Die Deutschen kaufen wieder mehr Autos. 3.036.773 Fahrzeuge wurden im vergangenen Jahr zum ersten Mal zugelassen – laut dem Kraftfahrt-Bundesamt ein Plus von immerhin 2,9 Prozent. Die Hersteller freut’s.
Doch noch mehr als für Neuwagen interessierten sich die deutschen Autokäufer für Gebrauchte. Sieben Millionen Gebrauchtwagen haben 2014 den Besitzer gewechselt. Der Gesamtumsatz belief sich dabei auf fast 70 Milliarden Euro. Zum Vergleich: BMW setzte im selben Zeitraum 80,4 Milliarden Euro um – weltweit.
So informieren sich Gebrauchtwagenkäufer
...informieren sich über Anzeigen und Angebote im Internet.
Quelle: DAT, Statista
...fragen Bekannte oder Kollegen über Erfahrungen mit Automarken und -modellen aus.
...besuchen verschiedene Händler, um an Infos zu kommen.
...suchen nach Kfz-Anzeigen oder lesen Testberichte in Printmedien.
...informieren sich mittels Testberichten im Internet über den perfekten Gebrauchtwagen.
...nehmen Infos von vertrauten Markenhändlern.
...greifen auf andere Informationen aus dem Internet zurück.
... informieren sich in Sozialen Netzwerken, Foren oder Blogs.
...gaben "Sonstiges" an.
Dabei vertrauen die Käufer vor allem auf Privatangebote und Markenhändler. Nach Angaben der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) kauften 41 Prozent ihren Gebrauchten bei Privatleuten, Markenhändler wickelten 38 Prozent der Deals ab. Die Reihenfolge könnte sich aber bald ändern: Gegenüber 2013 verloren die Privatverkäufe zwei Prozentpunkte, die Markenhändler konnten hingegen fünf Prozentpunkte zulegen. Der freie Handel folgt rund jedem fünften Gebrauchtwagen etwas abgeschlagen.
So oder so: Gebrauchtwagen sind so teuer wie nie – im Schnitt 9.870 Euro. Vor zehn Jahren waren es noch nicht einmal 8.000 Euro. Da die Neuwagen immer teurer werden – im selben Zeitraum von 24.090 auf 28.330 Euro – haben auch die Gebrauchten ordentlich zugelegt.
Wir zeigen, wie Sie in sieben Schritten für möglichst wenig Geld Ihren gebrauchten Traumwagen finden.
Wie finde ich das richtige Modell?
Ob der preiswerte Kleinwagen für den Fahranfänger, der robuste Kombi für Beruf und Familie oder der als Neuwagen sündhaft teure Traum-Sportwagen: Die Motivationen für einen Gebrauchtwagenkauf sind höchst unterschiedlich. Wer sich bei der Suche nicht auf ein spezielles Modell festlegt, kann im besten Fall einige tausend Euro sparen. Wer zum Beispiel eine gute Luxuslimousine will und nicht an eine Marke gebunden ist, kann anstelle von A8, 7er oder S-Klasse einen Blick auf den VW Phaeton werfen. Für den Oberklasse-Volkswagen gibt es kaum Nachfrage, die Preise sind entsprechend niedrig.
Statt nach einem anderen Modell zu suchen, rät Malte Krüger, Geschäftsführer der größten deutschen Gebrauchtwagen-Börse mobile.de, an einem anderen Ort zu suchen. „Oft sind der Preis und die Nähe zum Wohnort die wichtigsten Kriterien bei der Gebrauchtwagensuche“, sagt Krüger. „Es lohnt sich aber ein Blick über die Grenzen der Stadt oder des Bundeslandes hinaus. So sind zum Beispiel SUVS in Mecklenburg-Vorpommern im Schnitt 15 Prozent günstiger als in Baden-Württemberg.“
Wo finde ich Informationen über das Auto?
