Daimler-Bus-Chef Hartmut Schick "Wir bringen 2018 einen Elektrobus"

Nicht nur das Auto der Zukunft fährt vernetzt und teilautonom. Im Interview erklärt Hartmut Schick, Leiter des Bus-Geschäfts bei Daimler, wie er sich den Stadtbus der Zukunft mit neuem Sitzkonzept und E-Motor vorstellt.

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Der Bus der Zukunft fährt (fast) von allein
Daimler Bus der Zukunft Quelle: Daimler
Daimler selbstfahrender Bus Quelle: Daimler
Die Jungfernfahrt fand jetzt in Amsterdam statt: Auf einer rund 20 Kilometer langen Strecke absolvierte der Future Bus mit CityPilot seine erste autonome Fahrt im Stadtverkehr. Der Bus fährt auf einem Teilstück der längsten Expressbus-Linie Europas (Bus Rapid Transit, BRT) bis zu 70 km/h. Der Fahrer ist an Bord und überwacht das System, wird dabei aber erheblich entlastet. Quelle: Daimler
Der CityPilot ist eine Weiterentwicklung des Lkw-Systems HighwayPilot, Quelle: Daimler
Future Bus Quelle: Daimler
Der CityPilot umfasst sowohl aktuelle Assistenzsysteme, die zum Beispiel für die Reisebusse von Mercedes-Benz verwendet werden, als auch zusätzliche Systeme, die teilweise von der Daimler-Trucks-Sparte übernommen und für den Stadtverkehr weiterentwickelt wurden. Die Ausstattung umfasst Fern- und Nahbereichsradar, eine Vielzahl von Kameras sowie das satellitengesteuerte Ortungssystem GPS . Zukunftsweisend ist die intelligente Vernetzung der Kameras und Sensoren. Durch sie entsteht ein präzises Bild der Umgebung und der exakten Position des Omnibusses. Quelle: Daimler
Vor dem Bus leuchtet eine spezielle Ampel auf. Quelle: Daimler

WirtschaftsWoche: Herr Schick, Tesla-Chef Elon Musk will bald auch Busse bauen. Sein Ansatz: Autonome Busse könnten kleiner sein, ein neues Sitzkonzept haben und – weil sie kleiner und leichter sind – besser beschleunigen und so im Stadtverkehr kein Hindernis mehr sein. Was halten Sie von dem Ansatz?
Hartmut Schick: Auf dem Land geht die Tendenz in Richtung kleinerer Busse und On-Demand-Lösungen. In der Stadt, wo viele Menschen zur Rush-Hour möglichst gleichzeitig transportiert werden müssen, werden wir weiter S-Bahnen, U-Bahnen und große Busse brauchen.

Hartmut Schick ist seit 2009 Leiter von Daimler Buses. Quelle: Daimler

Im Sommer haben Sie eine Konzeptstudie für den Stadtbus der Zukunft vorgestellt. Den Fahrgastbereich haben Sie in drei Zonen aufgeteilt – das erscheint auf den ersten Blick logisch, für die unterschiedlichen Verweildauern unterschiedliche Konzepte anzubieten. Aber wie trennscharf sind solche Zonen im Alltag?
Der Kunde gibt das Layout des Bus-Innenraums vor. In einigen Fällen zählt sicher die reine Kapazität. Auf Verbindungen von Städten auf das Land hinaus, bei denen sich manche Passagiere länger im Bus aufhalten, andere in der Innenstadt nur ein oder zwei Stationen fahren, kann ein neues Layout mit unterschiedlichen Sitzkonzepten Sinn ergeben. Wir wollen den Busunternehmen die Möglichkeit dazu bieten.

Ihre Lkw-Kollegen haben mit dem Urban eTruck eine Studie eines Elektro-Lkw vorgestellt. Ist so etwas auch für Sie im Bus-Bereich vorstellbar? Oder ist der E-Antrieb noch zu teuer?
Wir bringen 2018 einen vollelektrischen Bus auf die Straße. Wir haben den Bus noch nicht vorgestellt, die Prototypen sind aber bereits unterwegs. Bei unseren bisherigen Hybridbussen haben wir große Batterien speziell für Busse gekauft, die wegen der kleinen Stückzahlen entsprechend teuer waren. Jetzt übernehmen wir die Batteriezellen von Mercedes-Benz Pkw. Damit können wir bei den Kosten des elektrischen Busses über die gesamte Lebensdauer in die Region des Diesels kommen.

Zur Person

Ein Problem bei E-Autos ist die mangelnde Lade-Infrastruktur. Ist das bei Elektro-Bussen ähnlich?
Jetzt noch Ladesäulen in die Stadt zu stellen, die in fünf oder zehn Jahren wegen höherer Batterie-Reichweiten nicht mehr gebraucht werden, macht wenig Sinn. Wir wollen den Betreibern helfen, dass sie möglichst wenig in Infrastruktur investieren müssen. Wir denken, dass das Aufladen der Busse nachts oder in Pausen während des Tages im Depot für eine Vielzahl der Strecken ausreichen wird. Für die restlichen Strecken müssen wir im Einzelfall Lösungen erarbeiten, etwa Schnellladesysteme an Haltestellen oder Laden in einem Zwischendepot.

Das Laden der Batterie dauert immer noch Stunden. Welche Perspektive hat eine Brennstoffzelle, deren Wasserstoff-Tank in wenigen Minuten befüllt ist?
In erster Linie ist es wichtig, einen Elektro-Bus zu bauen. Ob der Strom dann aus einer Batterie kommt oder durch eine Brennstoffzelle erzeugt wird, hängt vor allem von der Verfügbarkeit der Energie ab. Für den Bus ist das im Prinzip das Gleiche. Wir haben bei unserem Elektro-Bus die Möglichkeit des Brennstoffzellenantriebs im Entwicklungsprozess berücksichtigt.

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