. Foto: dpa

Entwickler nutzen den MQB dann genauso für ein Straßenauto wie für einen Gelände- oder Sportwagen. Module reduzieren die Komplexität weiter: Konzernweit soll es nur noch eine Elektronikarchitektur geben, ein Klimaaggregat, ein Gebläse und ein Navigationssystem. Dazu kommt die Möglichkeit einer bei VW bisher nicht erreichten Prozessstabilität aufgrund der Produktionsangleichung. Allerdings wächst das Risiko: Unterläuft den Konstrukteuren ein Fehler, potenziert sich der Schaden aufgrund von gleichen Teilen bei derart vielen Modellen. Foto: dpa

Volkswagen war in den vergangenen Jahren fast durchweg in der Lage, die Investitionen im Autobereich mit dem Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft zu finanzieren. Zwar sank der operative Cash-Flow 2010 um 1,3 Milliarden auf 11,4 Milliarden Euro, gleichwohl bleibt nach Abzug der Ausgaben für Investitionen unter dem Strich ein freier Cash-Flow von 400 Millionen Euro übrig. Ein beachtliches Ergebnis, denn um den stark erhöhten Absatz von Automobilen und Lkw vorzufinanzieren, musste Volkswagen im Vergleich zum Vorjahr allein 6,6 Milliarden Euro mehr für den Aufbau des Lagerbestands ausgeben. Foto: dapd

Volkswagen war in den vergangenen Jahren fast durchweg in der Lage, die Investitionen im Autobereich mit dem Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft zu finanzieren. Zwar sank der operative Cash-Flow 2010 um 1,3 Milliarden auf 11,4 Milliarden Euro, gleichwohl bleibt nach Abzug der Ausgaben für Investitionen unter dem Strich ein freier Cash-Flow von 400 Millionen Euro übrig. Ein beachtliches Ergebnis, denn um den stark erhöhten Absatz von Automobilen und Lkw vorzufinanzieren, musste Volkswagen im Vergleich zum Vorjahr allein 6,6 Milliarden Euro mehr für den Aufbau des Lagerbestands ausgeben. Foto: dapd

Seit Jahrzehnten fristet Europas Nummer eins in den USA ein Nischendasein. Nach fulminantem Start in den 60er-Jahren mit Beetle und Bulli verlor VW das Herz der Amerikaner. Stattdessen trumpften die Japaner dort auf, Toyota etablierte sich mit eigenen Werken und grünem Image dank Hybridtechnologie als stärkste ausländische Kraft. Der neue VW Jetta und der gerade vorgestellte neue Beetle sowie ein eigens für die USA entwickelter Spar-Passat sollen Volkswagen auf dem größten Pkw-Markt der Welt wieder zu einer Größe machen. Foto: dapd

Der Volkswagen-Konzern stellt sich neu auf. Die Aufsichtsräte von Volkswagen und MAN hatten zuvor zahlreiche Wechsel im Top-Management abgesegnet. Das neu geschaffene Vorstandsressort für China übernimmt Jochem Heizmann, der bisher Konzernvorstand für die Nutzfahrzeuge war. Sein Nachfolger wird Leif Östling, bislang Chef des schwedischen Lastwagenherstellers Scania. Er soll die drei Lkw-Töchter MAN, Scania und VW-Nutzfahrzeuge stärker zusammenführen und damit profitabler machen. Martin Lundstedt rückt innerhalb des Scania-Vorstands zum Chef auf.

Die Münchner Tochter MAN wird gestärkt

Der Aufsichtsrat des Unternehmens berief den bisherigen Audi-Vorstand Ulf Berkenhagen und VW-Topmanager Jochen Schumm in den Vorstand, wie MAN in München mitteilte. Der 51-jährige Berkenhagen übernimmt das neu geschaffene Einkaufsressort. Der 64-jährige Schumm, der bisher Generalbevollmächtigter Personal bei VW Nutzfahrzeuge war, wird MAN-Arbeitsdirektor. Der bisherige Personalvorstand Jörg Schwitalla scheidet aus dem MAN-Vorstand aus und übernimmt eine beratende Funktion im VW-Konzern.

MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen wird als Mitglied der VW-Konzernleitung zusätzlich das Industriegeschäft mit Motoren koordinieren. Zum 1. September 2012 werde er seine Vorstandsposition beim Tochterunternehmen MAN Truck & Bus abgeben und in den Aufsichtsrat ziehen. Sein Nachfolger wird der 49-jährige Anders Nielsen, der bisher im Vorstand von Scania das Ressort Produktion und Logistik verantwortete.