„Es kann ein guter Anfang sein, einfach im Bekanntenkreis zu fragen“, sagt Jürgen Wolz, technischer Leiter beim TÜV Süd. „Oft haben Bekannte oder Verwandte bereits hilfreiche Erfahrungen mit einem Modell oder auch einer Händler-Werkstatt in der Nähe gemacht.“ Als Lektüre empfiehlt der Autoexperte unter anderem den TÜV-Report, die ADAC-Pannenstatistik und Dauertests der Fachmagazine. „Die bilden aber nicht den gesamten Markt ab, über exotische Modelle sagen sie wenig aus.“
Das gilt auch für Gebrauchtwagentests in den Fachmedien. Hier wird meist ein Fahrzeug unter die Lupe genommen. Dabei werden zwar auch die baureihenspezifischen Mängel genannt, von dem Zustand des gefahrenen Exemplars kann aber nur bedingt auf ein anderes Fahrzeug desselben Modells geschlossen werden.
Kryptische Kürzel in Auto-Anzeigen
Erste oder zweite Hand – dieses Kürzel gibt die Anzahl der Vorbesitzer an.
4WD und AWD stehen für Four-Wheel-Drive oder All-Wheel-Drive, sprich Allrad-Antrieb. Steht FWD in der Anzeige, handelt es sich um ein Auto mit Frontantrieb, bei RWD (Rear-Wheel-Drive) werden die Hinterräder angetrieben.
Das Kürzel steht für die Hauptuntersuchung. In der Regel steht noch dabei, wann die nächste HU fällig wird oder wie lange die aktuelle Hauptuntersuchung noch gültig ist.
Über das Kürzel ACC dürften eher Interessenten von neuwertigen Premiumautos stolpern: ACC steht für Adaptive Cruise Control und meint die automatische Geschwindigkeitsregelung. Das ist ein von einem Radar unterstützter Tempomat, der bei zu dichtem Auffahren auf das vorausfahrende Auto selbstständig abbremst und den eingestellten Abstand einhält.
Taucht dieses Kürzel auf, hat das Auto eine Klimaanlage.
Wenn das Kürzel ATM in der Anzeige auftaucht, ist Vorsicht geboten: ATM steht für Austauschmotor. Dann gilt es, den Rest des Fahrzeuges genauer zu begutachten: Wenn die Substanz des Autos stimmt, ist ein Austauschmotors positiv zu bewerten. Wenn der Motor aber nicht wegen eines technischen Problems, sondern wegen mangelnder Pflege getauscht werden musste, sollte man von diesem Angebot die Finger lassen.
CNG steht für Compressed Natural Gas – es ist ein Erdgasfahrzeug. Achtung: Nicht mit LPG verwechseln!
Das annoncierte Fahrzeug hat einen Dieselpartikelfilter. Wichtig für die Kunden, die mit ihrem Diesel auch in Umweltzonen fahren wollen.
Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP, bei vielen Herstellern auch DSC (Dynamic Stability Control) genannt, gehört bei den meisten Autos inzwischen zum Standard.
DSG steht für Direktschaltgetriebe – das ist die von Volkswagen eingeführte Bezeichnung für ein Doppelkupplungsgetriebe, eine besondere Art Automatikgetriebe. Die Abkürzung DKG hat sich nicht durchgesetzt, sodass in Anzeigen auch außerhalb des VW-Konzerns das Kürzel DSG üblich ist.
Kurz und knapp: elektrische Fensterheber.
EZ steht für Erstzulassung. Das nachfolgende Datum gibt an, wann das Auto erstmals von einem Händler oder Käufer zugelassen wurde. Sobald eine Erstzulassung vorliegt, handelt es sich um einen Gebrauchtwagen, sonst ist es ein Neuwagen.
Wenn FP in der Anzeige steht, will der Verkäufer nicht über den Preis verhandeln – der Festpreis ist also fix.
Der beworbene Wagen steht auf Leichtmetallfelgen, umgangssprachlich auch Alufelgen genannt.
LPG steht für Liquified Petroleum Gas und wird in Duetschland auch als Autogas verkauft. Nicht mit Erdgasfahrzeugen (CNG) verwechseln: Es handelt sich um unterschiedliche Systeme, die nicht miteinander kompatibel sind – wie Benzin und Diesel.
Mit dem NP (Neupreis) gibt der Käufer bekannt, was das Auto als Neuwagen ursprünglich gekostet hat.
SH heißt, dass der Wagen Scheckheft-gepflegt ist. Tipp: Nicht nur auf die Angabe vertrauen, sondern auch bei dem Besichtigungstermin das Scheckheft zeigen lassen.
Der Wagen hat nicht einen SD-Karten-Slot für Musikdateien, sondern ein Schiebedach.
Anders als beim Festpreis (FP) lässt der Verkäufer hier mit sich über den Preis reden, schließlich hat er in der Annonce nur eine Verhandlungsbasis genannt.
WA steht für Werksangehörigen. Soll heißen, ein Mitarbeiter des Händlers oder Autobauers ist den Wagen über ein spezielles Mitarbeiterleasing gefahren. Solche Fahrzeuge sind oft etwas teurer, aber meist in einem sehr guten Zustand.
Neben den Sommerreifen ist auch noch ein Satz Winterreifen dabei. In Anzeigen oft auch als "achtfach bereift" bezeichnet.
Heute bei den meisten Gebrauchtwagen Standard: die Zentralverriegelung.
Die Daten, die der TÜV-Report etwa über die Ergebnisse der Hauptuntersuchungen oder der ADAC über die Einsätze seiner Pannenhelfer sammelt, sind eher Hinweis denn konkrete Kaufempfehlung. „Generelle Daten über ein Modell zeigen eine Tendenz, ob eine Baureihe zuverlässiger ist oder eher nicht. Beim Gebrauchtwagenkauf kommt es aber letztendlich immer auf den individuellen Zustand des Fahrzeugs an“, so Wolz.
Oft kann sich auch ein Besuch bei verschiedenen Händlern lohnen. Zum Teil sagt beim Schlendern über den Parkplatz ein Modell spontan zu. Zudem bekommt man einen Eindruck, in welchem Zustand die Gebrauchtwagen je nach Alter sind. Ob der Händler die Schwächen seines Autos aber ähnlich offen anspricht wie der Fachmann aus dem Bekanntenkreis, darf angezweifelt werden.
Markenhändler, freier Handel oder doch privat?
Wie kann ich seriöse von unseriösen Annoncen unterscheiden?
Jeder Gebrauchtwagenkäufer versucht, den Traumwagen zum Schnäppchenpreis zu finden. Genau diese Sehnsucht können sich Betrüger zunutze machen: Mit unschlagbar günstigen Angeboten verleiten sie Gebrauchtwagenkäufer zu unklugen Entscheidungen – etwa zu Zahlungen per Vorkasse, weil der Traumwagen noch im Ausland steht und die Kosten für den Transport vorab beglichen werden sollen. Hier ist Vorsicht geboten: Ist ein Angebot zu schön, um wahr zu sein, ist es das meist nicht.
Auch die Art der Kontaktaufnahme kann ein Hinweis sein. Möchte ein Händler nur per Mail kommunizieren, ist das verdächtig – ein seriöser Händler muss auch per Telefon, nach Möglichkeit über einen Festnetzanschluss, erreichbar sein. Ist die angegebene Telefonnummer falsch, sollten Sie das Inserat bei der Online-Börse als verdächtig melden.
Woraus sich der Preis eines Neuwagens zusammensetzt
Der Listenpreis (brutto) des untersuchten Kompaktwagens liegt bei 26.780 Euro.
Quelle: Institut für Automobilwirtschaft (IFA)
Der Staat kassiert bei diesem Neuwagenpreis 4.276 Euro Mehrwertsteuer, was bei unserem Kompaktwagen zu einem Nettolistenpreis von 22.504 Euro führt. Dieser Nettopreis wird im Folgenden als 100 Prozent betrachtet.
9.789 Euro oder 43,5 Prozent des Nettopreises
2.250 Euro oder 10 Prozent des Nettopreises
2.138 Euro oder 9,5 Prozent des Nettopreises
1.350 Euro oder 6 Prozent des Nettopreises
1.013 Euro oder 4,5 Prozent des Nettopreises
563 Euro oder 2,5 Prozent des Nettopreises
450 Euro oder 2 Prozent des Nettopreises
Beim Händler bleiben 3.713 Euro oder 16,5 Prozent des Nettopreises hängen
Bei einem Nettopreis von 22.504 Euro kann der Hersteller 1.238 Euro oder 5,5 Prozent als Gewinn verbuchen
Einen Kaufvertrag sollten Sie erst unterschreiben, wenn Sie von dem Wagen überzeugt sind und alle Dokumente und Belege auf dem Tisch liegen. Und kaufen Sie auch nur genau das Auto, das Sie Probe gefahren sind. Ausreden wie „Dieser Wagen ist schon verkauft, ich besorge Ihnen aber ein gleichwertiges Fahrzeug“ zählen nicht – ein anderes Auto macht wieder eine neue Besichtigung und Probefahrt notwendig. Unterschreiben sollten Sie in diesem Fall nichts!
Generell gilt: Im Zweifelsfall lieber auf ein vermeintliches Schnäppchen verzichten als ein zu hohes Risiko eingehen.
Markenhändler, freier Handel oder doch privat?
Hier kommt es darauf an, was der Käufer will. Ältere und günstigere Gebrauchtwagen sind eher von privaten Verkäufern und im freien Handel zu finden, Jahreswagen stehen meist beim Markenhändler auf dem Hof. „Junge Gebrauchtwagen von einem Markenhändler sind ein guter Tipp“, sagt Wolz. „Die Hersteller nehmen ihre Leasingfahrzeuge zurück, bereiten sie auf und reparieren wenn nötig. Dazu gibt es oft eine Gebrauchtwagen-Garantie. Damit bin ich als Käufer recht gut abgesichert.“
Bei freien Händlern sei es ein guter Anhaltspunkt, ob der Betrieb über eine eigene Werkstatt verfüge. „Mit Werkstatt checkt und repariert er die Autos selbst“, so der TÜV-Experte. „Ohne Werkstatt ist es meist nur ein An- und Verkauf, der möglichst ohne zusätzliche Kosten weiterverkaufen will. Da ist Vorsicht und eingehende Inaugenscheinnahme geboten.“
Eine Werkstatt fällt bei Privatverkäufern natürlich weg, der Interessent muss den Angaben des Verkäufers vertrauen. Dieser haftet zwar im Gegensatz zu Händlern nicht für Sachmängel, muss sich aber auch an das halten, was er verspricht.
Wie wichtig sind die Vorbesitzer des Gebrauchtwagens?
TÜV-Experte Wolz fasst es in einer Grundregel zusammen: „Je älter ein Auto ist, desto relevanter wird die Pflege durch den Vorbesitzer.“ Jungen Gebrauchten schadet auch ein etwas rauerer Umgang nur wenig. Bei älteren Autos – der deutsche Durchschnitts-Gebrauchte hat immerhin 6,2 Jahre auf dem Buckel – kann es aber durchaus relevant werden, ob der Wagen auf der Kurzstrecke im städtischen Stop-and-Go-Verkehr unterwegs war, Hunderttausende Kilometer auf der Autobahn gefressen oder den Großteil seines Lebens in einer wohl klimatisierten Garage verbracht hat.
„Pauschale Aussagen, welche Anzahl an Vorbesitzern oder welche Laufleistung noch gut ist, kann man kaum treffen“, sagt Krüger. „Es gibt Autos mit vier Vorbesitzern, die in einwandfreiem Zustand sind. Andere sind bereits von einem verschlissen.“
Selbst ehemalige Mietwagen sind heute kein No-Go mehr. Sprüche wie „Don’t be gentle to your rental“ oder „Das schnellste Auto ist das, das dir nicht gehört“ beschreiben zwar freundlich, wie viele Fahrer mit ihrem Mietwagen umgehen, grundsätzlich ausschließen muss man sie als Gebrauchten aber nicht mehr.
Die Anbieter tauschen ihre Fahrzeuge zum Teil nach wenigen Monaten bereits wieder aus, zudem werden sie über entsprechende Service-Verträge mit den Herstellern oft regelmäßiger gewartet als so manch Privatwagen. Ein zweiter Blick ist laut Wolz aber dennoch angebracht. „Bei ehemaligen Mietwagen muss man genauer hinschauen“, sagt der TÜV-Experte. „Generell sind aber die Fahrzeuge qualitativ besser geworden, so dass sie auch mehrere Mieter aushalten.“
Was bei der Probefahrt zu beachten ist
Worauf muss ich beim Besichtigungstermin achten?
Früher gab es in vielen Zeitungsanzeigen nur ein kleines Foto von der Größe einer Briefmarke – wenn überhaupt. Heute werden die Gebrauchtwagen in den Internet-Börsen mit bis zu 15 Bildern oder sogar einem kleinen Video beworben. Bereits in der Annonce kann sich der Interessent so einen guten Eindruck von dem Auto machen – eine Besichtigung ersetzen die Fotos aber noch lange nicht.
Selbst ein Laie kann bei einem Gang um den Wagen die wichtigsten Punkte kontrollieren:
Die Checkliste für den Rundgang
Gummidichtungen an Türen und Scheiben müssen biegsam und geschmeidig sein. Sind sie bereits porös oder rissig, ist Vorsicht geboten.
Farbunterschiede, Wellen oder matte Stellen deuten auf schlecht reparierte Schäden hin. Bei alten Autos kann zusätzlich mit einem Magneten kontrolliert werden, ob Rostschäden unter dem Lack gespachtelt wurden oder nicht: Hält der Magnet, ist noch Metall unter dem Lack. Fällt er runter, hat man es mit großen Mengen Spachtelmasse zu tun.
Lichtcheck: Funktionieren alle Scheinwerfer und Leuchten? Sind alle Scheiben und Gehäuse intakt?
Ist irgendwo Öl zu sehen? Sichtbare Tropfen oben oder unten am Motor und Getriebe deuten auf kaputte Dichtungen oder Schlimmeres hin – es wird auf jeden Fall teuer.
Wie alt sind die Reifen? Die sogenannte DOT-Markierung an der Seite gibt an, in welcher Kalenderwoche der Reifen produziert wurde (0513 stammt zum Beispiel aus der 5. Kalenderwoche des Jahres 2013). Sind die Reifen alt oder das Profil abgefahren(vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter, Experten empfehlen mindestens zwei bis drei Millimeter), müssen sie ersetzt werden. Sind die Reifen ungleichmäßig abgefahren, hat das Fahrwerk eine Macke.
Auch über den Umgang des Fahrers mit dem Auto können die Reifen einiges aussagen: Wurden zum Beispiel bei einem Sportwagen mit Heckantrieb nur die beiden Reifen an der Hinterachse durch neuere ersetzt, deutet das darauf hin, dass der Vorbesitzer öfters die Leistung seines Autos ausgenutzt hat – mit weiteren Folgen für Fahrwerk und Motor.
Die Auspuffrohre unter dem Auto und der Schalldämpfer am Heck sind der Witterung und dem Straßendreck die ganze Zeit ausgesetzt: Auf Rost achten!
Sind die Spalte an Türen, Motorhaube, Kofferraumdeckel oder Stoßstangen überall gleichmäßig breit? Passt etwa ein Finger am einen Ende der Motorhaube in den Spalt, am anderen aber nicht mehr, ist irgendetwas verzogen. Der Wagen hatte vermutlich einen Unfall.
Viele Internet-Gebrauchtwagenbörsen und Autoclubs bieten auch entsprechende Checklisten zum Ausdrucken an.
Wer sich unsicher ist oder keinen Fachmann in der Bekanntschaft hat, der bei Besichtigung und Probefahrt dabei ist, kann das Auto auch von externer Stelle durchchecken lassen – etwa bei Prüfstellen von TÜV, Dekra und KÜS, in freien Werkstätten oder bei Autoclubs. Die Kosten hierfür liegen beim TÜV laut Wolz in etwa auf dem Niveau einer Hauptuntersuchung.
Christian Schäfer, Leiter Technik und Verkehr beim norddeutschen ADAC-Regionalclub Hansa empfiehlt sogar grundsätzlich einen technischen Check vor der Unterschrift. „Ich würde nie blind ein Auto kaufen“, sagt Schäfer. „Natürlich können wir nicht in den Motor schauen, aber auf der Hebebühne sieht man viel, kann den Allgemeinzustand beurteilen und feststellen, ob Verschleißteile wie Bremsen am Ende ihrer Lebenserwartung sind.“
Dazu kommen die Dokumente, denn der Verkäufer muss halten, was er verspricht. Lassen Sie sich die Zulassungsbescheinigung Teil I und II (umgangssprachlich Fahrzeugschein und –brief) zeigen, ebenso das Inspektionsscheckheft wenn versprochen, das Prüfprotokoll der letzten Hauptuntersuchung und falls ein Unfallschaden vorliegt den Reparaturbeleg.
Was kann ich bei der Probefahrt herausfinden?
Selbst wenn der Wagen die Sichtkontrolle überstanden hat, ist er noch lange nicht empfehlenswert. Einige Mängel – speziell bei beweglichen Teilen von Fahrwerk, Getriebe oder Motor – kommen erst beim Fahren ans Tageslicht. Eine ausführliche Probefahrt ist also Pflicht. Für Krüger fängt die Probefahrt bereits mit dem Starten des Motors an. „Bei der Probefahrt ist wichtig, dass der Händler den Wagen nicht hat warmlaufen lassen“, sagt Krüger. „Läuft der Motor beim Kaltstart unrund oder rasselt sogar, ist Vorsicht geboten.“
Was Sie bei der Probefahrt beachten sollten
Bereits beim Kaltstart auf das Motorgeräusch achten. Springt er nur schwer an oder rasselt laut, können Probleme vorliegen. Hier ist derjenige im Vorteil, der bereits mehrere Exemplare eines Modells Probe gefahren ist. Er hört, wenn sich ein Motorengeräusch stark von einem anderen unterscheidet.
Lassen Sie auf gerader Strecke das Lenkrad los – natürlich nur, wenn es der Verkehr erlaubt. Zieht der Wagen nach rechts oder links, ist im besten Fall die Spur falsch eingestellt. Im schlimmsten Fall hat der Anbieter einen Unfallschaden verschwiegen, das ganze Auto kann verzogen sein.
Bei Autos mit Schaltgetriebe alle Gänge durchschalten, auch mit extremen Gangwechseln vom ersten in den vierten Gang. Alle Gangwechsel sollten sich ähneln. Sticht einer heraus, kann ein Schaden vorliegen.
Mit einer Vollbremsung können Sie das ABS überprüfen. Blockieren die Räder und bleiben Bremsspuren auf dem Asphalt, stimmt etwas nicht. Selbiges gilt, wenn der Wagen beim Bremsen nach rechts oder links zieht.
Auch nach einer Testfahrt mit höherem Tempo über die Autobahn oder nach einer Fahrt durch den Stop-and-Go-Verkehr sollten die Anzeigen für Kühlwassertemperatur und Öltemperatur im mittleren Bereich liegen – und nicht schwanken.
Auch während der Fahrt ist die Geräuschkulisse wichtig. „Kritisch sind komische Geräusche aus dem Motor, wenn das Getriebe hakelig schaltet oder irgendetwas während der Fahrt zu schleifen scheint“, sagt Wolz. „Dann lohnt sich der Vergleich mit einem ähnlichen Fahrzeug von einem anderen Händler.“
Neben etwaigen technischen Eigenheiten des Gebrauchtwagens kann der Kunde während den ersten Metern noch etwas ganz anderes feststellen: Ist das Auto, der zum Beispiel wegen seines Designs gefallen hat, immer noch der Richtige? „Fahren Sie nicht nur einmal um den Block, sondern auch ein paar Kilometer Autobahn“, sagt Schäfer. „Erst dann merken Sie, ob der Wagen für Sie passt oder nicht.“
Sagt der Wagen immer noch zu, geht es an die Preisverhandlung. Hier sollten Sie die Mängel aufzählen, die Ihnen bei der Besichtigung und Probefahrt aufgefallen sind. Voraussetzung für eine erfolgreiche Verhandlung: Man muss das Angebotsumfeld kennen. Informieren Sie sich über die Preise von vergleichbaren Angeboten, am besten vorab. Falls nicht: Die meisten Internet-Börsen bieten heute auch Apps für das Smartphone an.
Zuviel der Mühe? Keineswegs: „Die Hälfte der Verkäufer weiß, dass demnächst größere Reparaturen anfallen“, sagt Carsten Bräuer von der Dekra. Das bedeutet nicht, dass Sie niemandem mehr über den Weg trauen sollten – aber Vorsicht ist stets angebracht.